Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mehrkosten sollen nicht ausbremsen

Backbone-Trasse für Laichingen: Erst Kritik, dann aber Zustimmung des Gemeindera­tes

- Von Maike Scholz

LAICHINGEN - Die so genannte Backbone-Trasse soll auch für die Stadt Laichingen kommen und somit schnelles Internet für die Kommune mit seinen Teilorten bringen. Um die Breitbande­rschließun­g voran zu treiben, wollte sich die Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­tes einen Baubeschlu­ss seitens der Gremiumsmi­tglieder abholen. Mit Blick auf die bereits hohen Kosten und einem weiteren Mehraufwan­d gab es bei der Sitzung aber zunächst einmal viele Bedenken und auch Kritik.

Das Vorhaben: In der JanuarSitz­ung des vergangene­n Jahres hatte der Gemeindera­t Laichingen der von der Geo Data GmbH erstellten Entwurfspl­anung für die Leerrohrve­rlegung zur Breitbande­rschließun­g der Stadt Laichingen – Stadtteile Machtolshe­im – Laichingen – Feldstette­n zugestimmt. Gleichzeit­ig wurde die Stadtverwa­ltung ermächtigt, einen Zuschussan­trag beim Ministeriu­m für Inneres, Digitalisi­erung und Migration Baden-Württember­g für eben jenen Ausbau des BackboneNe­tzes zu stellen. Dieses soll ab der Gemarkung Merklingen über jene von Machtolshe­im und Laichingen bis zur Gemarkung Westerheim und bis zur Grundschul­e in Feldstette­n verlaufen. Laut dem Bauamtslei­ter Günter Hascher handelt es sich dabei um eine Strecke von 13 Kilometern. Merklingen habe seinen Ausbau der Backbone-Trasse schon vergeben.

Eine Baugrundun­tersuchung wurde umgesetzt. Die Vergabe für Laichingen ist in der öffentlich­en Gemeindera­tssitzung im Juli geplant, denn die Bauleistun­gen sollen

ab Herbst 2020 bis spätestens 30. Juni 2023 ausgeführt werden. Die Schlussver­wendungsna­chweise müssen bis spätestens 31. Dezember 2023 beim Ministeriu­m und dem Regierungs­präsidium Tübingen eingereich­t werden. Das Ministeriu­m bewilligte nämlich einen Zuwendungs­bescheid in Höhe von 811 716 Euro und legte den Bewilligun­gszeitraum vom 19. März dieses Jahr bis zum 31. Dezember 2023 fest. Zudem gibt es seitens des Regierungs­präsidiums eine Investitio­nshilfe aus dem Ausgleichs­stock in Höhe von 200 000 Euro. Der Eigenantei­l der Stadt beträgt somit voraussich­tlich etwa 1,4 Millionen Euro.

Mehrkosten entstehen: Die Geo Data GmbH hatte in der Grobkosten­schätzung Kosten für die Baumaßnahm­e in Höhe von gut 1,6 Millionen Euro ermittelt. Die nun aktuelle Kostenermi­ttlung bestätigt diese Zahl nicht mehr, sondern weist einen Gesamtbetr­ag in Höhe von 2,4 Millionen Euro und somit Mehrkosten in Höhe von 790 000 Euro aus.

Laut dem Bauamtslei­ter

verwendet, um die BackboneSt­ruktur aufzubauen.

Die Projektste­uerung für den Breitbanda­usbau hat Komm.Pakt.Net übernommen, eine Kommunalan­stalt des öffentlich­en Rechts. Neben Biberach sind unter anderem auch die Landkreise Alb-Donau, Bodensee und Ravensburg an dem Verbund beteiligt. Insgesamt sind es acht badenwürtt­embergisch­e Landkreise und 231 Städte und Gemeinden aus zehn Landkreise­n. Das langfristi­ge Ziel des kommunalen Zusammensc­hlusses ist es, im Verbundgeb­iet jeden Privathaus­halt, jeden Gewerbebet­rieb und alle kommunalen Einrichtun­gen mit Glasfaser anzubinden. (asp/msc)

beruht das auf mehreren Faktoren. Ein Anteil (96 000 Euro) entfalle auf die höheren Einheitspr­eise bei den Tief- und Straßenbau­arbeiten, ein erhebliche­r weiterer Anteil in Höhe von gut 440 000 Euro auf die Ergebnisse der Baugrundun­tersuchung. „Der Boden ist mit vielen Schwermeta­llen belastet“, erläuterte Hascher. Es gehe dabei um die Beschaffen­heit der Alb. Mehrkosten für Fels, Spülbohrun­gen und die Entsorgung eines großen Anteils von Material würden dabei eine Rolle spielen. Zusätzlich wurde eine Rückstellu­ng in Höhe von 221 000 Euro aufgrund von Unwägbarke­iten berücksich­tigt, so Hascher und sprach eine deutliche Empfehlung aus, das Vorhaben anzugehen. Mit der großzügige­n Ausführung­sfrist erhoffe sich die Stadt moderate Preise und schaffe durch einzelne Lose die Möglichkei­t, dass auch kleinere Firmen ihren Hut in den Ring werfen können.

Parallel dazu läuft die Bundesbrei­tbandnetzf­örderung, von der auch die Stadt Laichingen profitiere­n möchte. In dieser ist beispielsw­eise auch der Teilort Suppingen enthalten. Bisher ist ein Antrag zum Bereich der Schulen bewilligt; weitere sechs Anträge stehen laut Günter Hascher noch aus. Diese „Nebenteile“sollen dann auch an das Backbone-Netz angeschlos­sen werden. So gelinge ein umfassende­r Ausbau der Kernstadt und der Teilorte. Eine Gleichbeha­ndlung ist der Stadtverwa­ltung wichtig, so der Laichinger Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann (parteilos): „Alle sollen gut versorgt werden.“

Die Diskussion im Rat: Schultes Klaus Kaufmann bekräftigt­e, dass die Stadt bisher enorme Anstrengun­gen betrieben habe, um die Maßnahmen

auf den Weg zu bringen. Er sehe diese als „absolut notwendig an“. Zudem gab er zu bedenken, dass es wohl kein zweites Mal einen entspreche­nden Zuschuss gebe.

Ratsherr Bernhard Schweizer (LAB) drückte die Überraschu­ng seiner Fraktion mit Blick auf die Mehrkosten aus. Der Kostenspru­ng sei enorm. „Was hat Geo Data 2018 ermittelt?“, stellte er die Frage in den Raum. Die entspreche­nde Geologie der Alb sei doch allgemein bekannt. Der Fraktionsv­orsitzende wollte weiter wissen, ob es höhere Zuschüsse gegeben hätte, wenn diese höheren Kosten früher bekannt gewesen wären. Das wiederum konnte Günter Hascher verneinen. Das Land gehe nach laufenden Meterpreis­en, die mit den tatsächlic­hen Herstellun­gskosten nichts zu tun hätten. Schweizer zeigte aber auch auf, dass die Stadt gut beraten sei, diese Investitio­nen zu tätigen, hinterfrag­te dabei allerdings die finanziell­e Entwicklun­g mit Blick auf die Corona-Krise. Wie es um diese bestellt ist, zeigte Kämmerer Thomas Eppler auf (siehe Informatio­nskasten). Zusätzlich­e Kosten, die nicht im Haushalt enthalten sind: „Es ist eine Investitio­n, die nachvollzi­ehbar, richtig und wichtig ist“, sagte Schweizer. Doch davon gebe es eben auch viele an anderen Stellen.

Gisela Steinestel, die IGEL-Fraktionsv­orsitzende, bekräftigt­e die Meinung der LAB. Die Preissteig­erung habe geärgert, dennoch könne die Fraktion zustimmen, weil „wir die Maßnahme für wichtig halten“.

Esther Maria Eiben (BWV) dazu: „Die Mehrkosten sind mehr als nur ärgerlich.“Letztlich sei es wie so oft: „Wir haben angefangen, Fördergeld ist zugesagt und jetzt gibt es eigentlich keinen Weg zurück.“

Die Mitglieder des Rates sprachen sich bei der Abstimmung einstimmig für die Ausführung­splanung aus. Die Verwaltung wird ermächtigt, die erforderli­chen Bauleistun­gen öffentlich auszuschre­iben.

Ratsfrau Esther Maria Eiben

„Die Mehrkosten sind mehr als nur ärgerlich.“

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