Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Westerheim mietet Schneepflug – vorerst
Kaufen oder Mieten ist eine Frage beim Westerheimer Gemeinderat
WESTERHEIM - 50 Jahre lang hat die Baufirma Nille den Schnee von Westerheimer Straßen geräumt, bis Inhaber Ewald Nille nach dem kurzen und heftigen Winter Anfang 2019 den Winterdienstvertrag mit der Gemeinde kündigte – aus Personalgründen, wie er damals darlegte. Seitdem ist der Winterdienst immer wieder Thema im Westerheimer Gemeinderat. Ein neuer Dienstleister wurde bisher nicht gefunden. Die Frage ist: Soll der Bauhof mit eigenen oder mit gemieteten Maschinen die Straßen räumen?
Schon als im Juli des vergangenen Jahres der neugewählte Gemeinderat erstmals zusammentrat, entwickelte sich eine heftige Diskussion darüber, ob die Gemeinde ein auch zum Schneeräumen geeignetes Fahrzeug mieten oder gar kaufen sollte oder ob man auf so ein Fahrzeug und die damit verbundenen Ausgaben nicht besser verzichten könnte.
Damals beschloss der Gemeinderat mehrheitlich, einen „Fendt Mietschlepper
211 S3 mit Hydrac Schneepflug LBIII 280 CGT und Geräteentlastungsventil“der Firma BayWa AG mit einer monatlichen Miete von 1700 Euro zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer für ein halbes Jahr mit 200 Betriebsstunden anzumieten.
Nun ist das Thema „Fendt-Mietschlepper“erneut Thema im Westerheimer Gemeinderat. Denn es habe sich trotz intensiver Suche des Bürgermeisters Hartmut Walz keine Firma gefunden, die den Winterdienst für die Gemeinde Westerheim verrichten möchte.
Deswegen schlägt Walz in der jüngsten Gemeinderatssitzung erneut vor, den Fendt-Schlepper von der Firma BayWa für ein weiteres halbes Jahr zu mieten, inklusive 200 Betriebsstunden für 1700 Euro pro Monat zuzüglich der Mehrwertsteuer. Der Vertrag wäre also zu den selben Konditionen wie der vorangegangene. Dabei entstünden der Gemeinde jährliche Kosten in Höhe von 12 138 Euro brutto. Entsprechende Mittel seien auch im Haushaltsplan eingestellt, sagt Walz.
Anders als bei einem Dienstleister wie Nille ist beim Schleppermietvertrag kein Fahrer inkludiert. Das bedeutet, dass die Bauhofmitarbeiter den Fendt fahren und bedienen. Die Mitarbeiter seien mit dem Fendt sehr zufrieden gewesen, sagt Walz. Das liege unter anderem daran, dass das Fahrzeug einfach zu fahren sei. Unter anderem deswegen empfiehlt er dem Gemeinderat, das Fahrzeug für den kommenden Winter zu mieten.
Ratsherr Pius Kneer stand dem „Mietschlepper“schon im vergangenen Sommer kritisch gegenüber und bezweifelt auch heuer den Nutzen des Fahrzeugs. Walz entgegnet: „Wir wussten doch nicht, dass der Winter so warm wird.“Er erläuterte, dass die vollen 200 Betriebsstunden des Fendt, trotz des milden Winters ausgenutzt worden seien und so die anderen Fahrzeuge hätten geschont werden können. Er rechnet auf: „Im Zeitraum von 1. Dezember 2019 bis zum 1. Mai 2020 wurden auf den Fendt der Gemeinde nur 96 Betriebsstunden gefahren und auf den Holder
nur 91 Betriebsstunden. Auf den Steyer wurden 123 Betriebsstunden gefahren. Der Radlader ist in diesem Zeitraum 188 Betriebsstunden gefahren worden. Vergleichsweise dazu ist er im Zeitraum von Januar bis November 2019 609 Betriebsstunden gefahren.“
Somit sei die Mietvariante finanziell gar nicht so verkehrt für die Gemeinde, schone sie doch die eigenen Fahrzeuge.
Nach einer längeren Diskussion einigt man sich auf einen Kompromiss: Im kommenden Winter wird das Mietfahrzeug eingesetzt, das von Bauhofmitarbeitern gefahren wird. Parallel wird aber geprüft, ob es auf längere Sicht nicht günstiger für die Gemeinde Westerheim wäre, wenn ein eigenes Räumfahrzeug angeschafft würde. Das könne dann auch gerne ein gebrauchtes sein.
Auf Anregung einiger Gemeinderäte erklärte Bürgermeister Walz, dass in den Haushaltsplanberatungen für 2021 berücksichtigt werden kann, ein zusätzliches Fahrzeug für den Winterdienst anzuschaffen.