Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Arbeiten an der Aach sorgen für Diskussionen im Rat
Quintus attackiert Planungsbüros und Nachbarkommunen – Seibold versucht zu vermitteln
BLAUBEUREN - Strukturverbessernde Maßnahmen sollen die Ökologie der Aach bei Blaubeuren nachhaltig verbessern. Was als ganz normaler Tagesordnungspunkt im Blaubeurer Gemeinderat begann, erfuhr eine unerwartete Schärfe, als Ratsmitglied Gerhard Quintus die ausführenden Planungsbüros und die Nachbarkommunen attackierte.
Die Gründe warum die Aach in einem nicht allzu guten Zustand ist, was die Gewässerqualität angeht, sind laut Gutachten des promovierten Gewässerexperten Karl Wurm breit gefächert. Deswegen hat die Stadt Blaubeuren eine Planung in Auftrag gegeben um einige Probleme zu beseitigen. Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Verwaltung die Ausführung der Arbeiten nun ins kommende Jahr verschoben. Im Januar und Februar sollen vorbereitend nötige Gehölzarbeiten erledigt werden und von Juli bis September sämtliche Maßnahmen, wie beispielsweise die Erstellung von sogenannten Bermen und den Einbau von Ablenkelementen stattfinden, die eine höhere Fließgeschwindigkeit bringen und somit die Sedimentproblematik der Aach lösen sollen. Insgesamt kosten die Maßnahmen die Stadt rund 107 000 Euro.
Sowohl bei den Vertretern der Ortschaftsräte als auch in den Fraktionen herrschte Freude und Zustimmung, was die Maßnahmen anging. Alleine Gerhard Quintus (Grüne) attackierte die Pläne scharf.
Es sei schade, dass die Zustimmung zur Planung im Eilverfahren erfolgt sei, deswegen seien die Schwachpunkte der Planungen nicht rechtzeitig aufgefallen so Quintus. Er habe seit einigen Monaten eine Arbeitskreis Aach gegründet. Dort hätten sich Umweltschutzverbänden, Fischer, Anwohner sowie Tierärzte und andere Interessierte aus Blaubeuren und Schelklingen zusammengefunden, die vor allem an der Informationsbeschaffungen für Verschmutzungen arbeiten würden. „Das Büro Tränkle hat bei den Naturschutzorganisationen keinen besonders guten Ruf und auch das Büro Pirker und Pfeiffer ernten bei ihnen kein großes Lob“, bemängelte Quintus, ohne jedoch genaue Sachverhalte zu nennen. Ferner ging er das zugrundeliegende Gutachten aus dem Jahr 2018 harsch an, da dieses bei den Blaubeurer Maßnahmen kein Ausräumen der Sedimente vorsieht. Die Reaktionen in seinem Arbeitskreis auf gewisse Aussagen seien von kritisch bis hin zu Gelächter gewesen. „Wie das Gutachten zum Ergebnis kommt, dass die Kläranlagen Schelklingen und Heroldstatt keine Rolle (bei der Eintrübung der Aach, Anm. d. Red.) spielen ist uns ein Rätsel. Vergangenes Wochenende bin ich selbst die Aach abgegangen. Am alten Bahnwärterhaus war das Wasser noch klar, oberhalb des Parkplatz Geißenklösterle dann stark eingetrübt. Die Trübung hatte ihren Ursprung bei der Einleitung der Kläranlage Heroldstatt.“Ferner argumentierte Quintus, dass sich die Wasserqualität des Bach seit Beginn der Einleitung aus Heroldstatt stark verschlechtert hätte. Erika Schermaul, Fraktionsvorsitzende der Grünen erklärt auf Nachfrage: „Die Bedenken gegenüber den beteiligten Planungsbüros und Gutachtern spiegeln die Meinung der Naturschutzvertreter wieder, nicht die Meinung unserer Fraktion. Allerdings bezweifeln wir, dass diese Maßnahmen allein ausreichen werden, dem Grundproblem der Verschlammung der Sohle des Gewässers entgegen zu wirken.“Grundsätzlich befürworte ihre Fraktion die geplanten Maßnahmen zur Erhöhung der Strukturvielfalt am betroffenen Abschnitt der Aach. Deshalb habe auch sie in der Sitzung darum gebeten, nochmals zu prüfen, ob es sinnvoll und möglich wäre, die abgelagerten Sedimente im Zuge der Arbeiten am Gewässer zu entfernen. Quintus habe in seinem Redebeitrag lediglich diese Bedenken unterstreichen wollen, indem er die Sichtweise vieler Vertreter der örtlichen Naturschutzverbände zum Ausdruck gebracht habe. Es sei nicht glücklich gewesen, diese Meinungen im Rahmen der Fraktionsstellungnahme zu zitieren. Besser wäre es gewesen, dafür die allgemeine Aussprache zu nutzen.
Bürgermeister Jörg Seibold fand deutliche Worte: „Mir ist nicht bekannt, dass Büros schlechten Ruf haben. Wenn Sie das als Fakt darstellen, ist das gelinde gesagt problematisch.“Christel Seppelfeld (SPD) wurde noch deutlicher: „Mich würde interessieren, auf welchen belastbaren Fakten diese Vorwürfe der Naturschutzverbände fußen. Das hört sich für mich nach Geschwätz auf der Straße an. Das hier öffentlich zu äußern finde ich schon sehr fahrlässig.“
Seibold erklärte in der Folge weiter, die Verwaltung habe in den vergangenen Monaten immer wieder Meldungen zu Beobachtungen bekommen. Ferner habe er sich, wie bereits in einer vorangegangenen Ratssitzung berichtet (die SZ berichtete), persönlich um die Aufklärung der Sachverhalte bemüht. Er sei nach diversen Gesprächen mit Gewässerexperten sehr vorsichtig mit ultimativen Causalitäten, besonders was Einträge aus Heroldstatt, wie aus Schelklingen angehe. „Ich pflege mit beiden Kommunen ein gutes, nachbarschaftliches Verhältnis. Beide Kommunen tun alles notwendige für den Wasserschutz.“Seibold bot aber auch an das Gespräch mit den Naturschutzverbänden zu suchen, weil er verstehe, dass es unbefriedigend sei, wenn Beobachtungen gemacht werden und man darauf keine eindeutige Antwort bekomme. zudem schränkte er ein, dass die Aach sicher nicht toxisch, sehr wohl aber ein schlechter Lebensraum für Fische sei. Die Maßnahmen seien Schritte um diese Probleme zu verbessern und sicherlich kein rausgeschmissenes Geld. Zudem stehe auch die Verwaltung unter Aufsicht der Gewässerschutzbehörde und bewege sich nicht im rechtsfreien Raum. „Wir machen jetzt erste Schritte, wenn diese nicht ausreichen, machen wir weitere“, äußerte Seibold sehr deutlich.
Die Beschlussfassung fiel in der folge auch deutlich aus. Bei einer Enthaltung (Quintus) wurden die Maßnahmen beschlossen.