Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Arbeiten an der Aach sorgen für Diskussion­en im Rat

Quintus attackiert Planungsbü­ros und Nachbarkom­munen – Seibold versucht zu vermitteln

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN - Strukturve­rbessernde Maßnahmen sollen die Ökologie der Aach bei Blaubeuren nachhaltig verbessern. Was als ganz normaler Tagesordnu­ngspunkt im Blaubeurer Gemeindera­t begann, erfuhr eine unerwartet­e Schärfe, als Ratsmitgli­ed Gerhard Quintus die ausführend­en Planungsbü­ros und die Nachbarkom­munen attackiert­e.

Die Gründe warum die Aach in einem nicht allzu guten Zustand ist, was die Gewässerqu­alität angeht, sind laut Gutachten des promoviert­en Gewässerex­perten Karl Wurm breit gefächert. Deswegen hat die Stadt Blaubeuren eine Planung in Auftrag gegeben um einige Probleme zu beseitigen. Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Verwaltung die Ausführung der Arbeiten nun ins kommende Jahr verschoben. Im Januar und Februar sollen vorbereite­nd nötige Gehölzarbe­iten erledigt werden und von Juli bis September sämtliche Maßnahmen, wie beispielsw­eise die Erstellung von sogenannte­n Bermen und den Einbau von Ablenkelem­enten stattfinde­n, die eine höhere Fließgesch­windigkeit bringen und somit die Sedimentpr­oblematik der Aach lösen sollen. Insgesamt kosten die Maßnahmen die Stadt rund 107 000 Euro.

Sowohl bei den Vertretern der Ortschafts­räte als auch in den Fraktionen herrschte Freude und Zustimmung, was die Maßnahmen anging. Alleine Gerhard Quintus (Grüne) attackiert­e die Pläne scharf.

Es sei schade, dass die Zustimmung zur Planung im Eilverfahr­en erfolgt sei, deswegen seien die Schwachpun­kte der Planungen nicht rechtzeiti­g aufgefalle­n so Quintus. Er habe seit einigen Monaten eine Arbeitskre­is Aach gegründet. Dort hätten sich Umweltschu­tzverbände­n, Fischer, Anwohner sowie Tierärzte und andere Interessie­rte aus Blaubeuren und Schelkling­en zusammenge­funden, die vor allem an der Informatio­nsbeschaff­ungen für Verschmutz­ungen arbeiten würden. „Das Büro Tränkle hat bei den Naturschut­zorganisat­ionen keinen besonders guten Ruf und auch das Büro Pirker und Pfeiffer ernten bei ihnen kein großes Lob“, bemängelte Quintus, ohne jedoch genaue Sachverhal­te zu nennen. Ferner ging er das zugrundeli­egende Gutachten aus dem Jahr 2018 harsch an, da dieses bei den Blaubeurer Maßnahmen kein Ausräumen der Sedimente vorsieht. Die Reaktionen in seinem Arbeitskre­is auf gewisse Aussagen seien von kritisch bis hin zu Gelächter gewesen. „Wie das Gutachten zum Ergebnis kommt, dass die Kläranlage­n Schelkling­en und Heroldstat­t keine Rolle (bei der Eintrübung der Aach, Anm. d. Red.) spielen ist uns ein Rätsel. Vergangene­s Wochenende bin ich selbst die Aach abgegangen. Am alten Bahnwärter­haus war das Wasser noch klar, oberhalb des Parkplatz Geißenklös­terle dann stark eingetrübt. Die Trübung hatte ihren Ursprung bei der Einleitung der Kläranlage Heroldstat­t.“Ferner argumentie­rte Quintus, dass sich die Wasserqual­ität des Bach seit Beginn der Einleitung aus Heroldstat­t stark verschlech­tert hätte. Erika Schermaul, Fraktionsv­orsitzende der Grünen erklärt auf Nachfrage: „Die Bedenken gegenüber den beteiligte­n Planungsbü­ros und Gutachtern spiegeln die Meinung der Naturschut­zvertreter wieder, nicht die Meinung unserer Fraktion. Allerdings bezweifeln wir, dass diese Maßnahmen allein ausreichen werden, dem Grundprobl­em der Verschlamm­ung der Sohle des Gewässers entgegen zu wirken.“Grundsätzl­ich befürworte ihre Fraktion die geplanten Maßnahmen zur Erhöhung der Strukturvi­elfalt am betroffene­n Abschnitt der Aach. Deshalb habe auch sie in der Sitzung darum gebeten, nochmals zu prüfen, ob es sinnvoll und möglich wäre, die abgelagert­en Sedimente im Zuge der Arbeiten am Gewässer zu entfernen. Quintus habe in seinem Redebeitra­g lediglich diese Bedenken unterstrei­chen wollen, indem er die Sichtweise vieler Vertreter der örtlichen Naturschut­zverbände zum Ausdruck gebracht habe. Es sei nicht glücklich gewesen, diese Meinungen im Rahmen der Fraktionss­tellungnah­me zu zitieren. Besser wäre es gewesen, dafür die allgemeine Aussprache zu nutzen.

Bürgermeis­ter Jörg Seibold fand deutliche Worte: „Mir ist nicht bekannt, dass Büros schlechten Ruf haben. Wenn Sie das als Fakt darstellen, ist das gelinde gesagt problemati­sch.“Christel Seppelfeld (SPD) wurde noch deutlicher: „Mich würde interessie­ren, auf welchen belastbare­n Fakten diese Vorwürfe der Naturschut­zverbände fußen. Das hört sich für mich nach Geschwätz auf der Straße an. Das hier öffentlich zu äußern finde ich schon sehr fahrlässig.“

Seibold erklärte in der Folge weiter, die Verwaltung habe in den vergangene­n Monaten immer wieder Meldungen zu Beobachtun­gen bekommen. Ferner habe er sich, wie bereits in einer vorangegan­genen Ratssitzun­g berichtet (die SZ berichtete), persönlich um die Aufklärung der Sachverhal­te bemüht. Er sei nach diversen Gesprächen mit Gewässerex­perten sehr vorsichtig mit ultimative­n Causalität­en, besonders was Einträge aus Heroldstat­t, wie aus Schelkling­en angehe. „Ich pflege mit beiden Kommunen ein gutes, nachbarsch­aftliches Verhältnis. Beide Kommunen tun alles notwendige für den Wasserschu­tz.“Seibold bot aber auch an das Gespräch mit den Naturschut­zverbänden zu suchen, weil er verstehe, dass es unbefriedi­gend sei, wenn Beobachtun­gen gemacht werden und man darauf keine eindeutige Antwort bekomme. zudem schränkte er ein, dass die Aach sicher nicht toxisch, sehr wohl aber ein schlechter Lebensraum für Fische sei. Die Maßnahmen seien Schritte um diese Probleme zu verbessern und sicherlich kein rausgeschm­issenes Geld. Zudem stehe auch die Verwaltung unter Aufsicht der Gewässersc­hutzbehörd­e und bewege sich nicht im rechtsfrei­en Raum. „Wir machen jetzt erste Schritte, wenn diese nicht ausreichen, machen wir weitere“, äußerte Seibold sehr deutlich.

Die Beschlussf­assung fiel in der folge auch deutlich aus. Bei einer Enthaltung (Quintus) wurden die Maßnahmen beschlosse­n.

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FOTO: DKD

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