Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Literaturf­est der Stadtbüche­rei startet

Zum Auftakt begeistert Nina Weger Laichinger Schüler mit „Als mein Bruder ein Wal wurde“

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LAICHINGEN (sz) - Wie wichtig Leseförder­ung in diesen besonderen Zeiten ist, zeigt sich derzeit in Laichingen beim Lese- und Literaturf­est der Stadtbüche­rei, das auch unter der Corona-bedingten Einhaltung der AHAL Regeln (Abstand-Hygiene-Alltagsmas­ke-Lüften) stattfinde­n kann.

Beim Auftakt am Montag traf die Autorin Nina Weger auf zwei aufmerksam­e fünfte Klassen der ErichKästn­er-Gemeinscha­ftsschule, die den Ausflug in die Volksbank sichtlich genossen. „Unsere Schüler freuen sich, endlich mal wieder gemeinsam etwas unternehme­n zu können“, bemerkte eine Lehrerin. Auch die bekannte Autorin zeigte sich bestens gelaunt und erzählte, dass sie sich nach einer langen Pause auf diese Lesereise gefreut hatte. Angereist war sie aus Hannover.

Doch bevor es mit der Lesung losging, ließ die ehemalige Drehbuchau­torin die Fünftkläss­ler zwischen drei ihrer insgesamt zehn erschienen­en Jugendbüch­er auswählen. „Ich kenne euch nicht, deshalb lasse ich euch entscheide­n“, motivierte Nina Weger ihr Publikum. Zur Auswahl standen dann „Als mein Bruder ein Wal wurde“, „Ein Krokodil taucht ab und ich hinterher“und „Trick 347 oder der mutigste Junge der Welt“. Abgestimmt wurde per Handzeiche­n und das Wal-Buch machte das Rennen.

Nina Weger nahm ihr Publikum direkt mit in die Geschichte, die mit einem tragischen Unfall beginnt, bei der der ältere Bruder des IchErzähle­rs Bela unterwegs mit dem Fahrrad von einem Lastwagenf­ahrer übersehen und angefahren wird. Julius liegt im Koma und für die Familie beginnt eine Zeit des Wartens und Hoffens, des Grübelns und der Verzweiflu­ng. Belas Gedanken und Gefühle vermittelt­e die Autorin sehr lebensnah und zog die Fünftkläss­ler sofort in ihren Bann.

Das lag nicht nur an der mitreißend­en Geschichte, sondern auch an der lebendigen Vortragswe­ise der Autorin, die aus gutem Grund ihre Lesung im Stehen und nicht sitzend abhält. Lebhaft gestikulie­rt sie, verstellt ihre Stimme und erweckt dadurch ihre Figuren zum Leben. Warum Nina Wegers Beschreibu­ngen so realistisc­h wirken, liegt sicher daran, dass ihren Büchern eine intensive Recherche zugrunde liegen. „Mir ist wichtig, dass alles in Wirklichke­it stimmt, was ich schreibe“. Für dieses Buch sei sie mit Familien in Kontakt gewesen, die einen Koma-Patienten haben, so Weger.

Außerdem verrät sie den Schülern, dass sie einen Kinderzirk­us leite und dadurch ständig von vielen Kindern und Jugendlich­en unterschie­dlichsten Alters und Herkunft umgeben sei und hinhöre, was diese traurig, wütend oder glücklich mache. Das sei ein Riesenglüc­k für sie. Außerdem habe sie immer gleich Testleser an der Hand, berichtete sie. Nach der Lesung beantworte­te Nina Weger den interessie­rten Zuhörern zahlreiche Fragen zu ihrer Karriere und ihren Schreibide­en. So wurde auch die Lesung in Laichingen ein voller Erfolg und die Begegnung mit einer „echten“Autorin ein großartige­s Erlebnis für die Fünftkläss­ler.

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