Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mehr Interesse bei Lehrkräften wecken
Zu den Leserbriefen „Zeitzeugenberichte von verjagten Laichinger Juden fehlen“vom 8. Oktober und „Nichts erinnert in Laichingen an die Juden“vom 13. Oktober haben wir folgende Leserzuschrift bekommen.
Als Mitorganisatorin der seit einigen Jahren auch in Laichingen stattfindenden Veranstaltungen zum Europäischen Tag der Jüdischen Kultur sowie zum Gedenken an die Pogromnacht 1938 fand ich es bedauerlich, dass diese fast ausschließlich bei der älteren Generation auf Interesse stießen, kaum jedoch bei den jetzt in den Schulen in Laichingen tätigen Lehrkräften – die ja tatsächlich die nachfolgenden Generationen
unterrichten . Dies galt nicht nur für Informationsveranstaltungen zur gegenwärtigen Situation jüdischer Gemeinden in Deutschland und zur jüdischen Geschichte (z.B. auch in Laichingen), sondern auch für die Präsentation des Films „Kaddisch für einen Freund“. In der Ankündigung wurde extra auf die für Jugendliche sehr gute Eignung hingewiesen, da er die Geschichte eines arabischen Jugendlichen im Konflikt mit dem überkommenen Antisemitismus seiner Clique und der eigenen neu aufgebauten Freundschaft zu einem betagten jüdischen Nachbarn zeigt (es gibt sogar Unterrichtsmaterial für die Klassen 8 und 9). Leider war unter den Besuchern nur eine einzige Lehrkraft
vom Gymnasium. Für die Lehrkräfte der anderen Schulen hätte, nicht nur im Blick auf die dort unterrichteten Kinder aus arabischen Ländern, der Film sicher Interesse verdient gehabt.
Im nächsten Jahr 2021 wird deutschlandweit mit zahlreichen Veranstaltungen zur deutsch-jüdischen Geschichte an den Beginn des Zusammenlebens von Juden und Nichtjuden vor 1700 Jahren erinnert werden: Anlass ist die erste urkundliche Erwähnung von Juden im Stadtrat von Köln im Jahre 321. Auch in Laichingen werden etliche Veranstaltungen zu diesem Jubiläum angeboten – so soll es neben einer großen Ausstellung zur Geschichte und Vorgeschichte des Staates Israel auch eine Vortragsreihe zu einzelnen Stationen der Geschichte von Juden in Deutschland geben, so zum Beispiel zu den mittelalterlichen jüdischen Gemeinden in den „SchUMStädten“Speyer, Worms und Mainz (zum Weltkulturerbe vorgeschlagen), zu dem mittelalterlichen jüdischen Minnesänger Süskind von Trimberg, der Tagebuchschreiberin und Zeitzeugin für deutsch-jüdisches Leben im 17. Jahrhundert Glückel von Hameln und vieles mehr. Es wäre sehr schön, wenn damit vielleicht auch das Interesse für diese Thematik bei einzelnen Lehrkräften der verschiedenen Laichinger Schulen geweckt werden könnte.
Iris Heimerdinger-Loos, Westerheim