Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Alb-Donau-Kreis überschreitet die Warnstufe rot
Corona: Landrat Heiner Scheffold: „Die Situation ist ernst“– Reaktionen auf die Maskenpflicht ab Klasse fünf
EHINGEN - Maskenpflicht für Schüler ab der fünften Klasse, ein CoronaInzidenzwert von mehr als 50 im Alb-Donau-Kreis – die Auswirkungen und die Wucht der hohen Fallzahlen auf die Region rund um Ehingen werden nun wieder größer.
Der Alb-Donau-Kreis und der Stadtkreis Ulm haben mit einem Inzidenzwert von 50,6 am Freitag die Warnstufe rot überschritten. Im Stadtkreis Ulm lag der Wert mit 50 deutlich darüber, der ADK mit 51,02 ebenfalls. Europa- und bundesweit steigen die Zahlen der Covid19-Infektionen rasant. Immer mehr Stadtund Landkreise in Baden-Württemberg erreichen die Vorwarnstufe beziehungsweise die Warnstufe mit einem Inzidenzwert von 35 beziehungsweise 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Infektionsgeschehen im Alb-Donau-Kreis und dem Stadtkreis Ulm.
Entsprechend der Beschlüsse der Bundeskanzlerin und der Regierungscheffinen und Regierungschefs der Länder am 14. Oktober, bereitet das Landratsamt Alb-Donau-Kreis derzeit eine Allgemeinverfügung vor, welche eine einschränkende, starke Teilnehmerbegrenzung insbesondere für Feierlichkeiten im Familienund Freundeskreis in privaten und öffentlichen Räumen vorsieht. Dies geschieht in enger Abstimmung mit dem Stadtkreis Ulm. Aktuell arbeiten Vertreterinnen und Vertreter der beiden Gebietskörperschaften an der konkreten Umsetzung der Maßnahmen. Die Allgemeinverfügungen für den Landkreis und den Stadtkreis werden voraussichtlich am kommenden Montag, 19. Oktober, in Kraft treten. Eine Allgemeinverfügung ist ein Verwaltungsakt, welcher allgemein rechtsgültige Regeln zu einem bestimmten Sachverhalt enthält und für alle Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb des Einzugsgebiets der ausführenden Behörde gilt.
Die Allgemeinverfügungen werden nach ihrem Beschluss auf den Webseiten des Landratsamtes AlbDonau-Kreis und der Stadt Ulm veröffentlicht.
Zugleich wird der Personaleinsatz innerhalb des Landratsamtes für die Unterstützung des Gesundheitsamts nochmals erhöht.
sagt dazu: „Die Situation ist ernst. Der starke Anstieg der Infektionszahlen hat gezeigt, dass sich die Pandemie rasch ausbreitet. Es kommt jetzt überall darauf an, die Infektionsdynamik unter Kontrolle zu halten. Wir möchten einen zweiten
Scheffold Landrat Heiner
Lockdown unter allen Umständen verhindern. Noch haben wir es in der Hand, das Infektionsgeschehen positiv zu beeinflussen. Dazu erlassen wir die Allgemeinverfügung. Steigen die Fallzahlen weiter, müssen wir entlang der Beschlüsse von Bund und Ländern weitergehende Maßnahmen ergreifen. Ich appelliere noch einmal an alle Bürgerinnen und Bürger, weiterhin konsequent die AHAL-Regeln, Abstand-Händehygiene-Alltagsmaske-Lüften, anzuwenden.“
Eine besondere Herausforderung für die Behörde stellt aktuell die Kontaktpersonennachverfolgung dar. Im Vergleich zum Frühjahr, als die Infektionsketten durch die strengen Kontaktbeschränkungen limitiert waren, hat sich das Verhältnis von Infizierten und Kontaktpersonen in den vergangenen Wochen deutlich verschoben. Scheffold: „Auf einen Corona-Fall kommen inzwischen rund 30 bis 100 Kontaktpersonen, die identifiziert, kontaktiert und getestet werden müssen, wie sich bei Coronafällen an den Schulen zeigt. Der Arbeitsaufwand im Gesundheitsamt und bei den Städten und Gemeinden hat sich dadurch enorm erhöht.“Gleichzeitig bleibe die Gefahr durch das Virus für viele Menschen sehr abstrakt, da diese jenseits der Medienberichterstattung bislang nicht mit Corona-Fällen in Berührung gekommen seien. Dieser Umstand dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gefahr einer Überlastung der medizinischen Einrichtungen sehr real sei und unbedingt vermieden werden müsse.
Um den aktuellen Entwicklungen Rechnung zu tragen, ordnete Landrat Heiner Scheffold Ende der Woche die Ausrufung der höchsten Stufe des Landratsamt-internen Personalstufenkonzepts an. Dieses Konzept sieht vor, zur Verstärkung des Gesundheitsamts bis zu 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Fachdiensten abzuziehen. Dadurch komme es in diesen Fachdiensten zu
Leistungseinschränkungen. Anfang kommender Woche werden dazu noch bis zu 20 Personen vom DRK kommen, die das Gesundheitsamt bei der Kontaktpersonennachverfolgung unterstützen werden. Auch eine Unterstützung durch die Bundeswehr sei vorstellbar. „Wir sind hierzu mit den entsprechenden Stellen in Kontakt“, sagte Scheffold.
Ebenfalls weitere Einschränkungen ab Montag wird es in den Schulen der Region geben.
Schulen: Per E-Mail vom Kultusministerium hat Udo Simmendinger, Schulleiter der
die Nachricht erhalten, dass seine Schüler ab Klasse fünf ab Montag auch im Unterricht Maske tragen müssen. „Eigentlich ist das kein Problem. Die Schüler haben außerhalb des Klassenzimmers sowieso ihre Maske auf. Im Unterricht aber ist es natürlich dann eine zusätzliche Belastung“, sagt Simmendinger. Gerade bei den Sprachen sieht der Schulleiter dort Probleme auf seine Schüler und Lehrer zukommen. „Bisher sind wir von Corona verschont geblieben“, sagt Simmendinger, der natürlich hofft, dass dies so bleibt.
„Wir sind von der Maskenpflicht nicht begeistert, es war aber absehbar, dass diese kommt“, erklärt Tobias Sahm, Schulleiter des
Ehinger Längenfeldschule, Ehinger Johann-Vanotti-Gymnasiums.
Zwar seien es seine Schüler gewohnt, Maske zu tragen, im Unterricht selbst ist das aber was anderes. „Für Fächer, bei denen die Kommunikation im Vordergrund steht, sehe ich Probleme aufkommen. Den Ablauf und den Inhalt des Unterrichts stören die Masken natürlich nicht“, sagt Sahm, der bereits widerspiegelt, dass die Nachricht der Maskenpflicht schnell auf die Stimmung im Kollegium und der Schülerschaft geschlagen ist. „Corona ist bei uns schon allgegenwärtig. Bisher sind wir froh, dass wir keinen eigenen Fall, weder bei den Schülern, noch bei den Lehrern hatten. Das kann morgen anders sein“, so Sahm.
Weil man in Ehingen im Vergleich mit Schulen anderer Städte bisher „mit einem blauen Auge davongekommen ist“, und es hier eben keine Hotspots gibt, könne man sich glücklich schätzen, sagt Alexander Bochtler,
geschäftsführende Schulleiter Ehingens und Schulleiter der Realschule.
Er habe sein Kollegium nun über die neue Situation informiert, die Lehrerschaft wiederum benachrichtigt die Eltern. Schon aus der Schulleiterrunde am Dienstag sei hervorgegangen, dass „wir nicht erfreut sind über die Maskenpflicht im Unterricht, weil wir einfach einen Sprechberuf haben“, insbesondere die nicht-verbale Kommunikation zu kurz kommt. Auch alle zwanzig Minuten für fünf bis zehn Minuten zu lüften, sei ein gewisser Störfaktor. Natürlich wolle man aber alles tun, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Gut findet Bochtler, dass fachpraktischer Sport weiterhin ohne Maske stattfinden kann und auch, dass der Bläserunterricht aufrechterhalten wird. Doch viele Fragen, die jetzt vielleicht noch nicht akut seien, könnten in den nächsten Tagen und Wochen aufschlagen. Als Beispiel nennt er die Maske selbst. Bestimmt müsse bald diskutiert werden, ob jeder Schüler eventuell täglich zwei Masken mitbringen muss, um nach der großen Pause zu wechseln. „Sehr beunruhigt mich zudem, dass möglicherweise die Berufsorientierung nun wieder, zumindest für einen Teil des Jahrgangs, nicht so ausfallen kann wie in den Vorjahren“, erklärt er. Das sei ein großer Nachteil. Weil durch die neue Pandemiestufe Eltern zudem die Möglichkeit haben, die Kinder vom Präsenzunterricht auszunehmen, müssen die Lehrer „zweigleisig fahren“, sowohl im Präsenz- als auch im Fernunterricht aktiv sein. Die Belastung werde steigen, ist sich Bochtler sicher, „bei den Lehrern und bei den Kindern“, er rechnet damit, dass es zu Ausfällen kommen werde. Stoisch wiederum nimmt Jutta Braisch, Schulleiterin der
die Umstellung ab Montag hin. „So ist es eben dann“, sagt sie. Bevor es wieder zur Schließung der Schulen komme, so Braisch, werde man alles tun, was in der Macht stehe, dazu gehöre neben der Maske für alle Schüler ab der fünften Klasse auch das regelmäßige Lüften. Überrascht davon, dass es am Freitag zu dieser Mitteilung des Kultusministeriums kam, sei sie nicht gewesen. Sie habe bereits mit Munderkingens Bürgermeister Michael Lohner in den vergangenen Tagen gesprochen, beide seien der Meinung gewesen, „dass da bald was kommen wird“.
Kirche: In Anlehnung an den Pandemie-Stufenplan der Landesregierung hat auch die Diözese Rotttenburg-Stuttgart einen PandemieStufenplan erstellt. „Wir möchten darauf hinweisen, dass bei Eintreten der Stufe drei in Gottesdiensten ein allgemeiner Mund- und Nasenschutz erforderlich ist“, heißt es aus dem Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit Ehingen-Stadt.
Infektionen nach Städte und Gemeinden laut Landratsamt (Stand Freitag, 17.10 Uhr): Laichingen: 27, Blaustein: 4, Berghülen: 2, Munderkingen: 2, Lonsee: 1, Blaubeuren: 1, Emeringen: 1, Öpfingen: 1
Schule an der Donauschleife,