Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Römerstein und Bennewitz schließen Partnerschaft
Die Bürgermeister Matthias Winter und Bernd Laqua unterzeichnen bei kleinem Festakt Freundschaftsurkunden
RÖMERSTEIN - „Freundschaft, nicht Geburt, macht uns zu Brüdern“. Unter diesen Leitgedanken von Dichterfürst Friedrich Schiller hat Römersteins Bürgermeister Matthias Winter seine Festrede gestellt, als er und Bürgermeister Bernd Lauqa aus der sächsischen Gemeinde Bennewitz die Urkunden zu einem Freundschaftsvertrag im neuen Gruppenraum des Kindergartens Wolkenland in Böhringen unterzeichneten. Damit sind die seit 1991 bestehenden freundschaftlichen Bande zwischen den beiden Gemeinden offiziell in eine Gemeindepartnerschaft gemündet. Unweit im Westen Leipzigs ist Bennewitz mit knapp 5300 Einwohnern gelegen.
Bürgermeister Matthias Winter sprach von „einer historischen Stunde im Jubiläumsjahr der deutschen Wiedervereinigung“, als er und sein Amtskollege Bernd Laqua zum Füller griffen und ihre Unterschriften unter die Freundschaftsurkunden setzten. „Uns ist der Wert der Freundschaft mit den Menschen von Bennewitz sehr bewusst“, betonte Winter und überbrachte dem Gast aus Bennewitz die herzlichsten Grüße der Römersteiner Räte wie der gesamten Gemeinde. Sie konnten cornabedingt der Feierstunde nicht beiwohnen, da diese im kleinsten Kreise stattfinden sollte.
An die Anfänge der freundschaftlichen Beziehungen von Römerstein und Bennewitz erinnerte Matthias Winter, die der frühere Bürgermeister und heutige Ehrenbürger Hans Sigel eingeleitet hatte, als dieser 1991 nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten kommunalpolitische Unterstützung und wertvollen Verwaltungsaufbau leistete und im Zuge einer Kommunalverbindung um Verständnis für die jeweils andere Seite warb. Durch
Freundschaft und Aussöhnung sollte die Basis für eine gedeihliche und vor allem friedliche Zukunft geschaffen werden, was nach dem Zweiten Weltkrieg auch das Ziel der Gemeindepartnerschaften mit Frankreich und Polen und anderen Ländern gewesen sei, erklärte Winter. Er erinnerte daran, dass auch Römerstein eine Gemeindepartnerschaft über Staatgrenzen hinweg im Jahr 1989 eingegangen sei, nämlich mit St. Pierre-Montlimart in Westfrankreich unweit der Atlantitkküste.
Heute sei es die normalste Sache der Welt, von Römerstein nach Bennewitz in Sachsen oder umgekehrt zu fahren, vor 1989 vor dem Mauerfall sei dies äußerst schwierig und riskant gewesen, legte Winter in seinem kurzen historischen Rückblick dar. Für viele Bürger der früheren DDR sei es schlicht nicht möglich gewesen, in den Westen zu reisen, die schier unüberwindliche innerdeutsche Staatsgrenze habe dies nicht zugelassen. Matthias Winter blickte auf den 9. November 1989, als die Mauer fiel und die zementierte Teilung Deutschlands ein überraschendes Ende nach einer friedlichen Revolution gegen einen Unrechtsstaat ihr abruptes Ende fand.
„Das Jubiläumsjahr 2020 der Wiedervereinigung Deutschlands wollen wir als Anlass nehmen, um unsere seit 1991 bestehenden freundschaftlichen Verbindungen offiziell zu beurkunden“, sagte Winter erfreut. Das dürfe gut und gerne auch 30 Jahre danach noch der Fall sein, betonte er. Denn die Menschen sollten sich noch besser kennenlernen und die Errungenschaften der vergangenen 30 Jahre noch besser schätzen und noch mehr Verständnis für einander aufbringen. „Im Westen wird oft nicht erkannt, welche Leistung im Osten unseres Landes vollbracht wurde“, meinte Winter.
„Uns eint vielmehr als uns trennt“, betonte Winter und würdigte nochmals die Leistungen der früheren Bürgermeister Hans Sigel auf Römersteiner Seite und die von Bürgermeister Werner Moser auf der von Bennewitz. Er lobte auch die Hilfsbereitschaft seines Vorgängers Michael Donth und der Freiwilligen Feuerwehr Römersteins, die bei den schweren Überschwemmungen der Mulde in den Jahren 2002 und 2013 wertvolle Hilfe leisteten. Seitdem seien die Feuerwehren der beiden Orte freundschaftlich verbunden.
Sehr gerne sei der Römersteiner Gemeinderat einem Wunsch aus Bennewitz nachgekommen, um eine Gemeindepartnerschaft einzugehen. „Verbindungen zwischen Gemeinden ermöglichen einen vielfältigen Austausch, eröffnen die Möglichkeit voneinander zu lernen und wecken gegenseitiges Verständnis“, sagte Winter. Die Gemeindepartnerschaft sei eine ergreifenswerte Chance. Es gelte nun, sie mit Leben zu füllen. Sie soll auf vielen Ebenen eine gedeihliche Entwicklung finden, meinte Winter und schloss seine Festrede mit einem Zitat des preußischen Schriftstellers und Staatsmanns Wilhelm von Humboldt: „Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.“
„Es waren sehr mutige Menschen, die 1989 auf die Straße gingen und
„Uns ist der Wert der Freundschaft mit den Menschen von Bennewitz sehr bewusst.“Bürgermeister Matthias Winter aus Römerstein
friedlich demonstrierten. Mit unglaublichem Mut sind sie Waffen entgegen getreten, um für ihre demokratischen Rechte und den Willen der Menschen zu demonstrieren“, unterstrich Bürgermeister Bernd Laqua, der mit Mandy Schräpler von der Gemeindeverwaltung Bennewitz auf die Alb gereist war, um die Partnerschaftsurkunde zu unterzeichnen. Aus „Wir sind das Volk“sei rasch „Wir sind ein Volk“und die deutsche Wiedervereinigung geworden“zeigte Laqua auf. Er ging noch auf einige der großen Veränderungen ein, die 1990 auf die DDR-Bürger und auch die Menschen von Bennewitz zugekommen seien. Die Einwohnerzahl von Bennewitz sei damals vom 7200 auf 4900 geschrumpft, denn Arbeit habe es vor allem nur im Westen gegeben.
Auch die Verwaltungen mussten umstrukturiert und neu aufgestellt werden, und da habe Römersteins Bürgermeister Hans Sigel wertvolle Unterstützung geleistet. Die damals eingeleitete Freundschaft sei in den Jahren 2002 und 2013 vertieft und ausgebaut worden, als die Mulde über ihre Ufer trat und Feuerwehrmänner aus Römerstein schnell und unbürokratisch ihre Hilfe anboten und die Gemeinde zudem finanzielle Hilfe leistete. Damals habe die Gemeinde Bennewitz einen Bürger verloren, den es 2014 nach Römerstein zu Freunden zog, verriet Bernd Laqua schmunzelnd.
„Uns verbindet Vieles. Wir haben heute ähnliche Aufgaben, Probleme und Herausforderungen und können uns bei den Arbeiten ermutigen“, erklärte der Gast aus Sachsen und verwies etwa auf den Breitbandausbau, die Digitalisierung, die Abwasserproblematik, den Kindergartenausbau oder das Gewerbe. „Eine Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg ist wichtig und sinnvoll“, betonte er. Und noch wichtiger sei die Freundschaft unter den Menschen.
„30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung bekräftigen die Gemeinden Bennewitz (Sachsen) und Römerstein (Baden-Württemberg) ihre im Jahr 1991 geschlossene Freundschaft. Diese Freundschaft soll von beiden Gemeinden, ihren Einwohnern, Vereinen und Institutionen weiter getragen werden“, heißt es in der von den Bürgermeistern Bernd Laqua und Matthias Winter unterzeichneten Freundschaftsurkunde der beiden Gemeinden. Weiter wird der Wunsch geäußert: „Mögen noch viele gesellschaftliche und freundschaftliche Beziehungen hieraus erwachsen und zu einem beständigen Band zwischen unseren Gemeinden werden. Wir vertrauen darauf, dass die Einwohner von Bennewitz und Römerstein diese Freundschaft auf allen Ebenen mit Leben füllen.“