Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Sperrstunde in Neu-Ulm, aber nicht in Ulm
Die Verordnungen sorgen weiter für Diskussionen und eine Protestaktion
ULM/KREIS NEU-ULM (heo/sz) Keine Erleichterung ist in Sicht: Der Landkreis Neu-Ulm liegt weiter über der Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Fällen pro 100 000 Einwohnern. Damit gilt auch am Dienstag im Landkreis Neu-Ulm die Warnstufe Gelb. Seit Samstag gelten, bayernweit einheitliche Regelungen beim Überschreiten dieses Werts.
Und mal wieder unterscheiden sich die Regelungen in Ulm und NeuUlm: Während in Bayern die Abgabe von Speisen und Getränken zum Verzehr an Ort und Stelle in der Zeit von 23 Uhr bis 6 Uhr untersagt ist, gibt es auf baden-württembergischer Seite keine explizite Sperrstunde. Ansonsten sind die Regelungen in Ulm und Neu-Ulm weitgehend gleich: Private Kontakte im öffentlichen Raum und im privaten Raum etwa sind auf Angehörige von zwei Hausständen oder maximal zehn Personen beschränkt.
Die Maskenpflicht auch im Unterricht passt nicht jedem: Die Gruppe „Klardenken Schwaben“hatte am Montagmittag rund 30 Menschen vor dem Landratsamt Neu-Ulm zu einer Protestaktion versammelt. Dabei wurde ein Haufen von Plüschtieren niedergelegt, um auf eine „physische und psychische Schädigung unserer Kinder“durch die Corona-Maßnahmen aufmerksam machen. Die Stofftierchen wurden anschließend ganz ordentlich wieder mit nach Hause genommen.
Durch die rasant steigenden Zahlen der Covid-19-Infektionen hat sich der Arbeitsaufwand in den Gesundheitsämtern
bundesweit stark erhöht. Um die Kontaktpersonennachverfolgung und die frühzeitige Unterbrechung von Infektionsketten im Alb-Donau-Kreis und im Stadtkreis Ulm sicherzustellen, hat der Erste Landesbeamte Markus Möller am Montag einen Antrag auf Hilfeleistung durch die Bundeswehr für das Gebiet des Alb-Donau-Kreises und die Stadt Ulm gestellt.
Allein in der Stadt Ulm stehen, Stand 19. Oktober, 499 Personen unter Quarantäne nach dem Bundesinfektionsschutzgesetz:
55, weil sie mit dem Virus infiziert sind, 444, weil sie als Kontaktperson ersten Grades eingestuft wurden.
Neu in Quarantäne befinden sich zwei Klassen einer Schule in NeuUlm aufgrund eines bestätigten Falls. Für zwei Schulklassen aus Neu-Ulm endete die Quarantäne wieder. Damit befinden sich laut Angaben des Landratsamts aktuell acht Schulklassen und eine gesamte Jahrgangsstufe (Neu-Ulm, Senden und Weißenhorn) sowie zwei Kindergartengruppen aus Nersingen-Oberfahlheim in Quarantäne.
In Ulm werden nach Angaben der Stadtverwaltung Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsdienstes die derzeit in Quarantäne befindlichen Personen zu Hause aufsuchen oder sie telefonisch kontaktieren. Ziel der Schwerpunktaktion ist es laut Sozialministerium, die Bevölkerung zu sensibilisieren, die Quarantäneanordnung ernst zu nehmen und zu beachten. Gleichzeitig wolle man deutlich machen, dass ein Verstoß gegen diese Anordnung bußgeldbewehrt ist und schlimmstenfalls sogar eine Strafanzeige nach sich ziehen kann.
Sollte der Landkreis Neu-Ulm die Sieben-Tage-Inzidenz von 50 Fällen pro 100 000 Einwohnern überschreiten, wird er dann in der Liste mit der Sieben-Tage-Inzidenz ab 50 geführt. Dann gelten die Regelungen der Stufe Rot automatisch ab dem folgenden Tag, an dem der Landkreis Neu-Ulm das erste Mal in dieser Liste genannt wurde.
Nachdem das Ministerium zentral bekannt gibt, welche Warnstufen in welchem Landkreis gelten und dabei auf die Zahlen des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit/Robert-Koch-Instituts zurückgreift, kündigte das Landratsamt Neu-Ulm an, selbst keine aktuellen Zahlen zum Coronavirus mehr zu veröffentlichen. Laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit werden die Zahlen gegen 14 Uhr aktualisiert und geben den Stand um 8 Uhr des gleichen Tages an.