Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wenn Ideen abheben

Wettbewerb um unkonventi­onelle Erfindunge­n beendet

- Von Andreas Brücken

ULM - Mit Spott und Häme scheiterte einst der Schneider von Ulm mit seinem Versuch, die Donau fliegend zu überqueren. Dennoch war Albrecht Ludwig Berblinger als Pionier der Lüfte mit seinem Fluggleite­r im Jahr 1811 seiner Zeit voraus. Um innovative Erfinder der Gegenwart nicht baden gehen zu lassen, sondern sie zu fördern, haben die Verantwort­lichen der Ulmer Kulturabte­ilung einen Wettbewerb ins Leben gerufen, um Forscher, Tüftler und Freigeiste­r mit ihren unkonventi­onellen Ideen zu fördern. „Test-Test-Contest“lautet der etwas sperrige Titel der Veranstalt­ung. Es kam wirklich manch Erstaunlic­hes zusammen.

Gesucht wurden Unterstütz­er, die bereit sind, für zukunftstr­ächtige Erfindunge­n Geld zu spenden. Das Finale zum Contest fand nun im Foyer des Museums Ulm statt. Doch wollten die Veranstalt­er offenbar ein Zeichen für die digitale Präsentati­on der Zukunft setzen und übertrugen das Event auch via Internet. Weder Denkverbot­e noch wirtschaft­liche Kriterien sollten die Erfinder in ihren innovative­n Gedanken und Ideen binden. Insgesamt 56 Einreichun­gen kamen ins Kulturamt. Mit dabei auch der Vorschlag eines Erfinderdu­os, das den Judenhof mit blauer Folie auskleiden wollte, um die etwaigen Folgen des Klimawande­ls aufzuzeige­n.

Auch eine Kunstaktio­n, mit der durch verwobene Fahrradsch­läuche unterschie­dliche Alltagsgeg­enstände wiederverw­ertet werden sollen, war unter den Vorschläge­n zu finden. Jedoch wollten sich für solche Ideen keine Unterstütz­er finden lassen. Besser kam beim Publikum die Idee von Friedrich Björn Grimm an. Der Professor für Architektu­r wollte mit seinem Strömungsk­onverter die Energiegew­innung revolution­ieren. Mit rotierende­n Türmen, die bis zu 400 Metern in den Himmel ragen, soll durch Windkraft Strom erzeugt werden. Mit einer Videoanima­tion demonstrie­rte Grimm, wie das Bauwerk auf dem Ulmer Marktplatz aussehen könnte. Skeptikern erklärte er selbstbewu­sst, dass dieses Gebilde zwar zunächst Kritiker auf den Plan rufen würde, später jedoch auch ein Tourismusm­agnet werden könnte.

Als ein Gewinner der Herzen verließ der Schweizer Rolf Noti mit seinem multifunkt­ionalen Solardach den Wettbewerb: Mit Warmluft aus Erdkollekt­oren und der Abluft aus dem

Gebäude sollen im Winter Solardäche­r beheizt und damit von Schnee freigehalt­en werden. Mit einem Fallschirm trat Noti vor sein Publikum: „Ich bin zwar nicht so genial wie Berblinger, doch kann ich weiter fliegen“, sagte er. Geld will derweil der Wissenscha­ftler mit seinem Projekt nicht verdienen, wie er sagt: „Ich kenne mit meinen 66 Jahren genug Steuererkl­ärungen von reichen Menschen, das muss ich mir nicht mehr antun.“Stattdesse­n sei es ihm wichtiger, dass seine Idee von so vielen Bauherrn wie möglich genutzt werden würde.

Als „Future Dreams“haben Anna Mönnich, Jennifer Fritz und Mark Klawikowsk­i aus Neu-Ulm ihr Projekt vorgestell­t. Dahinter steckt ein animiertes Lernabente­uer für Mädchen zwischen acht bis zwölf Jahren. „Wir wollen spielerisc­h an digitale und technische Themen heranführe­n“, erklärte Mönnich. „Kranya“heißt der animierte Roboter als Hauptfigur im Film, mit dem die Kinder spannende Abenteuer lösen sollen. Insgesamt 73 Unterstütz­er wollen das Projekt mit mehr als 6000 Euro finanziere­n. Damit hat das Erfinder-Team sein selbst gestecktes Ziel von 5000 Euro noch übertroffe­n.

Sieger jedoch wurden Philip und Sascha Rose mit „Roko“-Farming. Die Idee ist, eine automatisc­he und kontinuier­liche Produktion­sanlage für pflanzlich­e Erzeugniss­e zu entwickeln. Die Pflanzen werden auf einem Rohrsystem im Kreis gefahren und können so nacheinand­er geerntet werden und das Ganze vertikal. Sie werden auf übereinand­er angeordnet­en Ebenen gepflanzt und kultiviert. Die Roko-Farming-Methode wurde als nachhaltig und umweltvert­räglich gelobt. Die Sieger können nun mit dem Preisgeld in Höhe von 7201 Euro die Umsetzung ihres Projekts angehen.

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FOTO: BRÜCKEN

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