Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wechsel im Schelklinger Forstrevier
Schirin Acher übernimmt Amt von Hans-Peter Eisele - Gemeinderat besichtigt Wald
SCHELKLINGEN - Der langjährige Revierleiter Hans-Peter Eisele ist eine Institution in Schelklingen. Bürgermeister Ulrich Ruckh hat bei dessen Verabschiedung gesagt: „Ein Mann der seinen Beruf lebt, für den es eine Berufung ist“. Nun geht Eisele in den Ruhestand, und hatte kaum Gelegenheit, sein Revier an seine Nachfolgerin Schirin Acher zu übergeben. Gemeinsam mit dem Leiter des Fachdienstes Forst des Landratsamtes Jan Duvenhorst und dem Gemeinderat Schelklingen und einigen Weggefährten hat Eisele bei einer Waldbegehung eines Teils seines Reviers in Ingstetten zusammen mit seiner Nachfolgerin präsentiert, denn für die Stadt Schelklingen spielt der Wald eine wichtige Rolle.
Für die Gemeinderatsmitglieder war es nicht nur aus waldwirtschaftlichen Gründen interessant. Die Natur präsentierte sich unter dem wolkenverhangenen Himmel mit der bunten Laubfärbung von einer sehr reizvollen Seite. Zudem gab es Einblicke in Gebiete des Waldes, die man sonst bei Spaziergängen oder Wanderungen nicht sieht.
Eine längere gemeinsame Übergangszeit für die neue Revierleiterin hätten sich sowohl der Bürgermeister als auch Duvenhorst gewünscht. Die Schlaglichter der Waldbewirtschaftung zeigten die drei Fachleute bei einem mehr als zweistündigem Rundgang durchs Revier. „Die Fichten sind durch den Borkenkäfer oder Sturm alle ausgefallen. Die, die stehengeblieben sind, lassen wir. Douglasien sind stehengeblieben, sie kommen mit weniger Wasser aus, an sie geht kein Borkenkäfer. Aber die Douglasie mag keinen Kalk, dann wird sie gelb oder blass. Wenn man den Boden zehn Zentimeter tief eingräbt, sieht man, wie trocken er ist“, erklärten Eisele und Duvenhorst. Die Douglasie ist ein Gastbaum in unseren Regionen, der Samen kam vor rund 100 Jahren aus Nordamerika, der Baum war aber vor der Eiszeit schon mal hier.
Ahorn und Buchen verjüngen sich und sind stabil, auch wenn Altbuchen in der Nähe sind, Buchen haben nur ein Problem mit Mäusen bei nahegelegenen Äckern, sie mögen Buchenschösslinge. Die Kirsche, die sich über die Vögel überall eingesamt hat, ist ein reines Schreinerholz und für die Waldwirtschaft nicht so relevant.
Die nächste Station war in einem reinen 30 Jahre alten Fichtenwald. Irgendwann wird er in einen Mischbestand umgebaut, erfuhren der Gemeinderat und die anderen Gäste der
Waldbegehung. Nach Stürmen im Frühjahr und Käferbefall gab es für den Raummeter Fichtenholz nur noch neun Euro. „Aber wir können nicht von heute auf morgen bei der Fichte umsteuern. Wir müssen da in Zeiträumen von 60 Jahren denken“, erklärte Duvenhorst. Immer wieder sahen die Waldbesucher Bäume mit einem gelben Band versehen – das sind Zukunftsbäume, für ihre gesunde Entwicklung wird ihr Umfeld freigehalten, die stärksten Konkurrenten werden entfernt.
Sturmholz ist kein minderwertiges Holz, erklärten die Förster, aber wenn der Markt gesättigt ist, bringt man es nicht los. „Es sieht hier alles noch rosig aus. Im Vergleich zu Norddeutschland, sind wir hier auf der Insel der Seligen“, fand die neue Revierleiterin Schirin Acher.
Die Gruppe kam zu einem Hang mit lauter neuen Anpflanzungen, die durch Plastikrohre vor Wildverbiss geschützt waren. Die Wuchshülsen für Laubbäume haben Sollbruchstellen, um nachzugeben, wenn es die Pflanze erfordert, sie müssen aber vom Forst abgebaut werden. Eine Verkompostierung, wie vom Hersteller angegeben, funktioniert nicht. Doch der 90-prozentige Anwuchserfolg rechtfertigt das, so die Förster. Ein Biotop für besondere Schmetterlinge im Wald ist eine Ökokontofläche, mit der wichtige Ökopunkte für ein Baugebiet gesammelt werden können.
Fazit der Waldbegehung war, die Fichten im Mischwald nicht zu verteufeln, und das Ziel, einen schönen Mischwald zu bekommen. Die Eschen sind schöne Bäume, aber resistente Eschen sind nicht auf dem Markt und Ahorn hat häufig Pilze, bedauerten die Forstleute.
Nach der Waldbegehung im Rahmen der besonderen Gemeinderatssitzung stellte in der Heinrich-BebelHalle in Ingstetten Duvenhorst die Ergebnisse für den Stadtwald Schelklingen für das Jahr 2020 und eine Prognose für das Jahr 2021 vor.
2020 hat es einen Einschlag von 6080 Festmetern gegeben. Das geplante Plus von 36 000 Euro kann nicht erreicht werden, allenfalls eine schwarze Null ist in Sicht. Schuld ist, so Duvenhorst, der Holzmarkt beim Nadelholz. Der Markt für Laubholz hingegen ist stabil. Vom Land gibt es eine Schadholzförderung von sechs Euro pro Festmeter.
2021 sollen im Stadtwald Schelklingen 5760 Festmeter Holz geschlagen werden, hauptsächlich Nadelholz, Laubbrennholz und Laubbauholz. Gepflanzt werden sollen 2700 junge Bäume, wenn die Freiflächen vorhanden sind, 600 Buchen, 550 Fichten, 800 Tannen, 300 Spitzahorn, 300 Douglasien, 100 Lärchen und 50 andere Bäume. Duvenhorst rechnet nur mit einem kleinen Plus im Ergebnis. „Wir hoffen, dass es mehr wird, aber wir hatten schon 2020 einen geringeren Ertrag“, sagte er. Stadtrat
Jürgen Haas (SPD) resümierte: „Unser Stadtwald ist in guten Händen, er wird nachhaltig bewirtschaftet. Es funktioniert so sehr gut.“Kerstin Schaible, Ortsvorsteherin aus Schmiechen, wünschte sich ein Konzept für Mountainbiker, sodass diese die Tiere im Wald nicht stören. Duvenhorst verwies auf den Mountainbike-Trail bei Laichingen und die Downhill-Strecke bei Herrlingen.
Der letzte Punkt der besonderen Gemeinderatssitzung war die Verabschiedung von Hans-Peter Eisele durch Bürgermeister Ulrich Ruckh. „Gefühlt gehört der Ur-Schelklinger zur Stadt, er ist ein besonderer Mensch, der seinen Beruf lebt, der alle Anforderungen unter einen Hut bringt. Unser Wald war bei ihm gut aufgehoben“, so Ruckh. Eisele war auch ehrenamtlich in der Stadt aktiv, den Schwäbischen Albverein würde es ohne ihn in Schelklingen nicht geben. Er war Kirchengemeinderat, Stadtrat, Vertreter des Bürgermeisters. „Für alles ein herzliches Dankschön“, sagte ihm Ruckh im Namen der Stadt. Für Renate Eisele, die oft auf ihren Mann verzichten musste, gab es einen Blumenstrauß.
Mit Blumen begrüßte Ruckh auch die neue Revierleiterin Schirin Acher. „Sie werden manches anders machen als Eisele. Finden Sie Ihren eigenen Weg. Die nötige Fachkompetenz haben Sie. Herzlich willkommen in Schelkingen“, sagte der Bürgermeister.
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