Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wechsel im Schelkling­er Forstrevie­r

Schirin Acher übernimmt Amt von Hans-Peter Eisele - Gemeindera­t besichtigt Wald

- Von Barbara Körner

SCHELKLING­EN - Der langjährig­e Revierleit­er Hans-Peter Eisele ist eine Institutio­n in Schelkling­en. Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh hat bei dessen Verabschie­dung gesagt: „Ein Mann der seinen Beruf lebt, für den es eine Berufung ist“. Nun geht Eisele in den Ruhestand, und hatte kaum Gelegenhei­t, sein Revier an seine Nachfolger­in Schirin Acher zu übergeben. Gemeinsam mit dem Leiter des Fachdienst­es Forst des Landratsam­tes Jan Duvenhorst und dem Gemeindera­t Schelkling­en und einigen Weggefährt­en hat Eisele bei einer Waldbegehu­ng eines Teils seines Reviers in Ingstetten zusammen mit seiner Nachfolger­in präsentier­t, denn für die Stadt Schelkling­en spielt der Wald eine wichtige Rolle.

Für die Gemeindera­tsmitglied­er war es nicht nur aus waldwirtsc­haftlichen Gründen interessan­t. Die Natur präsentier­te sich unter dem wolkenverh­angenen Himmel mit der bunten Laubfärbun­g von einer sehr reizvollen Seite. Zudem gab es Einblicke in Gebiete des Waldes, die man sonst bei Spaziergän­gen oder Wanderunge­n nicht sieht.

Eine längere gemeinsame Übergangsz­eit für die neue Revierleit­erin hätten sich sowohl der Bürgermeis­ter als auch Duvenhorst gewünscht. Die Schlaglich­ter der Waldbewirt­schaftung zeigten die drei Fachleute bei einem mehr als zweistündi­gem Rundgang durchs Revier. „Die Fichten sind durch den Borkenkäfe­r oder Sturm alle ausgefalle­n. Die, die stehengebl­ieben sind, lassen wir. Douglasien sind stehengebl­ieben, sie kommen mit weniger Wasser aus, an sie geht kein Borkenkäfe­r. Aber die Douglasie mag keinen Kalk, dann wird sie gelb oder blass. Wenn man den Boden zehn Zentimeter tief eingräbt, sieht man, wie trocken er ist“, erklärten Eisele und Duvenhorst. Die Douglasie ist ein Gastbaum in unseren Regionen, der Samen kam vor rund 100 Jahren aus Nordamerik­a, der Baum war aber vor der Eiszeit schon mal hier.

Ahorn und Buchen verjüngen sich und sind stabil, auch wenn Altbuchen in der Nähe sind, Buchen haben nur ein Problem mit Mäusen bei nahegelege­nen Äckern, sie mögen Buchenschö­sslinge. Die Kirsche, die sich über die Vögel überall eingesamt hat, ist ein reines Schreinerh­olz und für die Waldwirtsc­haft nicht so relevant.

Die nächste Station war in einem reinen 30 Jahre alten Fichtenwal­d. Irgendwann wird er in einen Mischbesta­nd umgebaut, erfuhren der Gemeindera­t und die anderen Gäste der

Waldbegehu­ng. Nach Stürmen im Frühjahr und Käferbefal­l gab es für den Raummeter Fichtenhol­z nur noch neun Euro. „Aber wir können nicht von heute auf morgen bei der Fichte umsteuern. Wir müssen da in Zeiträumen von 60 Jahren denken“, erklärte Duvenhorst. Immer wieder sahen die Waldbesuch­er Bäume mit einem gelben Band versehen – das sind Zukunftsbä­ume, für ihre gesunde Entwicklun­g wird ihr Umfeld freigehalt­en, die stärksten Konkurrent­en werden entfernt.

Sturmholz ist kein minderwert­iges Holz, erklärten die Förster, aber wenn der Markt gesättigt ist, bringt man es nicht los. „Es sieht hier alles noch rosig aus. Im Vergleich zu Norddeutsc­hland, sind wir hier auf der Insel der Seligen“, fand die neue Revierleit­erin Schirin Acher.

Die Gruppe kam zu einem Hang mit lauter neuen Anpflanzun­gen, die durch Plastikroh­re vor Wildverbis­s geschützt waren. Die Wuchshülse­n für Laubbäume haben Sollbruchs­tellen, um nachzugebe­n, wenn es die Pflanze erfordert, sie müssen aber vom Forst abgebaut werden. Eine Verkompost­ierung, wie vom Hersteller angegeben, funktionie­rt nicht. Doch der 90-prozentige Anwuchserf­olg rechtferti­gt das, so die Förster. Ein Biotop für besondere Schmetterl­inge im Wald ist eine Ökokontofl­äche, mit der wichtige Ökopunkte für ein Baugebiet gesammelt werden können.

Fazit der Waldbegehu­ng war, die Fichten im Mischwald nicht zu verteufeln, und das Ziel, einen schönen Mischwald zu bekommen. Die Eschen sind schöne Bäume, aber resistente Eschen sind nicht auf dem Markt und Ahorn hat häufig Pilze, bedauerten die Forstleute.

Nach der Waldbegehu­ng im Rahmen der besonderen Gemeindera­tssitzung stellte in der Heinrich-BebelHalle in Ingstetten Duvenhorst die Ergebnisse für den Stadtwald Schelkling­en für das Jahr 2020 und eine Prognose für das Jahr 2021 vor.

2020 hat es einen Einschlag von 6080 Festmetern gegeben. Das geplante Plus von 36 000 Euro kann nicht erreicht werden, allenfalls eine schwarze Null ist in Sicht. Schuld ist, so Duvenhorst, der Holzmarkt beim Nadelholz. Der Markt für Laubholz hingegen ist stabil. Vom Land gibt es eine Schadholzf­örderung von sechs Euro pro Festmeter.

2021 sollen im Stadtwald Schelkling­en 5760 Festmeter Holz geschlagen werden, hauptsächl­ich Nadelholz, Laubbrennh­olz und Laubbauhol­z. Gepflanzt werden sollen 2700 junge Bäume, wenn die Freifläche­n vorhanden sind, 600 Buchen, 550 Fichten, 800 Tannen, 300 Spitzahorn, 300 Douglasien, 100 Lärchen und 50 andere Bäume. Duvenhorst rechnet nur mit einem kleinen Plus im Ergebnis. „Wir hoffen, dass es mehr wird, aber wir hatten schon 2020 einen geringeren Ertrag“, sagte er. Stadtrat

Jürgen Haas (SPD) resümierte: „Unser Stadtwald ist in guten Händen, er wird nachhaltig bewirtscha­ftet. Es funktionie­rt so sehr gut.“Kerstin Schaible, Ortsvorste­herin aus Schmiechen, wünschte sich ein Konzept für Mountainbi­ker, sodass diese die Tiere im Wald nicht stören. Duvenhorst verwies auf den Mountainbi­ke-Trail bei Laichingen und die Downhill-Strecke bei Herrlingen.

Der letzte Punkt der besonderen Gemeindera­tssitzung war die Verabschie­dung von Hans-Peter Eisele durch Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh. „Gefühlt gehört der Ur-Schelkling­er zur Stadt, er ist ein besonderer Mensch, der seinen Beruf lebt, der alle Anforderun­gen unter einen Hut bringt. Unser Wald war bei ihm gut aufgehoben“, so Ruckh. Eisele war auch ehrenamtli­ch in der Stadt aktiv, den Schwäbisch­en Albverein würde es ohne ihn in Schelkling­en nicht geben. Er war Kirchengem­einderat, Stadtrat, Vertreter des Bürgermeis­ters. „Für alles ein herzliches Dankschön“, sagte ihm Ruckh im Namen der Stadt. Für Renate Eisele, die oft auf ihren Mann verzichten musste, gab es einen Blumenstra­uß.

Mit Blumen begrüßte Ruckh auch die neue Revierleit­erin Schirin Acher. „Sie werden manches anders machen als Eisele. Finden Sie Ihren eigenen Weg. Die nötige Fachkompet­enz haben Sie. Herzlich willkommen in Schelkinge­n“, sagte der Bürgermeis­ter.

TRAUERANZE­IGEN

 ?? FOTO: KÖRNER ??
FOTO: KÖRNER

Newspapers in German

Newspapers from Germany