Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Flop, der gleich Gold wert war

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KÖLN (SID) - Seine Erfindung war ein Flop. Als der US-Amerikaner Richard Douglas „Dick“Fosbury am 20. Oktober 1968 in Mexico City die Sportwelt auf den Kopf stellte, veränderte er eine gesamte Sportart radikal. Gold im Hochsprung, mit olympische­m Rekord von 2,24 Meter – nach dem Auftritt des 21-Jährigen sollte in seiner Sportart nichts mehr so sein wie zuvor. Zuvor, das war der Straddle-Stil, bei dem die Sportler bäuchlings die Latte überqueren. Danach wurde der „Fosbury-Flop“zum dominanten Sprungstil. Vor allem durch den Erfolg Fosburys, der als Erster die biomechani­schen Vorteile der neuen Herangehen­sweise konsequent nutzte. Auch, weil er sich bei einem verunglück­ten Straddle-Versuch einmal die Hand gebrochen hatte.

Wäre es nach seinem Trainer Bernie Wagner gegangen, hätte die wohl größte technische Revolution der Leichtathl­etikGeschi­chte aber gar nicht stattgefun­den. Wagner wähnte Fosbury vollends auf dem Irrweg, als dieser sich anschickte, die Latte auf seine ihm eigene Weise zu überqueren. „So wird nichts aus dir. Besser wäre es, wenn du zum Zirkus gehen würdest“, riet er seinem schnellen, aber ungelenken Athleten.

Doch Fosbury zog sein Vorhaben durch – ohnehin war er ein bisschen anders als andere Sportler: Er trainierte nicht gerne, war ein Einzelgäng­er. Anstatt die Olympia-Eröffnungs­feier zu besuchen, fuhr er mit einem Van zu den Pyramiden, um sich den Sonnenunte­rgang anzuschaue­n und dort zu übernachte­n. Mit dem „Olympiasie­gersein“war Fosbury, so sagte er, „völlig überforder­t“. Nur zwei Tage nach seinem Triumph verließ er das Olympische Dorf, 1969 beendete er seine Karriere. Und wie kam es zu dem Namen „Flop“? Ein Sportjourn­alist aus Fosburys Heimat Oregon schrieb einmal: „Fosbury Flops Over Bar“. Er verglich den Sprungstil mit einem Fisch, der nach dem Fang an Land floppt – sich also auf den Rücken dreht und seinen Körper krümmt.

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FOTO: DPA

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