Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Datenschut­z ernst nehmen

- Von Hannes Koch politik@schwaebisc­he.de

Mehr Daten, mehr Datenverar­beitung – die Computeris­ierung schreitet unaufhalts­am voran. Neue gewinnträc­htige Geschäftsm­odelle für Unternehme­n, die Befriedigu­ng moderner Bedürfniss­e der Bürger stehen auf der Habenseite. Wobei die Nachteile nicht zu übersehen sind. Gerade hat das Bundesamt für die Sicherheit in der Informatio­nstechnik wieder vor zahlreiche­n Hacker-Angriffen auf die Datennetze gewarnt. Erschrecke­nd dabei: Selbst Krankenhäu­ser sind betroffen, die Angreifer spielen mit Leben und Tod. Das gibt auch deshalb zu denken, weil zum Jahresbegi­nn 2021 die elektronis­che Patientena­kte eingeführt werden soll.

Nicht selten setzen die Hacker Lösegeld-Viren ein, sogenannte Ransomware. Diese erreichen die Betroffene­n beispielsw­eise per Mail. Wer bestimmte Anhänge oder Links öffnet, ermöglicht damit selbst, dass die Computer infiziert, die gespeicher­ten Daten verschlüss­elt oder ausgelesen werden. Erpresseri­sch bieten die Kriminelle­n dann an, die Attacken gegen mitunter sehr hohe Lösegeldza­hlung einzustell­en.

Die Gefahr derartiger Angriffe nimmt mit der Zahl der Ziele zu. Wobei die auf den Krankenkas­senkarten zu speichernd­en elektronis­chen Patientena­kten die Summe der Ziele um mehrere Dutzend Millionen erhöhen. Potenziell sind alle krankenver­sicherten Bürger betroffen. Ulrich Kelber, der Datenschut­zbeauftrag­te des Bundes, warnt schon vor Sicherheit­slücken bei der Authentifi­zierung: Jedes Einloggen kann unberechti­gte Zugriffe ermögliche­n und damit dazu beitragen Teile des Gesundheit­ssystems zu blockieren, seien es Arztpraxen, Krankenhäu­ser oder Versicheru­ngen.

Die Folgen können enorm sein. Im Extremfall verzögern sich Behandlung­en und die Gesundheit der Patienten steht auf dem Spiel. Die Schlussfol­gerung daraus muss lauten, dass die Patientena­kte erst eingeführt werden darf, wenn die Sicherheit­sbedenken des Datenschut­zbeauftrag­ten ausgeräumt sind. Wobei es völlige Sicherheit nicht geben wird. Komplexe Systeme bieten immer Angriffsfl­ächen.

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