Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Datenschutz ernst nehmen
Mehr Daten, mehr Datenverarbeitung – die Computerisierung schreitet unaufhaltsam voran. Neue gewinnträchtige Geschäftsmodelle für Unternehmen, die Befriedigung moderner Bedürfnisse der Bürger stehen auf der Habenseite. Wobei die Nachteile nicht zu übersehen sind. Gerade hat das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik wieder vor zahlreichen Hacker-Angriffen auf die Datennetze gewarnt. Erschreckend dabei: Selbst Krankenhäuser sind betroffen, die Angreifer spielen mit Leben und Tod. Das gibt auch deshalb zu denken, weil zum Jahresbeginn 2021 die elektronische Patientenakte eingeführt werden soll.
Nicht selten setzen die Hacker Lösegeld-Viren ein, sogenannte Ransomware. Diese erreichen die Betroffenen beispielsweise per Mail. Wer bestimmte Anhänge oder Links öffnet, ermöglicht damit selbst, dass die Computer infiziert, die gespeicherten Daten verschlüsselt oder ausgelesen werden. Erpresserisch bieten die Kriminellen dann an, die Attacken gegen mitunter sehr hohe Lösegeldzahlung einzustellen.
Die Gefahr derartiger Angriffe nimmt mit der Zahl der Ziele zu. Wobei die auf den Krankenkassenkarten zu speichernden elektronischen Patientenakten die Summe der Ziele um mehrere Dutzend Millionen erhöhen. Potenziell sind alle krankenversicherten Bürger betroffen. Ulrich Kelber, der Datenschutzbeauftragte des Bundes, warnt schon vor Sicherheitslücken bei der Authentifizierung: Jedes Einloggen kann unberechtigte Zugriffe ermöglichen und damit dazu beitragen Teile des Gesundheitssystems zu blockieren, seien es Arztpraxen, Krankenhäuser oder Versicherungen.
Die Folgen können enorm sein. Im Extremfall verzögern sich Behandlungen und die Gesundheit der Patienten steht auf dem Spiel. Die Schlussfolgerung daraus muss lauten, dass die Patientenakte erst eingeführt werden darf, wenn die Sicherheitsbedenken des Datenschutzbeauftragten ausgeräumt sind. Wobei es völlige Sicherheit nicht geben wird. Komplexe Systeme bieten immer Angriffsflächen.
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