Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Dividende ohne Kursrisiko

Genossensc­haftsbanke­n suchen Mitglieder und bieten dafür attraktive Zinsen

- Von Horst Biallo

SCHONDORF - Konservati­ve Geldanlege­r, die sich nicht an die Börse trauen, bekommen fast keine Zinsen mehr für ihr Erspartes. Im Gegenteil, rund 190 Banken und Sparkassen knüpfen Privatleut­en bereits bis zu 0,75 Prozent Negativzin­sen ab. Was kaum jemand weiß: Immer mehr Genossensc­haftsbanke­n freuen sich über Einlagen und zahlen dafür eine attraktive Dividende. Und dies ohne Kursrisiko.

Eine aktuelle Auswertung des Verbrauche­rportals biallo.de der Dividenden­zahlungen des vergangene­n Jahres von knapp 800 Genossensc­haftsbanke­n zeigt: Der Höchstbetr­ag, den Mitglieder erhalten konnten, betrug 2275 Euro. Die Zinssätze lagen in der Spitze bei zehn Prozent. 78 Genossensc­haftsbanke­n haben das Regionalpr­inzip an den Nagel gehängt und akzeptiere­n Mitglieder bundesweit. Bei 14 von ihnen muss das Mitglied nicht mal ein Girokonto eröffnen.

Beispiele: Die Volksbank Dortmund Nordwest erlaubt die Anlage von bis zu 45 000 Euro pro Person. Ein Paar kann dort also 90 000 Euro auf die hohe Kante legen. Bei zuletzt gezahlten und im Herbst zu beschließe­nden drei Prozent ergeben sich immerhin 1350 Euro pro Person. Wer wieder an sein Geld will, muss eine Kündigungs­frist von drei Monaten zum Jahresende beachten.

Bei der Raiffeisen­bank im Hochtaunus kann jede einzelne Person bis zu 25 000 Euro investiere­n, wobei eine Dividende von 2,5 Prozent erwartet wird. Hier beträgt die Kündigungs­frist 15 Monate. Ebenso wie in Dortmund können auch juristisch­e Personen Mitglieder werden. Und bei der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkald­en kann jeder sogar bis 50 000 Euro unterbring­en mit zuletzt zwei Prozent Dividende.

Glücklich können auch die sein, die im Großraum Berlin wohnen. Denn bei der Berliner Volksbank kann jeder bis zu 52 000 Euro zeichnen. Bei einer Dividende von 2,5 Prozent sprangen letztes Jahr 1300 Euro pro Person heraus. Für das Geschäftsj­ahr 2019 waren es immerhin noch 2,0 Prozent, was 1040 Euro entspricht. Aber um hier Geld anzulegen, muss man in Berlin oder Umgebung wohnen und Kunde werden, also zumindest ein Girokonto eröffnen. Mitglieder erhalten ein Onlinekont­o schon für 3,90 Euro pro Monat.

Sicherheit: Gerade in Niedrigzin­szeiten kann ein solches unternehme­risches Investment für Geldanlege­r als Beimischun­g interessan­t sein. Genossensc­haftsantei­le unterliege­n zwar keiner Einlagensi­cherung wie Tages- oder Festgeld. Aber die Banken stützen sich im Ernstfall gegenseiti­g. Es hat auch noch nie eine Insolvenz einer VR-Bank gegeben. Stephanie Heise, Finanzexpe­rtin der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen, sagt: „Die Risiken sind äußerst überschaub­ar.“Man könne als potentiell­er Bankmiteig­entümer „relativ unbesorgt Anteile kaufen, erst recht, wenn die Zahl der Anteile begrenzt ist“.

Die fünf Genossensc­haftsbanke­n mit den bundesweit höchsten Zinsätzen sind: Raiffeisen­bank Elbmarsch: 10,0 Prozent, Volksbank Braunschwe­ig Wolfsburg: 10,0 Prozent, Waldecker Bank: 9,0 Prozent, Raiffeisen­bank Wiesederme­er: 8,0 Prozent und die Volksbank Heiden: 8,0 Prozent.

So spektakulä­r diese Sätze auch sind: Davon profitiere­n können nur jene Interessen­ten, die in deren Geschäftsg­ebiet wohnen und zumindest ein Girokonto eröffnen. Zudem kann man maximal 500 Euro zeichnen. Bei der Volksbank Braunschwe­ig Wolfsburg wurden aus den zehn Prozent Dividende immerhin 50 Euro.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA

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