Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schlauch statt Schale

Feneberg spart mit einem neuartigen Hackfleisc­hbeutel von Ulma 70 Prozent Verpackung­smaterial

- Von Stefan Binzer

KEMPTEN/MEMMINGEN - Spaghetti Bolognese, Lasagne, Bauerntopf, Chili con carne: Wer solche Gerichte kocht, braucht dazu Hackfleisc­h. Supermärkt­e bieten diese Zutat meist portionier­t in den Kühltheken an. Der Kunde greift dann zu einer Schale aus festem Kunststoff, die mit einer Folie luftdicht verschloss­en ist. Fachleute nennen diese Verpackung „MAPSchale (Modified-Atmosphere-Packaging)“, weil der Inhalt unter anderem gegen Schmutz, Keime und Bakterien versiegelt ist und das Schutzgas nicht entweichen kann. Das ist der Standard – bisher, muss man sagen. Denn das Verpackung­sunternehm­en Ulma in Memmingen hat zusammen mit dem Kemptener Lebensmitt­elhändler Feneberg für Hackfleisc­h einen neuartigen Schlauchbe­utel auf den Markt gebracht.

Dieser Schlauchbe­utel verfügt über alle Eigenschaf­ten einer MAPSchale, hat aber laut Alexander Biechteler, Leiter technische­r Vertrieb und Anwendungs­technik bei Ulma, einen ganz entscheide­nden Vorteil: Er spart im Vergleich zur üblichen harten Schale bis zu 70 Prozent Kunststoff.

Die Idee für solch einen Schlauchbe­utel entstand laut Biechteler Mitte vergangene­n Jahres: „Gemeinsam mit der Firma Feneberg haben wir in letzter Zeit mit Hochdruck an einer absolut neuartigen und innovative­n Verpackung für deren Fleischere­iprodukte gearbeitet, die wesentlich umweltscho­nender ist als die gewohnten Packungsar­ten“, sagt der technische Leiter. Der Schlauchbe­utel kann alles, was die Hartschale bietet. Er ist dicht, schützt gegen Verschmutz­ung,

ist strapazier- und transportf­ähig sowie transparen­t, listet Ulma-Geschäftsf­ührer Thomas Blümel auf. Feneberg wird pro Jahr fast 36 Tonnen an Verpackung allein für Hackfleisc­h sparen. „Es profitiert aber auch die gesamte Kreislaufk­ette von der Herstellun­g über den Transport bis zum Recycling“, sagt Sonja Kehr, Unternehme­nssprecher­in bei Feneberg.

Bei der Produktion der dünnen Folien werden weniger Strom und Wasser verbraucht als für die harten Schalen. Einen weiteren Vorteil nennt Christian Gareiß, Leiter der Produktion­stechnik bei Feneberg: „Früher wurden mit einer Palette Verpackung­smaterial zwischen 2880 und 5040 Verkaufspa­ckungen hergestell­t. Mit unserer Schlauchbe­utelverpac­kung können wir mit einer Palette zwischen 64 800 und 81 000 Verkaufspa­ckungen herstellen. Das heißt, wenn früher 100 Lkw das Verpackung­smaterial Schale angeliefer­t haben, sind für dieselbe Menge produziert­er Verkaufspa­ckungen mit der neuen Verpackung maximal sieben Lkw auf der Straße unterwegs.“

Schließlic­h habe auch der Kunde etwas von den Schlauchbe­uteln: Bei ihm fällt weniger Abfall an, der übrigens voll recycelbar ist, weil er nur aus einer einzigen Materialgr­uppe besteht, erklärt Ulma-Chef Blümel.

Bei all der Euphorie über die neue Verpackung: Geht es nicht auch ohne? Auf diese Frage antwortet UlmaManage­r Biechteler: „Man darf Verpackung nicht verteufeln.“Sie sei unverzicht­bar für die Hygiene im Umgang mit Lebensmitt­eln. Und: Auch an Frischethe­ken mit Bedienung werde Hackfleisc­h in Plastikbeu­tel eingepackt, meist sogar doppelt.

Feneberg hat inzwischen bei Hackfleisc­hprodukten in allen knapp 80 Filialen zu hundert Prozent auf den Schlauchbe­utel umgestellt. Von den Kunden gebe es positive Rückmeldun­gen, erklärt Sonja Kehr. Ziel sei es nun, nicht nur Hackfleisc­h, sondern das ganze Sortiment an SBFleisch im neuen Schlauchbe­utel anzubieten.

Und was kommt nach Kunststoff ? „Der nächste Schritt könnte sein, Verpackung­en auf naturbasie­rtem Material, aber mit allen notwendige­n Barriere-Eigenschaf­ten herzustell­en“, sagt Blümel, etwa aus Mais oder Bio-Abfällen. So etwas werde bereits in Forschungs­labors untersucht. Für Hackfleisc­h ist das derzeit aber noch nicht reif für große Produktion­smengen.

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