Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Waldumbau startet auch in Blaubeuren
Stadtwald ist vom Klimawandel noch nicht stark betroffen – Pflanzungen geplant
BLAUBEUREN - Der Blaubeurer Stadtwald ist in einem guten Zustand. Das bestätigt Jan Duvenhorst, Fachdienstleiter Forst vom Landratsamt des Alb-Donau-Kreises. Und auch wenn der Klimawandel den Baumbeständen rund um die Blautopfstadt noch nicht so stark zusetzt, wie den Wäldern in anderen Teilen der Republik, so geht der Blick doch nach vorne zu einem zukunftsorientierten Waldumbau mit neuen Baumarten und einem verringerten Einschlag. Hat der Stadtwald der Gemeinde lange Zeit viel Geld gebracht, heißt es nun investieren.
Jan Duvenhorst informierte die Ratsmitglieder zu Beginn, dass die Stadt sich im achten Jahr des aktuellen Bewirtschaftungszeitraums (insgesamt dauert dieser zehn Jahre) befinde. Mittlerweile haben die Forstarbeiter 39 699 Festmeter Holz geschlagen – davon seien Sturm- und Käferholz 5887 Festmeter, was in Summe 15 Prozent der Gesamtmenge entspricht. Vergleichsweise hat die Stadt Blaubeuren damit wenig Schäden. In Teilen des Alb-Donau-Kreises geht der Schadholzeinschlag durch Käfer und Sturm sogar bis 50 Prozent. Allerdings nehme der Einschlag wegen Käferbefall auch in Blaubeuren zu. Der Borkenkäfer sei eine riesige Sorge in diesem Jahr gewesen. Mit Glück und Regenfällen zur richtigen Zeit, sei es jedoch nicht so schlimm gekommen, wie erwartet.
Aus Mangel an Optionen für geeignete Holzlagerplätze, habe man sich zudem für eine Zwischenlagerung von Käfer und Sturmholz im Kohlplattenhau entschieden. Einzige Alternative wäre die chemische Behandlung des Holzes mit Pestiziden gewesen.
In seinem Rückblick erwähnte Duvenhorst neben den Ertragszahlen auch Wegebau oder Verkehrssicherungsmaßnahmen, wie an der Sondernacher Steige, bei denen im Frühjahr die Straße gesperrt wurde, um Linden und abgestorbene Eschen zu fällen. Zudem habe man in diesem Jahr im Bereich des Blaubeurer Stadtwaldes viele Erfahrungen mit einem geländegängigen Hangharvester gesammelt, der besonders in Hanglagen zum Einsatz kommt.
Leider haben die Forstexperten auch feststellen müssen, dass sie in manchen Extremlagen selbst mit diesem Gerät nicht weiterkommen. „Wir sind an die Grenzen der Technik gegangen. Aber es hat sich gezeigt, dass beispielsweise in der Weilerhalde ohne Seilkletterer gar nichts zu machen ist.“
Die große Frage, wie es dem Blaubeurer Stadtwald gehe, könne mit: „noch gut“beantwortet werden. Fichten leiden aufgrund der langfristigen Trockenheit besonders, aber alle Baumarten seien ebenfalls betroffen. Auch Buchen, in den Südlagen und in lichteren Bereichen der Wälder, seien teilweise abgestorben.
Trotzdem bringe die Buche mittlerweile gute Erlöse und sei zukunftsfähig, wie auch andere Laubbäume. Nadelholz hingegen sei aktuell nicht rentabel, weshalb die Forstmänner hier auch den Einschlag zurückgefahren haben. „Auf dem Holzmarkt ist der Preis für Nadelholz im Keller. Deswegen machen wir weniger“, so Duvenhorst. Generell müsse der Waldumbau nun langsam beginnen.
Das Problem mit der Fichte könne man durch naturnahem Waldbau zumindest ein Stück weit in den Griff bekommen. Das wäre aufgrund der bereits bestehenden Mischwaldbestände in Blaubeuren ein guter Ansatz. Man werde versuchen, vorhandenen Bestände über die Zeit zu retten. „Bei der Verjüngung setzen wir mehr und mehr auf Laubholz, Buche, Eiche Ahorn. Wir sind relativ sicher, dass wir damit zukunftssicher sind. Wir versuchen es im Bereich des Nadelholzes aber auch mit neuen Baumarten wie der Tanne, die tiefer wurzelt, oder der Douglasie.“
Auf großen Flächen verjünge sich der Blaubeurer Wald noch natürlich, deswegen sei auch der Mischwald auf dem Vormarsch. Zudem sind für 2021 Pflanzungen geplant. Eine vom Unternehmen „Diva“mit 1000 Buchensetzlingen geplante Pflanzung habe im Frühjahr nicht stattfinden können, stehe aber weiterhin auf dem Plan.
Unterm Strich bedeuten aber alle diese Fakten, dass die Kosten für den Stadtwald steigen und die Erträger sinken. Die Unberechenbarkeit des Holzmarktes tue ihr Übriges zur Unsicherheit. Deswegen habe er und sein Team die Kalkulation des kommenden Jahres nochmal deutlich konservativer angesetzt. „Wald ist immer ein langfristiger Invest. Wir haben über viele Jahre gute Ergebnisse gehabt. Wir würden ihnen gerne eine schwarze Null präsentieren, aber das ist momentan unrealistisch“, unterstrich Duvenhorst zum Abschluss seines Vortrags.
Bürgermeister Jörg Seibold pflichtete bei: „Mit den ökonomischen Ergebnissen kann keiner zufrieden sein. Auf lange Sicht brauchen wir die Einnahmen wieder. Die Ergebnisse sind aber nicht der Betriebsführung zuzuordnen. Und unser Wald ist gleichsam soviel mehr als nur ein Finanzposten.“Viel wichtiger sei es, so Seibold, und in diesem Argument wurde er von sämtlichen Fraktionen im Gemeinderat unterstützt, dass die Bewirtschaftung der Ressource nachhaltig und über viele Jahre gesichert sei. Die aktuelle Situation stelle sich in vielen Gemeinden Land auf, Land ab gleich oder viel schlimmer dar. Ein vorwiegend gesunder Baumbestand, der zukunftsfähig sei und noch von nachfolgenden Generationen wirtschaftlich und erholungstechnisch genutzt werden könne, sei hier die Aufgabe.