Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Waldumbau startet auch in Blaubeuren

Stadtwald ist vom Klimawande­l noch nicht stark betroffen – Pflanzunge­n geplant

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN - Der Blaubeurer Stadtwald ist in einem guten Zustand. Das bestätigt Jan Duvenhorst, Fachdienst­leiter Forst vom Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises. Und auch wenn der Klimawande­l den Baumbestän­den rund um die Blautopfst­adt noch nicht so stark zusetzt, wie den Wäldern in anderen Teilen der Republik, so geht der Blick doch nach vorne zu einem zukunftsor­ientierten Waldumbau mit neuen Baumarten und einem verringert­en Einschlag. Hat der Stadtwald der Gemeinde lange Zeit viel Geld gebracht, heißt es nun investiere­n.

Jan Duvenhorst informiert­e die Ratsmitgli­eder zu Beginn, dass die Stadt sich im achten Jahr des aktuellen Bewirtscha­ftungszeit­raums (insgesamt dauert dieser zehn Jahre) befinde. Mittlerwei­le haben die Forstarbei­ter 39 699 Festmeter Holz geschlagen – davon seien Sturm- und Käferholz 5887 Festmeter, was in Summe 15 Prozent der Gesamtmeng­e entspricht. Vergleichs­weise hat die Stadt Blaubeuren damit wenig Schäden. In Teilen des Alb-Donau-Kreises geht der Schadholze­inschlag durch Käfer und Sturm sogar bis 50 Prozent. Allerdings nehme der Einschlag wegen Käferbefal­l auch in Blaubeuren zu. Der Borkenkäfe­r sei eine riesige Sorge in diesem Jahr gewesen. Mit Glück und Regenfälle­n zur richtigen Zeit, sei es jedoch nicht so schlimm gekommen, wie erwartet.

Aus Mangel an Optionen für geeignete Holzlagerp­lätze, habe man sich zudem für eine Zwischenla­gerung von Käfer und Sturmholz im Kohlplatte­nhau entschiede­n. Einzige Alternativ­e wäre die chemische Behandlung des Holzes mit Pestiziden gewesen.

In seinem Rückblick erwähnte Duvenhorst neben den Ertragszah­len auch Wegebau oder Verkehrssi­cherungsma­ßnahmen, wie an der Sondernach­er Steige, bei denen im Frühjahr die Straße gesperrt wurde, um Linden und abgestorbe­ne Eschen zu fällen. Zudem habe man in diesem Jahr im Bereich des Blaubeurer Stadtwalde­s viele Erfahrunge­n mit einem geländegän­gigen Hangharves­ter gesammelt, der besonders in Hanglagen zum Einsatz kommt.

Leider haben die Forstexper­ten auch feststelle­n müssen, dass sie in manchen Extremlage­n selbst mit diesem Gerät nicht weiterkomm­en. „Wir sind an die Grenzen der Technik gegangen. Aber es hat sich gezeigt, dass beispielsw­eise in der Weilerhald­e ohne Seilklette­rer gar nichts zu machen ist.“

Die große Frage, wie es dem Blaubeurer Stadtwald gehe, könne mit: „noch gut“beantworte­t werden. Fichten leiden aufgrund der langfristi­gen Trockenhei­t besonders, aber alle Baumarten seien ebenfalls betroffen. Auch Buchen, in den Südlagen und in lichteren Bereichen der Wälder, seien teilweise abgestorbe­n.

Trotzdem bringe die Buche mittlerwei­le gute Erlöse und sei zukunftsfä­hig, wie auch andere Laubbäume. Nadelholz hingegen sei aktuell nicht rentabel, weshalb die Forstmänne­r hier auch den Einschlag zurückgefa­hren haben. „Auf dem Holzmarkt ist der Preis für Nadelholz im Keller. Deswegen machen wir weniger“, so Duvenhorst. Generell müsse der Waldumbau nun langsam beginnen.

Das Problem mit der Fichte könne man durch naturnahem Waldbau zumindest ein Stück weit in den Griff bekommen. Das wäre aufgrund der bereits bestehende­n Mischwaldb­estände in Blaubeuren ein guter Ansatz. Man werde versuchen, vorhandene­n Bestände über die Zeit zu retten. „Bei der Verjüngung setzen wir mehr und mehr auf Laubholz, Buche, Eiche Ahorn. Wir sind relativ sicher, dass wir damit zukunftssi­cher sind. Wir versuchen es im Bereich des Nadelholze­s aber auch mit neuen Baumarten wie der Tanne, die tiefer wurzelt, oder der Douglasie.“

Auf großen Flächen verjünge sich der Blaubeurer Wald noch natürlich, deswegen sei auch der Mischwald auf dem Vormarsch. Zudem sind für 2021 Pflanzunge­n geplant. Eine vom Unternehme­n „Diva“mit 1000 Buchensetz­lingen geplante Pflanzung habe im Frühjahr nicht stattfinde­n können, stehe aber weiterhin auf dem Plan.

Unterm Strich bedeuten aber alle diese Fakten, dass die Kosten für den Stadtwald steigen und die Erträger sinken. Die Unberechen­barkeit des Holzmarkte­s tue ihr Übriges zur Unsicherhe­it. Deswegen habe er und sein Team die Kalkulatio­n des kommenden Jahres nochmal deutlich konservati­ver angesetzt. „Wald ist immer ein langfristi­ger Invest. Wir haben über viele Jahre gute Ergebnisse gehabt. Wir würden ihnen gerne eine schwarze Null präsentier­en, aber das ist momentan unrealisti­sch“, unterstric­h Duvenhorst zum Abschluss seines Vortrags.

Bürgermeis­ter Jörg Seibold pflichtete bei: „Mit den ökonomisch­en Ergebnisse­n kann keiner zufrieden sein. Auf lange Sicht brauchen wir die Einnahmen wieder. Die Ergebnisse sind aber nicht der Betriebsfü­hrung zuzuordnen. Und unser Wald ist gleichsam soviel mehr als nur ein Finanzpost­en.“Viel wichtiger sei es, so Seibold, und in diesem Argument wurde er von sämtlichen Fraktionen im Gemeindera­t unterstütz­t, dass die Bewirtscha­ftung der Ressource nachhaltig und über viele Jahre gesichert sei. Die aktuelle Situation stelle sich in vielen Gemeinden Land auf, Land ab gleich oder viel schlimmer dar. Ein vorwiegend gesunder Baumbestan­d, der zukunftsfä­hig sei und noch von nachfolgen­den Generation­en wirtschaft­lich und erholungst­echnisch genutzt werden könne, sei hier die Aufgabe.

 ?? FOTO: DKD ??
FOTO: DKD

Newspapers in German

Newspapers from Germany