Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
HGS3-Team gibt Stellwerk auf
Betreiber geben mehrere Gründe an – Gaststätteneigentümerin sucht Nachpächter
-●Die Entscheidung SCHELKLINGEN sei nicht leicht gefallen, sagen Ute Krey und das gesamte HGS3-Team aus Schelklingen: Sie werden ab Dezember nicht mehr Pächter der durchaus beliebten Kleinkunstkneipe Stellwerk3 am Bahnhof sein. „Wir verstanden und verstehen das Stellwerk3 als nunmehr letzten kulturellen und gemütlichen Treffpunkt in Schelklingen für Jung und Alt“, so Krey. Doch nun sei die Zeit gekommen, gleich aus mehrere Gründen, sich aus dem Betrieb zurückzuziehen. Die Brauerei Gold Ochsen, Eigentümerin der Gaststätte, sucht indes einen neuen Pächter für das Stellwerk und zeigt sich überrascht über die Kündigung.
Insgesamt vier Gründe führt Ute Krey an, die aus Sicht des Teams für die Schließung sprechen. Der ausgebliebene Umsatz aus der gezwungenen Schließung durch Corona in der ersten Jahreshälfte „über einen gefühlt viel zu langen Zeitraum“könne nicht aufgeholt werden. Auch die seit Wiedereröffnung geltenden Auflagen würden schon jetzt „einen ziemlichen Einschnitt in den gewohnten Betrieb bedeuten“.
Besonders hart hat das Stellwerk, so Krey, auch das Ausbleiben der Konzerte getroffen (wir berichteten). „Durch den Wegfall dieser früher fast wöchentlich angesetzten Veranstaltungen sind uns an den Wochenenden 70 Prozent des Abendumsatzes weggebrochen“, erklärt sie.
Zudem habe sich das Gästeverhalten entsprechend in den vergangenen Monaten geändert. „Man will lieber draußen sitzen, drinnen fühlt man sich nicht mehr so wohl und in der jetzt kommenden Jahreszeit kommt dann noch das lüftungsbedingte Frieren und die allgemeine Unsicherheit in Anbetracht der steigenden Infektionszahlen hinzu.“Um den gewohnten Wirtschaftsbetrieb einigermaßen aufrechtzuerhalten, seien die Gäste im Außenbereich während der Sommermonate eine große Hilfe gewesen. Aber: „Da die Umsätze in den vergangenen Monaten
schlichtweg nicht zur Deckung der laufenden Kosten reichen und wir monatlich aus eigener Tasche die Verluste ausgleichen müssen, sehen wir uns leider zur Aufgabe des Betriebs gezwungen“, so Krey. Denn, dass sich die wirtschaftliche Situation in den nächsten Monaten wieder verbessert, sei nicht abzusehen.
Enttäuscht zeigt sich Krey und das Team von der Brauerei Gold Ochsen, der Eigentümerin der Gaststätte. Der Vorschlag, die Pacht zu reduzieren, bis wieder ein „coronafreier“Betrieb möglich ist, sei abgelehnt worden. „Leider gibt es von Seiten der Verpächterin überhaupt kein Entgegenkommen“, heißt es aus Schelklingen. Ein Sprecher der Brauerei wiederum entgegnet, dass es zwar Gespräche miteinander gegeben habe, Vertragsinhalte aber kein Gegenstand öffentlicher Diskussion seien, daher wolle man sich nicht dazu äußern. „Wir waren aber schon überrascht, dass die Kündigung kam und hoffen jetzt natürlich, das Beste“, so der Sprecher.
Die Brauerei hat die Pacht derweil bereits öffentlich ausgeschrieben. Ab 1. Dezember sei „die gemütliche, gut eingeführte Kleinkunstkneipe 'Stellwerk’“zu verpachten. Der Gastraum umfasse ebenso wie die Außenterrasse jeweils 60 Sitzplätze, die Küche sei komplett eingerichtet, eine Pächterwohnung vorhanden. „Es gibt schon vielversprechende Interessenten mit denen wir uns bald schon zusammensetzen wollen“, gibt ein Sprecher des Unternehmens an. Man wolle „im Sinne der Brauerei und des neuen Pächters“das Gutbürgerliche aufrechterhalten. Auch der Fokus auf die Kleinkunst solle erhalten bleiben, versichert er. Die bisherige Resonanz stimme ihn optimistisch, bald schon einen geeigneten Nachpächter gefunden zu haben. Interessenten können sich direkt bei der Brauerei telefonisch melden unter 0731/164-254.
Das letzte Mal in bisher gewohnter Weise öffnet das Stellwerk3 am Sonntag, 22. November. „Wir werden jetzt unsere Energie auf den Betrieb des HGS3 konzentrieren“, erklärt Krey. Mit den Kunstaustellungen im Hotel wollte man weiterhin den „Beitrag zum kulturellen Leben der Stadt beitragen und, wer weiß, vielleicht werden wir in der Lage sein, dort in Zukunft das eine oder andere Sommerkonzert organisieren zu können“, blickt sie voraus. Einen großen Dank richtet sie an Till und Geli Adler, „die in den vergangenen beiden Jahren die Seele des Stellwerk3 waren“, allen Gästen, die trotz der Corona-Krise der Kneipe treu geblieben sind, allen Künstlern, Bands sowie allen Mitarbeitern, die im Hintergrund „an diesem tollen Projekt mitgearbeitet und somit Leben eingehaucht haben“.