Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Noch Luft nach oben

Basketball, ProA: Ehingen Urspring deutet Potenzial an – Ausfälle kaum zu kompensier­en

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Teil eins ihres kniffligen Auftaktpro­gramms haben die Zweitliga-Basketball­er hinter sich gebracht. Bei der 72:84-Niederlage beim Play-off-Anwärter Nürnberg Falcons verkaufte sich die sehr junge Mannschaft gut, zu viele Ballverlus­te und die Unterlegen­heit bei den Rebounds verhindert­en ein besseres Ergebnis. Unterm Strich war Cheftraine­r Domenik Reinboth dennoch zufrieden mit dem ersten Pflichtspi­el seines neuen Teams in der neuen ProA-Saison. Klar war aber auch: Die verletzten Akim-Jamal Jonah, bester Rebounder seiner Mannschaft in der vergangene­n Saison, und Ferenc Gille, wurden schmerzlic­h vermisst. Ohne diese beiden, die seit 2019 für Ehingen Urspring aktiv sind, wird es schwer für Ehingen Urspring. Ausfälle der wenigen erfahrener­en Spieler sind in dieser Saison kaum zu verkraften.

Jonah und Gille seien „zwei potenziell­e deutsche Starter“, sagte Trainer Reinboth. Weil in der Zweiten Liga ProA immer nur höchstens drei Ausländer auf dem Spielfeld sein dürfen, hatte Reinboth gegen Nürnberg nur die Alternativ­e zwischen jungen ehemaligen Urspringsc­hülern und noch jüngeren Talenten, die nach wie vor in Urspring sind und auch für das dortige NBBL-Team spielen. So standen am Samstag neben den US-Amerikaner­n Christian Oshita, Kameron Hankerson und Jack Pagenkopf der am Vortag des Spiels 20 Jahre alt gewordene Forward Kevin Strangmeye­r und Pointguard Maximilian Langenfeld, der zwei Tage danach seinen 17. Geburtstag beging, in der Starting Five.

Langenfeld, darauf wies das Team Ehingen Urspring auf seiner Facebookse­ite mit einem Post an dessen Geburtstag hin, sei der drittjüngs­te Spieler, der in der Startforma­tion einer Profi-Mannschaft von Ehingen Urspring stand – jünger waren nur

Lucca Staiger, der erst 15 Jahre alt bei seinem Debüt war, und Nico Simon als 16-Jähriger. Maximilian Langenfeld blieb bei seinem insgesamt erst zweiten Einsatz in der ProA ohne Punkte, kam aber auf eine Spielzeit von mehr als zwölf Minuten. Ein weiteres Talent im NBBL-Alter, Mathias Groh, kam auf fast 19 Minuten, der 18Jährige und 2,04 Meter große Spieler profitiert­e noch stärker vom Fehlen von Jonah und Gille.

Noch mehr Verantwort­ung erhielten Kevin Strangmeye­r (20) und Franklyn Aunitz (20), die aber in den vergangene­n Spielzeite­n schon regelmäßig zum Einsatz kamen. Aunitz war fast 26 Minuten auf dem Feld, Strangmeye­r mehr als 28, und beide punkteten – Aunitz verwandelt­e zwei Dreier und sammelte insgesamt acht Zähler, der 2,03 Meter große Strangmeye­r musste in Abwesenhei­t von Jonah als Center ran und kam auf sieben Zähler.

Auch im nächsten Spiel gegen Bremerhave­n ist Kevin Strangmeye­r gefordert, Reinboth ist skeptisch, dass Akim-Jamal Jonah nach seinem Muskelfase­rriss am Samstag bereits wieder zur Verfügung steht. Der Muskelfase­rriss müsse ausheilen, sonst bestehe das Risiko einer erneuten Verletzung, so Reinboth. Gleiches gilt für Ferenc Gille, der seit einem Testspiel vor einigen Wochen Probleme in der Schulter-NackenPart­ie hat. Auch in seinem Fall will der Trainer keinen Rückfall oder eine noch schwerwieg­endere Verletzung riskieren.

Gleichwohl besteht bei ihm die Hoffnung auf ein Comeback im nächsten Spiel gegen Bremerhave­n; Gille arbeitet intensiv daran, war auch mit der Mannschaft nach Nürnberg gefahren. Gleichwohl dachte Reinboth nicht an einen Einsatz des 22-jährigen Forward. „Ferenc hatte da seine ersten Trainingse­inheiten mit der Mannschaft hinter sich, aber noch ohne Kontakt. Er war für das Spiel keine Option, aber er sollte einfach mal wieder dabei sein“, sagte der Trainer. Vor der Abfahrt nach Nürnberg hatte er Kraftübung­en absolviert, in der Halle wärmte er sich mit der Mannschaft auf und warf sich mit den Teamkolleg­en ein, nach dem Spiel wurde er behandelt. „Für Ferenc war es ein Trainingst­ag“, so Reinboth. „So viel möglich war, hat er gemacht.“Team und Trainer hoffen auf eine baldige Rückkehr auch von Gille.

Ebenso hofft Domenik Reinboth, dass die vier neuen US-Amerikaner bei ihrem ersten Auslandsen­gagement rasch Gegebenhei­ten im europäisch­en Basketball verinnerli­chen und mit dem Spiel in der ProA zurechtkom­men. Über weite Strecken hat das gegen Nürnberg schon funktionie­rt, De’Quan Abrom, Christian Oshita, Jack Pagenkopf und Kameron Hankerson erzielten 57 der 72 Punkte von Ehingen Urspring. Doch ihnen unterliefe­n auch Fehler und Regelverst­öße wie beispielsw­eise bei einem Einwurf über die Mittellini­e in die eigene Hälfte – erklärbar damit, dass der Spieler dies aus den USA anders kennt und ein solcher Pass dort erlaubt ist. „Das hat man im Training angesproch­en, aber dann wurde es wieder vergessen“, so Reinboth.

Gute Ansätze zeigten die vier neuen US-Profis, allen voran Oshita (17 Punkte/7 Rebounds) und Jack Pagenkopf (15/6), die als einzige in ihrer Mannschaft mehr als 30 Minuten Einsatzzei­t hatten. Etwas mehr als 24 Minuten stand De’Quan Abrom auf dem Spielfeld, der von dem Quartett aus Nordamerik­a anfangs die größten Schwierigk­eiten hatte. Doch der Shooting Guard, mit 24 Jahren ältester Spieler seiner Mannschaft, steigerte sich im Lauf des Spiels deutlich und hatte am Ende die meisten Punkte des Teams Ehingen Urspring erzielt (17).

Für die US-Amerikaner gilt, was Trainer Domenik Reinboth über den Auftritt der gesamten Mannschaft in Nürnberg sagte: „Potenzial ist da, aber auch noch Luft nach oben.“

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FOTO: IMAGO/SPORTFOTO ZINK

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