Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Noch Luft nach oben
Basketball, ProA: Ehingen Urspring deutet Potenzial an – Ausfälle kaum zu kompensieren
EHINGEN - Teil eins ihres kniffligen Auftaktprogramms haben die Zweitliga-Basketballer hinter sich gebracht. Bei der 72:84-Niederlage beim Play-off-Anwärter Nürnberg Falcons verkaufte sich die sehr junge Mannschaft gut, zu viele Ballverluste und die Unterlegenheit bei den Rebounds verhinderten ein besseres Ergebnis. Unterm Strich war Cheftrainer Domenik Reinboth dennoch zufrieden mit dem ersten Pflichtspiel seines neuen Teams in der neuen ProA-Saison. Klar war aber auch: Die verletzten Akim-Jamal Jonah, bester Rebounder seiner Mannschaft in der vergangenen Saison, und Ferenc Gille, wurden schmerzlich vermisst. Ohne diese beiden, die seit 2019 für Ehingen Urspring aktiv sind, wird es schwer für Ehingen Urspring. Ausfälle der wenigen erfahreneren Spieler sind in dieser Saison kaum zu verkraften.
Jonah und Gille seien „zwei potenzielle deutsche Starter“, sagte Trainer Reinboth. Weil in der Zweiten Liga ProA immer nur höchstens drei Ausländer auf dem Spielfeld sein dürfen, hatte Reinboth gegen Nürnberg nur die Alternative zwischen jungen ehemaligen Urspringschülern und noch jüngeren Talenten, die nach wie vor in Urspring sind und auch für das dortige NBBL-Team spielen. So standen am Samstag neben den US-Amerikanern Christian Oshita, Kameron Hankerson und Jack Pagenkopf der am Vortag des Spiels 20 Jahre alt gewordene Forward Kevin Strangmeyer und Pointguard Maximilian Langenfeld, der zwei Tage danach seinen 17. Geburtstag beging, in der Starting Five.
Langenfeld, darauf wies das Team Ehingen Urspring auf seiner Facebookseite mit einem Post an dessen Geburtstag hin, sei der drittjüngste Spieler, der in der Startformation einer Profi-Mannschaft von Ehingen Urspring stand – jünger waren nur
Lucca Staiger, der erst 15 Jahre alt bei seinem Debüt war, und Nico Simon als 16-Jähriger. Maximilian Langenfeld blieb bei seinem insgesamt erst zweiten Einsatz in der ProA ohne Punkte, kam aber auf eine Spielzeit von mehr als zwölf Minuten. Ein weiteres Talent im NBBL-Alter, Mathias Groh, kam auf fast 19 Minuten, der 18Jährige und 2,04 Meter große Spieler profitierte noch stärker vom Fehlen von Jonah und Gille.
Noch mehr Verantwortung erhielten Kevin Strangmeyer (20) und Franklyn Aunitz (20), die aber in den vergangenen Spielzeiten schon regelmäßig zum Einsatz kamen. Aunitz war fast 26 Minuten auf dem Feld, Strangmeyer mehr als 28, und beide punkteten – Aunitz verwandelte zwei Dreier und sammelte insgesamt acht Zähler, der 2,03 Meter große Strangmeyer musste in Abwesenheit von Jonah als Center ran und kam auf sieben Zähler.
Auch im nächsten Spiel gegen Bremerhaven ist Kevin Strangmeyer gefordert, Reinboth ist skeptisch, dass Akim-Jamal Jonah nach seinem Muskelfaserriss am Samstag bereits wieder zur Verfügung steht. Der Muskelfaserriss müsse ausheilen, sonst bestehe das Risiko einer erneuten Verletzung, so Reinboth. Gleiches gilt für Ferenc Gille, der seit einem Testspiel vor einigen Wochen Probleme in der Schulter-NackenPartie hat. Auch in seinem Fall will der Trainer keinen Rückfall oder eine noch schwerwiegendere Verletzung riskieren.
Gleichwohl besteht bei ihm die Hoffnung auf ein Comeback im nächsten Spiel gegen Bremerhaven; Gille arbeitet intensiv daran, war auch mit der Mannschaft nach Nürnberg gefahren. Gleichwohl dachte Reinboth nicht an einen Einsatz des 22-jährigen Forward. „Ferenc hatte da seine ersten Trainingseinheiten mit der Mannschaft hinter sich, aber noch ohne Kontakt. Er war für das Spiel keine Option, aber er sollte einfach mal wieder dabei sein“, sagte der Trainer. Vor der Abfahrt nach Nürnberg hatte er Kraftübungen absolviert, in der Halle wärmte er sich mit der Mannschaft auf und warf sich mit den Teamkollegen ein, nach dem Spiel wurde er behandelt. „Für Ferenc war es ein Trainingstag“, so Reinboth. „So viel möglich war, hat er gemacht.“Team und Trainer hoffen auf eine baldige Rückkehr auch von Gille.
Ebenso hofft Domenik Reinboth, dass die vier neuen US-Amerikaner bei ihrem ersten Auslandsengagement rasch Gegebenheiten im europäischen Basketball verinnerlichen und mit dem Spiel in der ProA zurechtkommen. Über weite Strecken hat das gegen Nürnberg schon funktioniert, De’Quan Abrom, Christian Oshita, Jack Pagenkopf und Kameron Hankerson erzielten 57 der 72 Punkte von Ehingen Urspring. Doch ihnen unterliefen auch Fehler und Regelverstöße wie beispielsweise bei einem Einwurf über die Mittellinie in die eigene Hälfte – erklärbar damit, dass der Spieler dies aus den USA anders kennt und ein solcher Pass dort erlaubt ist. „Das hat man im Training angesprochen, aber dann wurde es wieder vergessen“, so Reinboth.
Gute Ansätze zeigten die vier neuen US-Profis, allen voran Oshita (17 Punkte/7 Rebounds) und Jack Pagenkopf (15/6), die als einzige in ihrer Mannschaft mehr als 30 Minuten Einsatzzeit hatten. Etwas mehr als 24 Minuten stand De’Quan Abrom auf dem Spielfeld, der von dem Quartett aus Nordamerika anfangs die größten Schwierigkeiten hatte. Doch der Shooting Guard, mit 24 Jahren ältester Spieler seiner Mannschaft, steigerte sich im Lauf des Spiels deutlich und hatte am Ende die meisten Punkte des Teams Ehingen Urspring erzielt (17).
Für die US-Amerikaner gilt, was Trainer Domenik Reinboth über den Auftritt der gesamten Mannschaft in Nürnberg sagte: „Potenzial ist da, aber auch noch Luft nach oben.“