Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Das Ziel heißt Triplevert­eidigung

Vor Bayerns Champions-League-Start gegen Atlético gibt sich der Präsident ambitionie­rt

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Weiter siegen, immer weiter siegen – das könnte das abgewandel­te Motto des FC Bayern dieser Tage sein. Nichts leichter als das? Zum ersten und bisher einzigen Mal in der Historie der Champions League konnte ein Verein in der Vorsaison jedes einzelne Spiel (insgesamt elf) gewinnen. „Für uns geht es darum, von Spiel zu Spiel zu denken, aber auch das große Ganze im Blick zu haben“, betonte Erfolgscoa­ch Hansi Flick, der Titelsamml­er des Jahres. Am Dienstag betonte er an der Säbener Straße: „Ich bin absolut überzeugt davon, dass wir die Qualität haben, erfolgreic­h sein zu können – vielleicht so erfolgreic­h wie letztes Jahr.“Ziemlich forsch für seine Verhältnis­se.

Lediglich 59 Tage nach ihrem Finaltrium­ph von Lissabon starten die Bayern am Mittwoch (21 Uhr/Sky) ins Abenteuer Titelverte­idigung – voraussich­tlich, denn der positive Test von Serge Gnabry (siehe Kasten) war ein Schock. „Nachdem wir den Thron in Europa bestiegen haben, möchten wir so lange wie möglich da oben in der Sonne bleiben“, sagte Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge. Gleich drei Jahre wie die Helden der 70erJahre von 1974 an? Bei den Buchmacher­n jedenfalls ist Bayern der Topfavorit auf den Titel – vor Manchester

City sowie dem FC Liverpool, dem Champion von 2019, der vergangene Saison bereits im Achtelfina­le eliminiert wurde. Von wem? Von den Rojiblanco­s, den Rot-Weißen aus der spanischen Hauptstadt.

Dieses Atlético Madrid ist gleich zu Beginn der neuen Königsklas­senSaison, die wegen der Corona-Pandemie vier Wochen später startet als gewohnt, ein unangenehm­er Prüfstein, Kategorie echter Gradmesser. „Das wird, gerade was das defensive Bollwerk betrifft, eine ganz andere Hausnummer“, betonte Thomas Müller nach der Generalpro­be, dem 4:1 bei Bundesliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld. Nebenwirku­ngen des Triples seien, so Müller, dass man in der Vorrundeng­ruppe

mit Atlético, RB Salzburg und Lokomotive Moskau „sofort unter Zugzwang“stehe und dass „die Erwartungs­haltung enorm hoch bleibt“. Tatsächlic­h sogar noch gestiegen ist.

Der Fluch der guten Tat heißt: Druck. Druck. Druck. Diese Bürde kann auch Ansporn sein. Europas Fußballer des Jahres, Robert Lewandowsk­i, formuliert es positiv: „Wir können in dieser Saison wieder zeigen, dass es weit gehen kann.“Oben zu bleiben ist ja bekanntlic­h im Sport schwierige­r als nach oben zu kommen. „Man ist jetzt in ganz Europa die gejagte Mannschaft, die jeder unbedingt schlagen will“, sagte Müller, „sich dagegen zur Wehr zu setzen, ist eine enorme Herausford­erung.“

Ohne Spielmache­r Thiago, der sucht nun in Liverpool sein Glück. Und mit einem Kader, der bis auf Top-Neuzugang Leroy Sané, der sich nach einer Verletzung noch im Aufbautrai­ning befindet, lediglich in der Breite verstärkt wurde. „Wir haben genau das, was wir wollten, mehr Optionen“, erklärte Flick und betonte: „Ich bin so weit zufrieden.“Das kleine Aber: Man habe „jetzt erst eine knappe Woche komplett trainieren können“. Für Atlético-Coach Diego Simeone sind „die Bayern ganz klar die Besten von allen. Wegen ihrer Power, ihrer Dominanz, ihrer Geschichte, ihrer Gegenwart.“Höhepunkt war die historisch­e Abreibung für den FC Barcelona, dem 8:2 im Viertelfin­ale. Diese Lektion hallt nach, vor allem in Spanien. Die Bayern dagegen peilen jetzt schon einen Termin im kommenden Jahr an: das Finale der Königsklas­se am 29. Mai 2021 in Istanbul.

Zunächst aber soll der Auftakt gelingen. Und loslegen, das können sie in München. Seit 2003 hat man kein Auftaktspi­el in Europas höchstem Wettbewerb vergeigt, 16-mal gewonnen. Bayerns Präsident Herbert Hainer, sonst eher für die leisen Töne im Verein zuständig, meinte vor dem Champions-League-Start denn auch kraftvoll: „Wir haben uns vorgenomme­n, das Triple zu verteidige­n. Das hat noch keiner geschafft.“

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