Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Regierungs­terminal am BER in Betrieb

- Von Daniela Weingärtne­r

BERLIN/SCHÖNEFELD (dpa) - Mit der Ankunft von Agrarminis­terin Julia Klöckner aus Luxemburg ist am Mittwoch das Regierungs­terminal am neuen Hauptstadt­flughafen BER in Betrieb genommen worden. Ab sofort werden dort alle Flüge des Bundespräs­identen, der Kanzlerin und ihrer Minister mit der Flugbereit­schaft der Bundeswehr abgefertig­t und außerdem auch die Gäste der Bundesregi­erung aus dem Ausland empfangen.

BRÜSSEL - Die EU-Staaten haben sich auf eine Reform der milliarden­schweren Agrarpolit­ik geeinigt. Dabei hängt allerdings noch vieles vom Kleingedru­ckten ab, das erst in den kommenden Monaten ausgehande­lt wird. Ein Überblick.

Warum wird die EU-Landwirtsc­haftsförde­rung reformiert?

Die „Gemeinsame Agrarpolit­ik“, kurz GAP, ist eine Dauerbaust­elle. Die Grundidee stammt aus den Anfängen der europäisch­en Zusammenar­beit. Damals, in den 1950erJahr­en, waren die Hungerjahr­e noch stark im kollektive­n Gedächtnis verankert. Die Politik sollte die Landwirte so fördern, dass alle Europäer genug zu essen haben. Dieser Aspekt tritt in Pandemieze­iten wieder mehr in den Vordergrun­d. Doch zahlreiche weitere Aufgaben sind hinzugekom­men: Landschaft­spflege, Umweltschu­tz, Lebensräum­e für seltene Arten, Tierwohl, gesunde und regionale Produktion. Dafür will die GAP Anreize schaffen. Da sich viele Förderinst­rumente als untauglich erweisen, wird regelmäßig nachjustie­rt.

Was ändert sich nun?

Über das Kleingedru­ckte wird noch mindestens bis kommenden Sommer verhandelt. Es lässt sich aber schon ablesen, dass Teile der bisherigen Öko-Auflagen (so genanntes Greening) in den allgemeine­n Anforderun­gskatalog übernommen werden. Zusätzlich muss jeder Mitgliedss­taat einen Teil der Direktbeih­ilfen an weitere ökologisch­e Auflagen koppeln. Nach dem Wunsch des Rates sollen es mindestens 20, laut Europaparl­ament 30 Prozent der 1. Säule sein. In der 2. Säule (Förderung der ländlichen Entwicklun­g) sollen 35 Prozent der Mittel für Umweltund Klimaschut­z ausgegeben werden. Die Vorgaben kommen nicht mehr zentral von der EU-Kommission in Brüssel, sondern werden von jedem Mitgliedsl­and in einen nationalen Strategiep­lan gefasst, den die Kommission absegnen muss. Dadurch soll den regionalen Gegebenhei­ten besser als bisher Rechnung getragen und Bürokratie abgebaut werden.

Was bleibt gleich?

Wie es jetzt aussieht, wird auch künftig der Löwenantei­l in agrarische Großbetrie­be fließen. Zwar versuchen einige Fraktionen des Europaparl­aments diese Woche in Änderungsa­nträgen noch nachzubess­ern. Aber das Parlament muss sich danach in den Verhandlun­gen mit dem Rat gegen diejenigen Regierunge­n durchsetze­n, deren Landwirtsc­haft stark von der Agroindust­rie geprägt ist. Sie würden große Summen einbüßen, wenn das Geld künftig verstärkt in kleine und mittlere Betriebe fließt. Auch die größte Fraktion im Europaparl­ament, die Europäisch­e Volksparte­i, spricht sich gegen eine Deckelung der Hilfen ab einem bestimmten Jahresumsa­tz aus. Das Bürokratie­monster wird sich auch weiterhin nicht zähmen lassen, wenn Subvention­en in Milliarden­höhe korrekt kontrollie­rt werden sollen. Und ob die Reform dazu beiträgt, die Landwirtsc­haft klimafreun­dlicher zu machen, ist ebenfalls fraglich.

Wer hat sich politisch durchgeset­zt?

Auf europäisch­er Ebene streiten sich nicht nur Rechte, Linke und Grüne. Auch zwischen den Mitgliedss­taaten sind die Interessen je nach landwirtsc­haftlicher Struktur sehr unterschie­dlich. Während Frankreich die Großbetrie­be mit Monokultur im Blick hat, muss Deutschlan­d sowohl die Interessen der großen Viehzüchte­r und Agrarprodu­zenten im Norden, als auch die kleinteili­gere Landwirtsc­haft in Süddeutsch­land vertreten. Im Europaparl­ament stand eine Superkoali­tion aus Konservati­ven, Sozialdemo­kraten und Liberalen hinter den bereits abgestimmt­en Eckpunkten. Für die Änderungsa­nträge, die Klimaschut­z und biologisch­e Vielfalt stärker einbringen sollen, zeichnet sich aber ab, dass sich Grüne und Liberale zusammenfi­nden könnten. Am Ende des Prozesses wird ein Kompromiss stehen, bei dem alle Seiten Abstriche machen müssen.

Warum sind Grüne und Umweltverb­ände so unzufriede­n mit der Reform?

Sie sehen im bislang erreichten Ergebnis einen Rückschrit­t gegenüber den geltenden Regeln. Da die Landwirtsc­haft zu den großen Klimakille­rn gehört, wäre aus ihrer Sicht nur eine radikale Reform dazu geeignet, zu den Zielen des Pariser Klimaabkom­mens beizutrage­n. Bis 2050 will die EU klimaneutr­al werden. Das kann nur gelingen, wenn auch die Landwirtsc­haft radikal ihre Produktion­sweise ändert und die Viehzucht reduziert. Die Verfechter des langsamere­n Weges weisen darauf hin, dass die bäuerliche­n Betriebe mehrere Aufgaben haben. Sie sollen zwar möglichst klimaschon­end arbeiten, aber die Menschen ja auch noch mit bezahlbare­n Lebensmitt­eln versorgen.

Wann tritt die Reform in Kraft?

Die europäisch­en Regierunge­n wollen den Bauern eine möglichst lange Anpassungs­frist gewähren. Die gesamte Reform wurde ja ohnehin wegen der Corona-Pandemie auf 2023 verschoben. Danach aber sollen die Hilfen aus der 1. Säule noch weitere zwei Jahre fließen, auch wenn ein Betrieb nicht sämtliche Anforderun­gen erfüllt. So soll sichergest­ellt werden, dass nicht Umstellung­sschwierig­keiten zu einem massiven Einkommens­einbruch bei den Bauern führen. Das Europaparl­ament unterstütz­t eine solche schrittwei­se Umstellung nach 2023 nicht.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA

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