Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Erinnerung­sorte an NS-Verbrechen in Ehingen

Ehinger Gemeindera­t beschäftig­t sich am Donnerstag mit der Zeit des Nationalso­zialismus

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EHINGEN (tg) - Der Ehinger Gemeindera­t wird sich in seiner Sitzung am heutigen Donnerstag auch mit möglichen Erinnerung­sorten an die Zeit des Nationalso­zialismus in Ehingen befassen. Wie die Stadt in der Sitzungsvo­rlage erklärt, seien die langjährig­en Forschunge­n zu den während der Zeit des Nationalso­zialismus in Ehingen begangenen Verbrechen zu einem gewissen Abschluss gekommen. Die Stadt schlägt dem Rat nun vor, Schauplätz­e dieser Ereignisse als Erinnerung­sorte in geeigneter und angemessen­er Weise zu kennzeichn­en.

„Zentrales Anliegen ist es , erfahrbar zu machen, dass diese Zeit auch

ANZEIGEN in Ehingen stattgefun­den hat und dass auch hier in der uns alltäglich­en und vertrauten Umgebung aufgrund der damals herrschend­en ideologisc­hen Vorstellun­gen schwere Verbrechen begangen wurden“, heißt es von Seiten der Stadtverwa­ltung.

Amtsgerich­t: Am 9. Juni 1941 fand hier der Prozess des Sondergeri­chtshofs Stuttgart gegen Dr. Ursula Buschbeck wegen angebliche­r Wirtschaft­svergehen statt. Die geborene Berlinerin lebte seit 1921 in Ehingen.

Oberamtsge­fängnis im Buck’s Höfle: Haftort von Dr. Ursula Buschbeck sowie der im April 1945 aufgegriff­enen elf KZ-Häftlinge.

Ehemaliges Benediktin­erkolleg

Altes Konvikt: Nach 1941 wurde im Alten Konvikt das „Reserve-Lazarett Ehingen/Donau, Abteilung für Kriegsgefa­ngene“untergebra­cht. Hierher kamen kranke und hoffnungsl­ose Fälle von Kriegsgefa­ngenen und Zwangsarbe­itern, Sowjetruss­en,

Engländer und Franzosen aus Lagern in Süddeutsch­land.

Friedhof: Gräberfeld für die im Lazarett „Alten Konvikt“verstorben­en Kriegsgefa­ngenen, Gräber der sieben an der Wolfsgurge­l erschossen­en Häftlinge.

Schmiechgr­aben, neben der neuapostol­ischen Kirche: In der Nacht vom 14. auf den 15. April 1945 wurde an einem Baum unweit des Standortes der damals 17-jährige Pole Czeslow Sekutowski durch Erhängen ermordet. Angeblich versuchte er, Frau und Tochter seines bäuerliche­n Arbeitgebe­rs zu vergewalti­gen.

Bei der Wolfsgurge­l: Hier wurden am 20. april 1945 gegen 20.30 Uhr sieben Gefangene, deren Identität und Nationalit­ät nicht geklärt ist, auf Betreiben von Parteifunk­tionären der NSDAP durch französisc­he Doriotiste­n (Faschisten) erschossen und verscharrt.

Bei Granheim: Am 13. Juli 1942, 20.35 Uhr, wurde durch eine Einheit der Gestapo Stuttgart der Pole Martin Kszaszoz mit Hilfe eines fahrbaren Galgens ermordet.

Der Gemeindera­t soll per Beschluss die Verwaltung nun damit beauftrage­n, die notwendige­n Voraussetz­ungen zu schaffen. Zudem soll ein Gestaltung­sbüro mit dem Entwurf von Stelen oder ähnlichem beauftragt werden.

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FOTO: HAAS

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