Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Franziskus bleibt sich treu
Mit seiner Unterstützung für gleichgeschlechtliche Partnerschaften und der Aussage, Homosexuelle seien „Kinder Gottes, sie haben das Recht auf eine Familie“, bleibt Papst Franziskus sich treu: Seit dem Beginn seines Pontifikates fordert er, niemanden auszugrenzen. Sein auf einen Homosexuellen bezogener Satz „Wer bin ich, ihn zu verurteilen“wurde legendär. Nun präzisiert er: Niemand dürfe aufgrund seiner sexuellen Ausrichtung ausgegrenzt werden.
Franziskus setzt einen weiteren, starken Akzent, nachdem er den Dialog mit dem Islam, das Engagement für die Umwelt und die Option für die Armen zu seinen Hauptthemen gemacht hat. Die Hinwendung zu Homosexuellen, die bisher ausgegrenzt werden, war überfällig.
Kritiker äußern zwei Vorwürfe: Der Papst riskiere eine Zerreißprobe der Kirche. Falsch, denn inoffizell und im kleinen Kreis feiern viele Priester Segensfeiern mit gleichgeschlechtlichen Paaren – häufig mit Duldung ihrer Vorgesetzten. Daher legitimiert Franziskus die längst gelebte Praxis. Auch der Vorwurf, der Pontifex hätte die Kurie in den Kurswechsel einbinden sollen, greift nicht. In den fast acht Jahren auf dem Stuhl Petri hat Franziskus häufig erlebt, dass seine Anliegen torpediert wurden. Jetzt hat er den illoyalen Kräften im Vatikan seine Entscheidung schlicht mitgeteilt. Ein Zurück gibt es nicht.
Und die sakramentale Trauung gleichgeschlechtlicher Paare? Die Ehe sei Mann und Frau vorbehalten, ist sich Franziskus sicher. Hier kann und will er nichts ändern – eine Kirchenspaltung wäre die Folge.
●»