Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mehr Windräder nötig

Laut Studie verfehlt Deutschlan­d sonst Klimaziele

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BERLIN (dpa) - In 30 Jahren soll Deutschlan­ds Treibhausg­asausstoß netto bei null liegen – einer neuen Studie zufolge braucht es dafür deutlich mehr Ökostrom als bisher geplant und einen Stopp für Investitio­nen in fossile Technologi­en ab 2030. „Die Bundesregi­erung hat Klimaneutr­alität 2050 beschlosse­n, aber sie hat keinen Plan dafür“, kritisiert­e der Direktor der Denkfabrik Agora Energiewen­de, Patrick Graichen, am Donnerstag.

Wie Agora Energiewen­de, Agora Verkehrswe­nde und die Stiftung Klimaneutr­alität errechnet haben, müsste der Zubau an Wind- und Solaranlag­en schon in den nächsten zehn Jahren in etwa verdreifac­ht werden und das deutsche Klimaziel für 2030 auf 65 Prozent weniger Treibhausg­ase als 1990 angehoben werden. Das Ökostrom-Ziel für 2030 müsste von 65 auf 70 Prozent angehoben werden. Statt wie bisher angepeilt zehn Millionen Elektroaut­os müssten bis dahin 14 Millionen auf der Straße sein, sagte Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswe­nde.

In einem zweiten Schritt sollten die Emissionen bis 2050 dann um 95 Prozent sinken – was an Treibhausg­asen noch übrig bleibt, etwa aus der Zementprod­uktion oder der Landwirtsc­haft, müsste über natürliche und technische Lösungen der Atmosphäre entzogen und gespeicher­t werden.

Der Kohleausst­ieg, der derzeit für spätestens 2038 geplant ist, müsste bis 2030 abgeschlos­sen sein, heißt es in der Studie weiter, Öl- und Gasausstie­g müssten folgen. Dazu gehöre, dass ab 2030 fossile Technologi­en – wie klassische Verbrennun­gsmotoren oder Öl- und Erdgas-Heizungen – zwar noch genutzt, aber nicht mehr neu verkauft und installier­t werden dürften.

Auch Wasserstof­f als Energieträ­ger spielt eine große Rolle in den Überlegung­en – allerdings nicht da, wo Strom direkt eingesetzt werden kann wie beim Heizen oder beim Straßenver­kehr. „Der Wasserstof­f ist der ganz teure Champagner der Energiewen­de“, sagte Rainer Baake, Direktor der Stiftung Klimaneutr­alität. Strombasie­rte Kraftstoff­e brauche es vor allem im Flug- und Schiffsver­kehr, aber etwa auch in der Stahlprodu­ktion und anderen Industrien.

Die Studienaut­oren gehen davon aus, dass der deutsche Strombedar­f bis 2050 um die Hälfte höher liegen wird als heute, obwohl der Energiebed­arf insgesamt um die Hälfte sinkt – weil Strom als Energieträ­ger Kohle, Öl und Gas ersetzt und für die Produktion von Wasserstof­f sehr viel Strom nötig ist.

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Der Denkfabrik Agora Energiewen­de zufolge müssten in den kommenden zehn Jahren dreimal so viele Windund Solaranlag­en gebaut werden wie geplant.

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