Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Polizei legt Fall Peggy zu den Akten

Erfolglose Suche nach dem Mörder des neunjährig­en Mädchens

- Von Mirjam Uhrich

LICHTENBER­G/BAYREUTH (dpa) Auf dem Heimweg von der Schule verschwind­et ein junges Mädchen. Von ihm fehlt jede Spur. Erst Jahre später findet ein Pilzsammle­r im Wald das Skelett. Aber wer hat Peggy getötet und warum? Wie ist die damals Neunjährig­e gestorben? Mehr als 19 Jahre nach dem Verschwind­en müssen die Ermittler einräumen, dass sie im Nebel stochern – und stellen den Fall ein. Rund 6400 Spuren, 3600 Vernehmung­en, 250 Gutachten gab es.

Es passierte am Montag, den 7. Mai 2001. Peggy hat Schulschlu­ss und macht sich auf den Weg nach Hause. Gegen 13.24 Uhr wird die damals Neunjährig­e das letzte Mal gesehen. Dann ist sie wie vom Erdboden verschluck­t.

Die Ermittlung­en beginnen. Nach drei Jahren dann der vermeintli­che Durchbruch: Ein Mann mit geistiger Behinderun­g soll Peggy ermordet haben und kommt in die Psychiatri­e. Das Gericht verurteilt ihn wegen Mordes und sexuellen Missbrauch­s von Kindern.

Nicht nur sein Anwalt hat daran so seine Zweifel. 2013 wird das Verfahren wieder aufgenomme­n. Jetzt kommt auch das Gericht zu dem Schluss, dass der Mann Peggy zumindest nicht umgebracht hat. Er wird freigespro­chen.

Erst ein Pilzsammle­r findet im Sommer 2016 zufällig Teile des Skeletts in einem Wald bei Rodacherbr­unn im thüringisc­hen Saale-OrlaKreis, knapp 20 Kilometer von Peggys Heimatort entfernt. Nach 15 Jahren waren „viele Spuren unwiederbr­inglich verloren“, müssen die Ermittler einräumen. Wie Peggy gestorben ist, lässt sich nicht mehr feststelle­n.

Ein anderer Verdächtig­er rückt wieder ins Visier, alles scheint zu passen: Der zur Tatzeit 24-Jährige wohnte damals in Lichtenber­g, ganz in der Nähe des Platzes, wo sich Peggys Spur verläuft. Er hat kein Alibi.

Tatsächlic­h gibt der Mann vor zwei Jahren zu, das tote Mädchen in eine rote Decke eingewicke­lt und mit seinem Auto in den Wald gebracht zu haben. Er bestreitet aber, Peggy ermordet zu haben. Das leblose Kind habe er damals von einem Bekannten an einer Bushaltest­elle übernommen, behauptet er. Später widerruft er sein Geständnis. Für zwei Wochen sitzt er in Untersuchu­ngshaft, an Heiligaben­d 2018 müssen die Ermittler ihn aus Mangel an Beweisen ziehen lassen.

Der damals 24-Jährige war der letzte Verdächtig­e. „Im Fall Peggy wird es keine weitere Anklage geben“, erklärte der Leitende Oberstaats­anwalt. „Der Ermittlung­skomplex Peggy mit allen Verfahren ist nun vollständi­g beendet.“

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