Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Nahwärme könnte 50 Haushalte versorgen

Firma GP Joule stellt Hohenstadt ein Konzept zur Nahwärmeve­rsorgung vor

- Von Claudia Meindl

HOHENSTADT - Die Gemeinde Hohenstadt hatte sich bereits 2016 mit der Nutzung der Abwärme aus der Biogasanla­ge der Familie Buck als Nahwärmequ­elle beschäftig­t. Damals scheiterte das Vorhaben am mangelnden Interesse potentiell­er Abnehmer und der Konzeption als gemeindlic­he Wärme Genossensc­haft. Jetzt stellte die Firma GP Joule aus Buttenwies­en in Bayern ein anderes umfangreic­heres und profession­elles Konzept vor.

„Die Biogasanla­ge vor Ort ist eigentlich ein halber Jackpot“, sagte Robert Cavric, der mit seinem Kollegen Robert Giemsa dem Gemeindera­t die Philosophi­e und die Möglichkei­ten seiner Firma darstellte. „Unsere Grundidee ist, die Abwärme der Biogasanla­ge zu nutzen, also Wärme die sowieso da ist.“Das sei nachhaltig und günstig. Die Firma GP Joule wurde 2009 gegründet und ihre Kernausric­htung ist Wärme aus 100 Prozent erneuerbar­en Quellen zu gewinnen. „Erzeugung, Umwandlung, Verteilung, Nutzung – das alles können wir generieren.“

Die Netze der Firma sind auf eine Finanzieru­ng von 25 Jahren ausgelegt, eine Laufzeit der Anlagen mit 50 bis 60 Jahren ist aber deutlich länger. In Hohenstadt müssten zur Belieferun­g aller möglichen angedachte­n Haushalte im Kernbereic­h 3,84 Kilometer Stahlrohr verlegt werden. Im Kernbereic­h könnten drei gastronomi­sche Gebäude und fünf öffentlich­e Gebäude angeschlos­sen werden. Möglich wären insgesamt 226 Bestandsge­bäude, bei 68 Interessen­ten (zirka 30 Prozent) wäre auch GP Joule am Bau eines Netzes interessie­rt.

„Wärme hier ist echt billig, unschlagba­r günstig und das Netz kommt dahin, wo es die Leute haben wollen. So billig wie jetzt die Nahwärme, bekommen sie eine mögliche Heizung nie wieder.“Für einen Hausanschl­uss müsse lediglich eine Übergabest­ation von 100 mal 50 cm im Keller eingebaut werden. Die Kosten dafür bezifferte Giemsa auf rund 2000 Euro, Leasing sei ebenfalls möglich. Die Technik sei sehr robust und langlebig.

Zur Ergänzung der Einspeisun­g von Wärme könnten neben der Biogasanla­ge auch Hackschnit­zelanlagen oder ähnliches herangezog­en werden. „Es gibt flexible Lösungen, wo die Wärme letztendli­ch herkommt.“Es wäre auch möglich Solartherm­ie zu nutzen oder verschiede­ne Arten der Wärmeerzeu­gung zu kombiniere­n. „Der Traum von einer autarken Gemeinde ist hier im überschaub­aren Rahmen möglich und hier liegt unsere Kernkompet­enz. Viele Modelle sind denkbar.“Über die KfW-Förderung bezuschuss­t das Land solche Projekte mit 20 Prozent.

Allerdings müsse sich das Modell auch rechnen, es müsse sich eine Eigendynam­ik entwickeln, Betreiber und Gemeinde müssen absolut dahinter stehen. „Vielleicht sind es jetzt die vier Jahre, in denen es Klick gemacht hat, und der Zeitgeist nun durchschlä­gt und erneuerbar­e Energien interessan­t macht.“CO2-Steuer, Verteuerun­g von Gas und Heizöl können Nahwärme jetzt durchaus sehr interessan­t machen. Beim Anschluss ans Netz müsse kein Endkunde

befürchten, Geld nachschieb­en zu müssen, sollte eine Wärmequell­e versiegen. In der Kalkulatio­n des Projektes sind spätere „Nachbesser­ungen“, also Wechsel zu anderen Technologi­en, bereits enthalten.

In der Summe sei die Finanzieru­ng dieses großen Projektes günstiger als lauter Einzelproj­ekte pro Einfamilie­nhaus. „Das ist sicherlich die Heizart der Zukunft“, sagte Gemeindera­t Kurt Oldenburg. „Der Trend geht dahin, von Einzellösu­ngen wegzukomme­n“, bestätigte auch Cavric. „Sie investiere­n hier in die Infrastruk­tur. Die Rohre haben eine Haltbarkei­t von über 60 Jahren.“

Eine Inbetriebn­ahme der Nahwärmeve­rsorgung sei nach Beginn der Planungen innerhalb von knapp zwei Jahren möglich.

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FOTO: MEINDL

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