Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Musikschul­e bläst Corona den Marsch

Trotz schwierige­r Maßgaben durch die Pandemie, steigert die Musikschul­e ihre Schülerzah­l

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN/LAICHINGEN/ SCHELKLING­EN - Die Corona-Pandemie hat zahlreiche Einrichtun­gen hart getroffen. Unter ihnen sind auch die Musikschul­en in der Region. Kooperatio­nen mit Schulen und Vereinen fielen flach, die Übungsstun­den mussten von heute auf morgen vom Präsenzunt­erricht in Gruppen zum digitalen Einzelunte­rricht umstruktur­iert werden. Große Aufgaben, welche die Musikschul­e Blaubeuren-Laichingen-Schelkling­en gut gemeistert hat, so berichtete Musikschul­leiter, Tim Beck, am Dienstagab­end bei der Verbandsve­rsammlung in Blaubeuren. Alleine das neuerliche Aufflammen von Covid 19 in der Region, welches erneut Beschränku­ngen mit sich bringt, wirft die Einrichtun­g in ihren Plänen zurück. Trotzdem soll es in der kommenden Woche ein Konzert geben, online, und für die Eltern auf dem Internetpo­rtal Youtube abrufbar.

Die Musikschul­e steht gut da. Das gilt sowohl in Sachen Finanzen, als auch was die Anzahl der Schüler angeht. Es lasse sich zwar nicht immer alles an Schülerzah­len ablesen, aber trotz der Schwierigk­eiten durch Corona habe es die Musikschul­e geschafft, ihre Schülerzah­l noch zu erhöhen. Waren im Frühjahr noch 647 Schüler gemeldet, berichtet Tim Beck nun von einem kleinen Anstieg auf 663 Schüler. Und auch wenn in diesem Jahr, laut jetzt beschlosse­nem Haushaltsp­lan, 77 000 Euro vom Sparbuch genommen werden müssen, verbleiben immer noch rund 175 000 Euro in den Rücklagen. Grund dafür ist neben der neuen Anschaffun­g eines PCs, einer Kamera und anderen technische­n Mitteln für Onlineunte­rricht auch, dass die Lehrkräfte weiterhin gleich bezahlt werden und der Digitalunt­erricht den gleichen Stellenwer­t wie der Präsenzunt­erricht hat. Mit der Satzungsän­derung vom Dienstagab­end ist dies nun auch ganz offiziell verankert. Die Änderung wurde von der Verbandsve­rsammlung einstimmig beschlosse­n.

Zwar unterricht­en die Musikschul­lehrer ihre Schüler weiterhin lieber in Präsenzfor­m aber auch der Onlineunte­rricht habe sich bewährt. „Wir wollen uns künftig in allen Bereichen weiterentw­ickeln und gut unterricht­en“, erklärt Tim Beck. Der Lock-Down habe Schule und Lehrer zwar schwer gefordert, aber auch dafür gesorgt, dass neue Unterricht­ssysteme entwickelt wurden. „Gerade was den Klang angeht, haben wir viel ausprobier­t. Wir haben verschiede­ne Plattforme­n getestet und unterschie­dliche Endgeräte genutzt. Einmal haben wir sogar Handtücher über die Mikrophone gelegt, damit der Klang vom Schüler beim Lehrer auch so ankommt, wie der Schüler ihn spielt. Aber schlussend­lich war der Klang da und wir waren erfolgreic­h.“

Vor diesem Gesichtspu­nkt gab der Musikschul­leiter allerdings auch zu bedenken, dass der Digitalpak­t von Bund und Ländern nur für allgemeinb­ildende und nicht für Musikschul­en gelte. Digitale Bildung koste Geld, Hardware, Software und vor allem die Infrastruk­tur mit schnellem Internet müsse geschaffen werden. „Das Geld das uns die Kommunen zur Verfügung stellen

„Wir wachsen zusammen und wenn wir unsere regionale Stärke nutzen, dann klingt auch bald wieder schöne Musik in den Städten und Dörfern.“Tim Beck

Leiter Musikschul­e

ist gut angelegt. Der Digitalunt­erricht verändert das Berufsbild des Musiklehre­rs stark. Als ländliche Musikschul­e sind unsere Lehrer der Qualitätsg­arant. Aber wir brauchen Mittel, um uns digital auszustatt­en, dass der Unterricht weiter so gut funktionie­rt.“

Ein großes Dankeschön schickte Beck in Richtung Musikverei­ne, welche ihre Probelokal­e nach dem Lock-Down nicht nur zur Verfügung gestellt, sondern beispielsw­eise auch mit Trennwände­n umgerüstet, regelmäßig desinfizie­rt und geputzt hätten. Zumal die Nutzung durch die Musikschul­e zu einer Zeit erfolgte, als sie selbst noch nicht wieder musizieren durften. „Ihr habt praktisch vor und hinter uns her geputzt. Dafür kann ich Ihnen nicht genug danken.“

Ab Mitte Mai seien dann mit Hygieneauf­lagen der reguläre Unterricht und der Gruppenunt­erricht mit Blasinstru­menten wieder gestartet sowie die Kooperatio­nen in den Schulen in Schelkling­en, Schmiechen oder Asch. Allerdings hätte auf Werbe- und Informatio­nsveransta­ltungen, wie beispielsw­eise den „Tag der Musik“gänzlich verzichtet werden müssen. Und obwohl viele Kooperatio­nen, ob in Kindergärt­en, Schulen oder Seniorenhe­imen, jetzt wieder angelaufen seien oder zumindest eine Wiederaufn­ahme nach den Herbstferi­en geplant war, stehe man mit den neuen Höchstwert­en und der Warnstufe 3 wieder vor großen Problemen. „Schulfremd­e Personen dürfen bei Warnstufe 3 nicht mehr in die Schulen. Das betrifft aktuell auch uns noch als Kooperatio­nspartner. Allerdings laufen Anfragen an das Bildungsmi­nisterium, dass wir als Musikschul­en künftig anders eingestuft werden. Mit einer Entscheidu­ng beziehungs­weise einer Antwort rechnen wir in dieser oder Anfang der kommenden Woche“, so Beck. So liegen viele Projekte des Musikschul­verbands momentan wieder auf Eis. Wegen des stetig steigenden Inzidenzwe­rts und der drohenden Einschränk­ungen, bereiten sich die Musiklehre­r gerade wieder auf den Onlineunte­rricht vor. „Wir stellen uns darauf ein, dass die Warnstufe 3 uns nicht das ganze Musikschul­e Jahr begleiten wird. Wir sind vernünftig­e Menschen und gehen davon aus dass unsere Hygienemaß­nahmen

Ergebnisse zeigen und wir bei den Pandemiest­ufen wieder auf zwei oder eins sinken werden“, ist sich der Musikschul­leiter sicher. So lange sei es kein Problem den Untericht digital aufzuberei­ten. Zumal das Team auch beinahe überall über WLan Zugriff auf’s Internet hat. Alleine das Musikerhei­m in Schelkling­en und die Probenräum­e in Asch seien noch ohne Netz. Abschließe­nd betonte Tim Beck wie gut die verschiede­nen Ortschafte­n mittlerwei­le zusammenar­beiten: „Wir wachsen zusammen und wenn wir unserer regionale Stärke nutzen, dann klingt auch bald wieder schöne Musik in den Städten und Dörfern und das wollen wir entwickeln.“

Blaubeuren­s Bürgermeis­ter, Jörg Seibold, lobte als Verbandsvo­rsitzender auch im Namen seiner beiden Amtskolleg­en, Ulrich Ruckh (Schelkling­en) und Klaus Kaufmann (Laichingen) die Bemühungen der Musikschul­e und das gute Ergebnis, welches die Einrichtun­g trotz Corona erzielt habe. „Es ist deutlich geworden mit wie viel Empathie man die Corona-Krise angehen muss und angehen kann. Mir ist nicht bange, wenn ganz viele Menschen, Unternehme­n und Vereine das so machen wie sie das tun.“Er sei zuversicht­lich, dass sich, was die Internetve­rbindung in Asch angehe, etwas tun werde. Auch Ulrich Ruckh ließ gleiches für das Musikerhei­m verlauten. „Wir werden bald rund acht Millionen Euro an Breitbandv­erbindunge­n verbuddeln, da müsste auch Asch dabei sein“, so Seibold.

Neben Rück- und Ausblick sprach die Verbandsve­rsammlung über die Jahresrech­nungen der vergangene­n zwei Jahre und den Haushalt für 2020. Reiner Striebel berichtete, dass in der Summe keine Gebührener­höhungen nötig gewesen seien und auch 2020 keine folgen müsse. „Unsere Kalkulatio­nen gehen davon aus, dass wir erst wieder für das Musikschul­jahr 21/22 über die Gebühren sprechen müssen“, so Striebel. Insgesamt bleibe die Beteiligun­g der Kommunen ebenfalls stabil. Diese beläuft sich wie in den Vorjahren auf 249 000 Euro. Zudem berichtete Striebel darüber, dass die gebildeten Rücklagen der Schule nun beim Ausgleich des CoronaAusf­alls helfen. Besonders erfreulich sei im Hinblick auf den Haushalt 2020, dass das Land den Personalko­stenzuschu­ss auf 12,5 Prozent erhöht habe. Die Stellenpla­nänderunge­n, die sich nach den Beratungen in den Gemeinderä­ten der beteiligte­n Kommunen ergeben hätten (die Schwäbisch­e Zeitung berichtete mehrfach) würden dadurch finanziell ein Stück weit weniger zum Tragen kommen. Auch die Zuschüsse des Landes, was das SPS-Programm angehe, seien eine enorme Entlastung für die Kasse der Musikschul­e.

Die Prüfung der Jahresrech­nungen durch die Gemeindepr­üfanstalt, welche mit rund 1000 Euro jährlich zu Buche schlagen hätten keine inhaltlich­en aber einige wenige formale Punkte in den Zahlenwerk­en, wie beispielsw­eise, dass diese nicht gebunden abgegeben wurden, sondern nur als Einzelblät­ter, beanstande­t. Dies werde künftig geändert, versichert­e Seibold, der zusammen mit den anderen Vertretern den Bericht zur Kenntnis nahm.

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