Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Musikschule bläst Corona den Marsch
Trotz schwieriger Maßgaben durch die Pandemie, steigert die Musikschule ihre Schülerzahl
BLAUBEUREN/LAICHINGEN/ SCHELKLINGEN - Die Corona-Pandemie hat zahlreiche Einrichtungen hart getroffen. Unter ihnen sind auch die Musikschulen in der Region. Kooperationen mit Schulen und Vereinen fielen flach, die Übungsstunden mussten von heute auf morgen vom Präsenzunterricht in Gruppen zum digitalen Einzelunterricht umstrukturiert werden. Große Aufgaben, welche die Musikschule Blaubeuren-Laichingen-Schelklingen gut gemeistert hat, so berichtete Musikschulleiter, Tim Beck, am Dienstagabend bei der Verbandsversammlung in Blaubeuren. Alleine das neuerliche Aufflammen von Covid 19 in der Region, welches erneut Beschränkungen mit sich bringt, wirft die Einrichtung in ihren Plänen zurück. Trotzdem soll es in der kommenden Woche ein Konzert geben, online, und für die Eltern auf dem Internetportal Youtube abrufbar.
Die Musikschule steht gut da. Das gilt sowohl in Sachen Finanzen, als auch was die Anzahl der Schüler angeht. Es lasse sich zwar nicht immer alles an Schülerzahlen ablesen, aber trotz der Schwierigkeiten durch Corona habe es die Musikschule geschafft, ihre Schülerzahl noch zu erhöhen. Waren im Frühjahr noch 647 Schüler gemeldet, berichtet Tim Beck nun von einem kleinen Anstieg auf 663 Schüler. Und auch wenn in diesem Jahr, laut jetzt beschlossenem Haushaltsplan, 77 000 Euro vom Sparbuch genommen werden müssen, verbleiben immer noch rund 175 000 Euro in den Rücklagen. Grund dafür ist neben der neuen Anschaffung eines PCs, einer Kamera und anderen technischen Mitteln für Onlineunterricht auch, dass die Lehrkräfte weiterhin gleich bezahlt werden und der Digitalunterricht den gleichen Stellenwert wie der Präsenzunterricht hat. Mit der Satzungsänderung vom Dienstagabend ist dies nun auch ganz offiziell verankert. Die Änderung wurde von der Verbandsversammlung einstimmig beschlossen.
Zwar unterrichten die Musikschullehrer ihre Schüler weiterhin lieber in Präsenzform aber auch der Onlineunterricht habe sich bewährt. „Wir wollen uns künftig in allen Bereichen weiterentwickeln und gut unterrichten“, erklärt Tim Beck. Der Lock-Down habe Schule und Lehrer zwar schwer gefordert, aber auch dafür gesorgt, dass neue Unterrichtssysteme entwickelt wurden. „Gerade was den Klang angeht, haben wir viel ausprobiert. Wir haben verschiedene Plattformen getestet und unterschiedliche Endgeräte genutzt. Einmal haben wir sogar Handtücher über die Mikrophone gelegt, damit der Klang vom Schüler beim Lehrer auch so ankommt, wie der Schüler ihn spielt. Aber schlussendlich war der Klang da und wir waren erfolgreich.“
Vor diesem Gesichtspunkt gab der Musikschulleiter allerdings auch zu bedenken, dass der Digitalpakt von Bund und Ländern nur für allgemeinbildende und nicht für Musikschulen gelte. Digitale Bildung koste Geld, Hardware, Software und vor allem die Infrastruktur mit schnellem Internet müsse geschaffen werden. „Das Geld das uns die Kommunen zur Verfügung stellen
„Wir wachsen zusammen und wenn wir unsere regionale Stärke nutzen, dann klingt auch bald wieder schöne Musik in den Städten und Dörfern.“Tim Beck
Leiter Musikschule
ist gut angelegt. Der Digitalunterricht verändert das Berufsbild des Musiklehrers stark. Als ländliche Musikschule sind unsere Lehrer der Qualitätsgarant. Aber wir brauchen Mittel, um uns digital auszustatten, dass der Unterricht weiter so gut funktioniert.“
Ein großes Dankeschön schickte Beck in Richtung Musikvereine, welche ihre Probelokale nach dem Lock-Down nicht nur zur Verfügung gestellt, sondern beispielsweise auch mit Trennwänden umgerüstet, regelmäßig desinfiziert und geputzt hätten. Zumal die Nutzung durch die Musikschule zu einer Zeit erfolgte, als sie selbst noch nicht wieder musizieren durften. „Ihr habt praktisch vor und hinter uns her geputzt. Dafür kann ich Ihnen nicht genug danken.“
Ab Mitte Mai seien dann mit Hygieneauflagen der reguläre Unterricht und der Gruppenunterricht mit Blasinstrumenten wieder gestartet sowie die Kooperationen in den Schulen in Schelklingen, Schmiechen oder Asch. Allerdings hätte auf Werbe- und Informationsveranstaltungen, wie beispielsweise den „Tag der Musik“gänzlich verzichtet werden müssen. Und obwohl viele Kooperationen, ob in Kindergärten, Schulen oder Seniorenheimen, jetzt wieder angelaufen seien oder zumindest eine Wiederaufnahme nach den Herbstferien geplant war, stehe man mit den neuen Höchstwerten und der Warnstufe 3 wieder vor großen Problemen. „Schulfremde Personen dürfen bei Warnstufe 3 nicht mehr in die Schulen. Das betrifft aktuell auch uns noch als Kooperationspartner. Allerdings laufen Anfragen an das Bildungsministerium, dass wir als Musikschulen künftig anders eingestuft werden. Mit einer Entscheidung beziehungsweise einer Antwort rechnen wir in dieser oder Anfang der kommenden Woche“, so Beck. So liegen viele Projekte des Musikschulverbands momentan wieder auf Eis. Wegen des stetig steigenden Inzidenzwerts und der drohenden Einschränkungen, bereiten sich die Musiklehrer gerade wieder auf den Onlineunterricht vor. „Wir stellen uns darauf ein, dass die Warnstufe 3 uns nicht das ganze Musikschule Jahr begleiten wird. Wir sind vernünftige Menschen und gehen davon aus dass unsere Hygienemaßnahmen
Ergebnisse zeigen und wir bei den Pandemiestufen wieder auf zwei oder eins sinken werden“, ist sich der Musikschulleiter sicher. So lange sei es kein Problem den Untericht digital aufzubereiten. Zumal das Team auch beinahe überall über WLan Zugriff auf’s Internet hat. Alleine das Musikerheim in Schelklingen und die Probenräume in Asch seien noch ohne Netz. Abschließend betonte Tim Beck wie gut die verschiedenen Ortschaften mittlerweile zusammenarbeiten: „Wir wachsen zusammen und wenn wir unserer regionale Stärke nutzen, dann klingt auch bald wieder schöne Musik in den Städten und Dörfern und das wollen wir entwickeln.“
Blaubeurens Bürgermeister, Jörg Seibold, lobte als Verbandsvorsitzender auch im Namen seiner beiden Amtskollegen, Ulrich Ruckh (Schelklingen) und Klaus Kaufmann (Laichingen) die Bemühungen der Musikschule und das gute Ergebnis, welches die Einrichtung trotz Corona erzielt habe. „Es ist deutlich geworden mit wie viel Empathie man die Corona-Krise angehen muss und angehen kann. Mir ist nicht bange, wenn ganz viele Menschen, Unternehmen und Vereine das so machen wie sie das tun.“Er sei zuversichtlich, dass sich, was die Internetverbindung in Asch angehe, etwas tun werde. Auch Ulrich Ruckh ließ gleiches für das Musikerheim verlauten. „Wir werden bald rund acht Millionen Euro an Breitbandverbindungen verbuddeln, da müsste auch Asch dabei sein“, so Seibold.
Neben Rück- und Ausblick sprach die Verbandsversammlung über die Jahresrechnungen der vergangenen zwei Jahre und den Haushalt für 2020. Reiner Striebel berichtete, dass in der Summe keine Gebührenerhöhungen nötig gewesen seien und auch 2020 keine folgen müsse. „Unsere Kalkulationen gehen davon aus, dass wir erst wieder für das Musikschuljahr 21/22 über die Gebühren sprechen müssen“, so Striebel. Insgesamt bleibe die Beteiligung der Kommunen ebenfalls stabil. Diese beläuft sich wie in den Vorjahren auf 249 000 Euro. Zudem berichtete Striebel darüber, dass die gebildeten Rücklagen der Schule nun beim Ausgleich des CoronaAusfalls helfen. Besonders erfreulich sei im Hinblick auf den Haushalt 2020, dass das Land den Personalkostenzuschuss auf 12,5 Prozent erhöht habe. Die Stellenplanänderungen, die sich nach den Beratungen in den Gemeinderäten der beteiligten Kommunen ergeben hätten (die Schwäbische Zeitung berichtete mehrfach) würden dadurch finanziell ein Stück weit weniger zum Tragen kommen. Auch die Zuschüsse des Landes, was das SPS-Programm angehe, seien eine enorme Entlastung für die Kasse der Musikschule.
Die Prüfung der Jahresrechnungen durch die Gemeindeprüfanstalt, welche mit rund 1000 Euro jährlich zu Buche schlagen hätten keine inhaltlichen aber einige wenige formale Punkte in den Zahlenwerken, wie beispielsweise, dass diese nicht gebunden abgegeben wurden, sondern nur als Einzelblätter, beanstandet. Dies werde künftig geändert, versicherte Seibold, der zusammen mit den anderen Vertretern den Bericht zur Kenntnis nahm.