Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Schick, leicht und angeblich ökologisch
Bambusgeschirr als Alternative zu Plastik sehen Experten ebenfalls kritisch
BERLIN (dpa) - Der Ruf ist erstaunlich gut. Schick, leicht und angeblich ökologisch kommen die Becher und Teller aus Bambus daher. Dass sie nicht soviel wiegen wie Keramik oder Porzellan, kommt noch dazu. Und sorgt dafür, dass es beim Straßenverkauf und To-go-Geschäft als gute Alternative für Plastik angesehen wird. Auch als Kindergeschirr ist das bruchsichere, meist mit bunten Mustern oder Tiermotiven verzierte Material sehr beliebt. Doch es mehren sich Stimmen, die vor den Produkten warnen.
Denn Bambusware ist ein synthetisches Kunststoffprodukt und nicht biologisch abbaubar, betont etwa der Bundesverband der Lebensmittelchemiker im öffentlichen Dienst (BLC). Natürliche Bambusfasern seien dabei nur ein Füllstoff in Bechern und Schalen.
„Die Werbung für derartige Produkte verspricht dem Verbraucher gern ein ökologisch nachhaltiges, umweltfreundliches oder biologisch abbaubares Produkt aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Wahrheit sieht jedoch ganz anders aus“, so die Lebensmittelchemiker.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr sogar mehrere Onlineshops wegen solch irreführender Werbung für Bambus-Kunststoffwaren abgemahnt.
Aber nicht nur aus Perspektive der Umwelt ist das Bambusgeschirr problematisch, wie aktuelle Untersuchungen zeigen. „Kommen diese Produkte in Kontakt zu heißen Lebensmitteln, ist der Übergang von potenziell gesundheitsschädigenden Chemikalien nicht auszuschließen“, warnt zum Beispiel die Referentin für Lebensmittel beim Bundesverband der Verbraucherzentrale, Jutta
Jaksche. Nach Angaben des BLC ist die Freisetzung dieser Stoffe sogar zum Teil höher als bei herkömmlichem Plastikgeschirr.
Genauer gesagt handelt es sich um Melamin und Formaldehyd, aus denen sowohl Bambus- als auch anderes Plastikgeschirr hergestellt werden. Beide Stoffe stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen. Ein gesundheitliches Risiko für den Verbraucher könne bei Bambusgeschirr nicht ausgeschlossen werden, betont auch das Bundesinstitut für Risikobewertung.
„Derartige Produkte dürfen auf keinen Fall zum Erwärmen von Speisen in der Mikrowelle benutzt werden“, mahnen die Lebensmittelchemiker.
Auch sollte etwa Kaffee auf keinen Fall heißer als 70 Grad in den Becher gefüllt werden. Diese Temperatur sollte dann auch beim eventuellen Abwasch nicht überschritten werden. Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass gerade Shops im Netz verschwiegen, dass die Produkte nicht für die Mikrowelle geeignet sind.
Experten halten den Gebrauch bei kühlen Speisen zwar für unbedenklich. Verbraucherschützerin Jaksche fordert dennoch „ein klares Verbot für solche Produkte, die in ihrer beabsichtigen Anwendung nicht sicher sind“.
Statt Bambusware empfehlen Verbraucherschützer für heiße Getränke übrigens Mehrwegbecher aus Edelstahl. Auch solche aus Porzellan oder dem hitzefesten Kunststoff Polypropylen seien wesentlich empfehlenswerter.
Zur Untersuchung von
gibt es mehr Infos unter www.verbraucherzentrale.de/ wissen/umwelt-haushalt
Bambusgeschirr