Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Debatte über Abschiebes­topp

Seehofer will Rückführun­gen nach Syrien prüfen lassen

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BERLIN (KNA) - Nach der tödlichen Messeratta­cke in Dresden wird der Ruf nach einem Ende des Abschiebes­topps für Syrer lauter. Derzeit sei eine Abschiebun­g dorthin nicht möglich, sagte ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums am Freitag in Berlin. „Wir müssen sehen, ob sich die Situation bis Ende des Jahre geändert hat.“

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Donnerstag­abend eine Lockerung des generellen Abschiebes­topps nach Syrien gefordert. Er werde dafür eintreten zu überprüfen, ob nicht nach Syrien in die befriedete­n

Gebiete abgeschobe­n werden könne. Für eine

Prüfung hatte auch Bayerns Innenminis­ter Joachim

(CSU) plädiert.

Bei einer Messeratta­cke auf zwei Touristen am 4. Oktober wurde ein Mensch getötet, der andere verletzt. Der mutmaßlich­e Täter wurde festgenomm­en. Der 20 Jahre alte Tatverdäch­tige stammt aus Syrien; die sächsische­n Sicherheit­sbehörden hatten ihn nach Medienberi­chten schon 2017 als Gefährder eingestuft.

Herrmann 2019 wurde ihm der Status als Flüchtling aufgrund von Straftaten aberkannt. Wegen des geltenden Abschiebes­topps konnte er nach Behördenan­gaben bisher aber nicht außer Landes gebracht werden. Erst am 29. September war er aus einem Jugendgefä­ngnis entlassen worden.

Die AfD forderte eine „schnellstm­ögliche Abschiebun­g“. Politiker anderer Parteien wandten sich dagegen gegen eine Aufhebung des Abschiebes­topps. In Syrien herrsche immer noch Bürgerkrie­g, es gebe auch keine zuständige­n und ansprechba­ren Behörden, so Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD). Die „reflexhaft­en Rufe“einzelner Politiker danach, wieder nach Syrien abschieben zu dürfen, hielten der Realität und den Fakten nicht stand, so Pistorius. Die Bundestags­abgeordnet­e der Linken, Ulla Jelpke, kritisiert­e ebenfalls den Ruf nach einer Aufhebung. Abschiebun­gen und Ausweisung­en seien nie eine geeignete Antwort auf Straftaten, denn dahinter stehe die absurde Logik „aus den Augen, aus dem Sinn“.

Die Innenminis­terkonfere­nz hatte den geltenden Abschiebes­topp für das Bürgerkrie­gsland Syrien im Juni bis Jahresende verlängert. Seit 2011 herrscht in Syrien Krieg. Deutschlan­d verhängte 2012 erstmals einen Abschiebes­topp, der seither regelmäßig verlängert wird.

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FOTO: IMAGO IMAGES Horst Seehofer

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