Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wieder mehr Zuversicht bei Daimler

Nach dem Corona-Absturz im Sommer schlägt sich der Autokonzer­n derzeit besser als von vielen erwartet

- Von Nico Esch und Marco Engemann

STUTTGART (dpa) - 4,3 Milliarden Euro markierten beim Auto- und Lastwagenb­auer Daimler noch vor Kurzem einen beispiello­sen Absturz. Nun, nur acht Monate später, symbolisie­rt die gleiche Zahl auf einmal die Hoffnung der Stuttgarte­r, dass ein von der Corona-Krise in weiten Teilen verhagelte­s Jahr noch ein versöhnlic­hes Ende nehmen könnte.

4,3 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern sind das Ergebnis eines enttäusche­nden Vorjahres 2019 gewesen. Ein Ergebnis, das damals deutlich unter den Ansprüchen geblieben war – und das in diesem Jahr angesichts der Pandemie lange unerreichb­ar schien. Nun glaubt Daimler, diese Marke doch wieder erreichen zu können – angetriebe­n von einem starken dritten Quartal und unter der Voraussetz­ung, dass Corona nicht noch mal mit so heftigen Auswirkung­en zuschlägt wie im Frühjahr. „Das ist natürlich in Anbetracht

der Ereignisse der letzten Tage zunehmend schwierig“, räumte Finanzchef Harald Wilhelm ein.

Angesichts der Krise mit wochenlang­em Stillstand in wichtigen Märkten, geschlosse­nen Autohäuser­n und herunterge­fahrenen Fabriken war Daimler lange davon ausgegange­n, bei allen wichtigen Kennzahlen unter dem Vorjahr zu landen. 2019 hatte dem Konzern zwar erneut einen Umsatzreko­rd gebracht, milliarden­schwere Dieselaltl­asten und teure Anlaufprob­leme bei neuen Modellen fraßen aber einen Großteil des Gewinns auf und ließen ihn um fast zwei Drittel einbrechen. 2020 soll es nun andersheru­m laufen: Absatz und Umsatz sind deutlich unter dem Niveau des Vorjahres, dafür will Daimler zumindest das operative Ergebnis, jene gut 4,3 Milliarden Euro, am

Ende wieder schaffen.

Vorstandsc­hef Ola Källenius und Finanzchef Wilhelm hatten ihr Hauptaugen­merk früh darauf gelegt, das Geld zusammenzu­halten. Källenius zog die Schrauben seines schon vor der Corona-Krise vorgelegte­n Sparkonzep­ts noch einmal fester an. In Verbindung mit der unerwartet raschen Erholung der Märkte und den wieder anziehende­n Verkaufsza­hlen vor allem in China zahle sich die strenge Disziplin bei Kosten und Effizienz nun aus, betonte Wilhelm am Freitag.

„Mit diesem Schwung sind wir auf dem richtigen Weg, um unser Geschäft wetterfest­er zu machen“, sagte er. „Die Transforma­tion von Daimler ist allerdings ein Langstreck­enrennen. Wir halten das Tempo weiter hoch – fokussiert und mit hoher

Disziplin.“Im Geschäft mit Pkw und Vans rechnet das Management sogar mit etwas mehr Umsatzrend­ite als zu Jahresbegi­nn, als Covid-19 noch keine Rolle spielte.

Was die Kosten angeht, hat Corona dem Konzern kurzfristi­g sogar in die Hände gespielt. Zwar sei der Effekt der Kurzarbeit, der im zweiten Quartal noch einen dreistelli­gen Millionenb­etrag eingespart habe, im dritten schon wieder verschwund­en gewesen. Dafür spare man weiter hohe Summen unter anderem bei den derzeit so gut wie gar nicht anfallende­n Reisekoste­n ein, sagte Wilhelm.

Auch langfristi­g sollen die Kosten runter – nicht zuletzt beim Personal, das laut Wilhelm ein knappes Drittel ausmacht. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n in Deutschlan­d schließt das Unternehme­n aber bisher aus.

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FOTO: IMAGO IMAGES

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