Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kampf gegen Corona: Welche Auswirkungen hat das Virus auf die kulturelle Szene? Trotz Corona geht da noch so einiges
Hans Wild vom Blaubeurer „Zum fröhlichen Nix“lässt sich nicht unterkriegen
Hans Wild ist heute 61 Jahre alt. Vor gut 30 Jahren hat er sich für die „Kleinkunst“entschieden, früher mit dem „Stellwerk“in Schelklingen, heute mit dem „Fröhlichen Nix“in Blaubeuren. Er sagt: „Ich habe meine wilden Jugendpläne in Teilen umgesetzt.“Aber auch: „Abgesehen von der ein oder anderen persönlichen Durststrecke, habe ich in der ganzen Zeit nichts mit der Coronakrise Vergleichbares erlebt.“Elf Wochen war der Blaubeurer „Nix“komplett zu. Aber Wild hat die Hände nicht in den Schoß gelegt: „Sowie etwas möglich war, haben wir es gemacht.“
In den warmen Monaten ist im „Nix“weitgehend Veranstaltungspause. Aber da es seit drei Jahren die Kulturinitiative „Blautöne“gibt, bei der sich der Gastronom ehrenamtlich engagiert, konzentrierte er sich eben darauf. Er sagt: „Im regen Austausch mit der Stadt haben wir ausgelotet, was möglich und vertretbar ist.“
Die Stadtverwaltung sei, was die Coronasituation anging, sehr vorsichtig gewesen. Auf der anderen Seite ist im Laufe der drei Jahre auch ein Vertrauensverhältnis gewachsen, das sich von Mal zu Mal positiv auswirkte. So stellten die „Blautöne“in Blaubeuren trotz Kontakt- und Hygienebestimmungen zahlreiche Straßenmusikaktionen auf die Beine, gefolgt von „Rock im Park“und dem fast schon traditionellen Blaubeurer „Bardentreff“. „Irgendwie waren die Leute nach all den Kontaktbeschränkungen auch hungrig auf Kultur. Und hey – da standen plötzlich ein paar Burschen in der Frühlingssonne und machten einfach ... Musik. Das war schon richtig toll“, erinnert sich der „Nix“-Wirt.
Ab September startete, in inniger Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Volkshochschule, die Veranstaltungs-Saison im „Fröhlichen Nix“. Konzerte und Ähnliches verlegte Wild erst mal an die frische Luft, da ja bekanntlich dort das Ansteckungsrisiko vergleichsweise niedrig ist. Das Wetter spielte mit, der September zeigte sich wohlwollend und „golden“.
Nebenbei entstand unter dem Motto „Große Konzerte vor kleinem Publikum“mit Abstandhalten,
Lüften und Hygiene-Konzept ein tragfähiges Indoor-Konzept für die kommende Zeit. Wild sagt: „Die ersten Veranstaltungen sind inzwischen gut über die Bühne gegangen und haben richtig Freude gemacht, trotz Corona.“Ermöglicht wird und wurde das durch Förderungen von Land und Bund. Wild erklärt dazu: „Ich habe mich tagelang mit Förderanträgen mit so klangvollen Namen wie Impulsprogramm ,Kunst trotz Abstand’ oder ,Neustart Kultur’ auseinandergesetzt und schlussendlich hat sich der bürokratische Aufwand gelohnt. Die Förderungen sichern unser kulturelles Überleben und ermöglichen es, die gebeutelten Künstlerinnen und Künstler ausreichend zu bezahlen.“
Hans Wild findet sogar Positives bei der Programmplanung: „Ich plane ja immer schon viele Monate voraus. Und während die ein oder andere Veranstaltung nun doch der Krise zum Opfer fällt, gibt es auf der anderen Seite den ein oder anderen ,Wunschmusiker’, der größere Locations gewohnt ist, aber krisenbedingt nichts zu tun hat. So können wir das ein oder andere Highlight für Blaubeuren abgreifen und das ist dann ja schon wieder sehr cool.“
Jetzt zum Beginn der zweiten Coronawelle ändern sich die Vorgaben ja gerade wieder rasant. Da fällt es auch einem Hans Wild manchmal schwer, optimistisch zu bleiben. Falls wieder ein kultureller Stillstand ins Haus steht, wäre sein persönliches Motto dasselbe wie im Frühjahr: „Froh und fit bleiben“. (cs)