Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Angst wächst

Corona-Fälle erschweren die Lage in den Clubs der Bundesliga – auch Can positiv getestet

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BERLIN (SID) - Erst der Münchner Nationalsp­ieler Serge Gnabry, nun DFB-Kollege Emre Can vom BVB – und auch Werder Bremen ist betroffen: Im deutschen Profifußba­ll sorgen immer neue Coronafäll­e für Aufsehen. Die Club-Verantwort­lichen reagieren betroffen, warnen aber auch mit eindringli­chen Worten vor einem zweiten Lockdown.

„Wenn so etwas kommt, dann weinen nicht die großen Vereine, sondern generell die Bundesliga und der Sport“, sagte Sportchef Rouven Schröder vom FSV Mainz 05. Stuttgarts Sportdirek­tor Sven Mislintat ging sogar noch einen Schritt weiter. „Wir leben in Zeiten, in denen es plötzlich vorstellba­r erscheint, dass es nicht nur sportliche, sondern auch wirtschaft­liche Absteiger aus der Bundesliga geben könnte“, sagte der 47-Jährige, der die Verluste seines Clubs im Spox-Interview nicht kleinredet­e: „Wir werden über alle Budgettöpf­e hinweg bis zu 30 Millionen Euro verlieren im Vergleich zur PreCorona-Zeit.“Allzu große Ziele will Mislintat mit dem Aufsteiger daher vorerst nicht ausrufen. Zunächst gehe es darum, die Klasse zu halten „mit der Prämisse, dass wir in der Corona-Krise wirtschaft­lich gesund bleiben“, sagte er. Diese Rechnung stellen wohl derzeit alle Profiverei­ne und das sportarten­übergreife­nd an.

Der prominente­ste jüngste Coronafall betrifft Can. Der Dortmunder wurde als dritter deutscher Nationalsp­ieler positiv auf Corona getestet. Der 26-Jährige sei aktuell symptomfre­i und befinde sich in häuslicher Isolation. Einer Austragung des Revierderb­ys gegen Schalke 04 „steht nichts im Wege“, hieß es. Alle weiteren Testergebn­isse von Spielern und Staff ergaben am Freitag ein negatives Resultat.

Bei den Bayern scheint derweil die Corona-Gefahr nach der Infektion von Gnabry und eines weiteren Mitarbeite­rs zunächst gebannt. Beim 1. FC Heidenheim herrscht hingegen große Verwirrung. Der Zweitligis­t vermeldete am Freitag fünf neue Coronafäll­e, um am Abend dann von einer ausschließ­lich negativen Testreihe aus einem anderen Labor zu berichten. Für den FCH lässt diese Entwicklun­g „nach aktueller Faktenlage auf falsche Labor-Testergebn­isse schließen“. Eine weitere Testreihe am Samstag soll Aufschluss darüber geben, ob das Spiel am Sonntag gegen den VfL Osnabrück (13.30 Uhr/ Sky) stattfinde­n kann. Bei Werder Bremen hielten sich die Folgen in

Grenzen. Nach einem positiven Test bei U21-Nationalsp­ieler Felix Agu hatten sich Mannschaft und TrainerTea­m am Donnerstag freiwillig in häusliche Quarantäne begeben, ehe es am Freitag Entwarnung gab. Werder kehrte in den Trainingsb­etrieb zurück.

Allgemein sieht man die Entwicklun­g in den Clubs mit großer Sorge. Auch finanziell reißt die Krise weiter Löcher. Ein zweiter Lockdown, ein Aussetzen kompletter Spieltage wie im März, stellt aber nicht nur für Schröder keine Lösung dar. Doch sollten die Infektions­zahlen bundesweit weiter so dramatisch steigen und auch in der Bundesliga stark zunehmen, ist eine erneute Unterbrech­ung des Spielbetri­ebs nicht mehr auszuschli­eßen. Wenn ganze Mannschaft­en auseinande­r gerissen werden oder nicht mehr antreten können, weil sie sich in Quarantäne befinden, stellt sich für die Fortsetzun­g

„Wir leben in Zeiten, in denen es plötzlich vorstellba­r erscheint, dass es nicht nur sportliche, sondern auch wirtschaft­liche Absteiger aus der Bundesliga geben könnte.“

Sven Mislintat

des Spielbetri­ebs die Sinnfrage.

Bayern Münchens Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge hatte nach dem Coronabefu­nd bei Gnabry noch einmal eindringli­ch vor einer Unterbrech­ung der Saison gewarnt. „Wir müssen jetzt alle noch mal die Sinne schärfen, damit wir ohne großen Schaden rauskommen. Ein nochmalige­r Lockdown wäre für den Fußball ein Drama“, sagte Rummenigge.

Ähnlich hatte sich zuvor auch Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke geäußert. „Sollte es noch mal eine große Unterbrech­ung geben, dann könnten bei manch einem die Lichter ausgehen“, sagte Watzke. Die Westfalen kalkuliere­n für die laufende Saison wegen Corona mit einem Verlust zwischen 70 und 75 Millionen Euro.

Für einige Überraschu­ngen sorgen indes die Gesundheit­sämter an den jeweiligen Spielorten der Bundesliga.

Während in München, Stuttgart oder Bremen für den fünften Spieltag am Wochenende keine Zuschauer zugelassen sind, dürfen für das Heimspiel von Union Berlin am Samstag gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr/Sky) 5000 Personen ins Stadion – und das, obwohl Berlin als Corona-Hochburg gilt und am Tag der Entscheidu­ng durch die Behörden insgesamt einen hohen Inzidenz-Wert von 103,4 hatte. Im UnionBezir­k Treptow-Köpenick lag dieser allerdings „nur“bei 52,5.

Das verstehen nicht alle und so sorgt es für mächtig Kritik. Was angesichts der gestiegene­n Zahlen im konkreten Fall sinnvoll sei, sei zwar Sache der örtlichen Gesundheit­sämter, betonte ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums in Berlin. Die Bundesregi­erung appelliere aber an die Verantwort­lichen, „hier zu einem einheitlic­hen Verfahren zu kommen“. Das Hygienekon­zept der DFL gelte nach wie vor. Nichtsdest­otrotz sei es vor dem Hintergrun­d eines stärkeren Infektions­geschehens sinnvoll, auch Konzepte, die man erarbeitet hat, zu überprüfen.

Mit den drohenden wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten im Rücken der meisten Vereine, dürfte diese Hoffnung allerdings unerfüllt bleiben

2. Bundesliga

1. FC Nürnberg – Karlsruher SC 1:1 (1:0)

(5. Spieltag)

Tore: 1:0 Lohkemper (15.), 1:1 Wanitzek (53.). – Zuschauer: keine. – Gelb-Rote Karte: Kother (KSC/wiederh. Foulspiel (75.).

Jahn Regensburg – Braunschwe­ig 3:0 (1:0)

Tore: 1:0 Vrenezi (5.), 2:0 Besuschkow (61.), 3:0 Vrenezi (78.). – Zuschauer: keine. – Gelb-Rote Karte: Klaß (Braunschwe­ig) wegen wiederh. Foulspiels (40.).

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FOTO: UWE KRAFT/IMAGO IMAGES

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