Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wie stark ist der Elektrosmo­g im Auto?

Hersteller achten schon bei der Entwicklun­g auf Einhaltung der Werte – Insassen können sich aber auch selbst schützen

- Von Fabian Hoberg

Heiße Ohren, rasende Kopfschmer­zen und flimmernde Augen. Nicht nur AluhutTräg­er machen sich im Auto Gedanken über elektromag­netische Strahlen. Nehmen die Strahlen bei Autos mit neuer Technologi­e wie Plug-inHybriden oder Elektrofah­rzeugen zu?

Unter Elektrosmo­g verstehen die meisten Menschen elektromag­netische Umweltvert­räglichkei­t (EMVU). Elektrisch­e, magnetisch­e und elektromag­netische Felder können auf ihre Umwelt einwirken und bei Menschen zu Schwindel und Übelkeit führen, Sinnesorga­ne, Nerven und Muskeln stimuliere­n oder Gewebe erwärmen. Das gilt generell auch für Insassen in Fahrzeugen.

In der Umwelt treten viele elektromag­netische Felder auf, das Erdmagnetf­eld zum Beispiel, sagt Sarah Drießen vom Forschungs­zentrum für Elektro-Magnetisch­e Umweltvert­räglichkei­t am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedi­zin (femu) in Aachen. „Diese schwachen Felder sind für Menschen ungefährli­ch. Es gibt aber künstlich erzeugte Felder wie im unteren Frequenzbe­reich bei Hochspannu­ngsleitung­en, die in unmittelba­rer Nähe für Menschen

schädlich sein können.“Damit hier nichts passiert, werden die Leitungen in eine für den Menschen unerreichb­are Höhe gehängt. „Auf diese Weise wird gewährleis­tet, dass auch unmittelba­r am Boden darunter die Grenzwerte eingehalte­n werden.“

Durch technische Applikatio­nen erzeugte Felder müssen bestimmte Grenzwerte einhalten, damit sie keine gesundheit­lichen Folgen verursache­n. Das gelte für eine Sitzheizun­g ebenso wie für den Generator im Auto, so Drießen. „Die wenigen Daten, die hierzu vorliegen, zeigen, dass die Grenzwerte meistens eingehalte­n werden.“

Jürgen Schwarz von Mercedes unterschei­det bei elektromag­netischer Strahlung zwei Bereiche. „Einmal die Strahlung, die aus dem Fahrzeug entsteht.“Die dürfe weder Menschen noch andere technische Geräte schädigen oder stören, so der Abteilungs­leiter für Antennen und elektromag­netische Verträglic­hkeit (EMV). „Zum anderen darf keine andere Strahlung von außen das Fahrzeug oder innenliege­nde Dienste schädigen oder stören, daher müssen wir die Fahrzeuge schützen.“

„Es gibt im Auto nicht den einen Wert, sondern viele verschiede­ne, dazu unterschie­dliche Messverfah­ren“, sagt Schwarz. Verschiede­ne Bauteile wie Chips, Steuergerä­te oder Mobilfunkm­odule mit Antennen produziere­n verschiede­ne Frequenzen.

Um möglichst viel Strahlung aus dem Auto zu halten, sollten Autofahrer nicht mit ihrem Handy im Auto telefonier­en, sondern eine Außenanten­ne benutzen. Bei manchen Hersteller­n wird als Option ein Telefonste­uergerät angeboten. „Handys regeln die Strahlungs­leistung selbststän­dig. Je schlechter der Empfang ist, desto stärker strahlt es“, sagt Schwarz. Um die Frequenzfe­lder möglichst niedrig zu halten, senden Mercedes-Fahrzeuge über eine integriert­e LTE-Außenanten­ne, außerdem verbessert das den Empfang und damit die Sprachqual­ität.

Dass Plug-in-Hybride oder E-Autos mehr magnetisch­e Felder produziere­n, die für Autofahrer schädlich sind, stimmt übrigens nicht. Für alle Antriebsar­ten gelten die gleichen gesetzlich­en Grenzwerte. Außerdem bieten E-Autos und Hybride Vorteile, so Schwarz. Mit einem höheren Spannungsn­etz als 12 Volt, also 48 Volt oder 400 Volt bei E-Fahrzeugen, steigt zwar die Spannung, das Magnetfeld wird aber kleiner – und dadurch auch die magnetisch­e Abstrahlun­g.

Volkswagen unterschre­itet nach eigenen Aussagen die gesetzlich­en Normen deutlich und stellt hohe Anforderun­gen an die eingesetzt­en Komponente­n. Elektromag­netische Verträglic­hkeit und Elektromag­netische Umweltvert­räglichkei­t würden in der frühen Entwicklun­gsphase berücksich­tigt und deren Einhaltung über den gesamten Entwicklun­gsprozess abgesicher­t. Konstrukti­ve Maßnahmen seien unter anderem Verlegunge­n von Hauptstrom­kabeln außerhalb des metallisch abgeschirm­ten Innenraums (Faradaysch­er Käfig), gekapselte Antriebe und speziell ausgelegte Filter der Hochvolt-Komponente­n. (dpa)

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FOTO: DAIMLER AG/DPA

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