Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Corona: Tafelladen stellt Betrieb um
Reaktion auf Infektionsgeschehen in Laichingen: Lebensmittelpakete sind geplant
LAICHINGEN - Eine Schlange von Wartenden hat sich vor dem Tafelladen in Laichingen gebildet. Er hatte am Dienstagnachmittag ein letztes Mal regulär geöffnet. Corona-bedingt stellt der Tafelladen seinen Betrieb um – für eine gewisse Zeit. Dennoch sollen die Kunden nicht alleine gelassen werden.
„Wir müssen an unsere Mitarbeiter denken – und an unsere Kunden“, sagt Dina Linden, die Leiterin des Tafelladens Laichingen. Damit meint sie: Mit Blick auf die steigenden Zahlen an Corona-Infizierten gilt es, weiter besonders achtsam umzugehen. Die Gefahr sei einfach groß. Zu groß. Deswegen die erneute, dieses Mal teilweise Schließung des Tafelladens.
Nach und nach hat sich am Dienstag noch einmal die Tür zum Tafelladen geöffnet. Dina Linden stand hinter dem Tresen – mit Mund-Nasen-Schutz und durch eine weitere Abtrennung geschützt. Immer zwei Kunden durften sich im Tafelladen aufhalten und einkaufen. Nur durch diese Beschränkung war die vorerst letzte reguläre Öffnung möglich, auch wenn das die Geduld der Kunden strapazierte. Es galt, im Sicherheitsabstand zu warten.
Der Tafelladen Laichingen stellt nun seinen Betrieb aufgrund des aktuellen Corona-Infektionsgeschehens in der Stadt um. „Allerdings möchte das DRK die Menschen, die auf günstige Nahrungsmittel angewiesen sind, nicht im Stich lassen“, teilt Barbara Hinzpeter von der Pressestelle
des DRK-Kreisverbandes Ulm mit.
Wie es jetzt weitergeht? In den kommenden Wochen gibt das DRK fertig gepackte Tüten mit haltbaren Lebensmitteln aus – und zwar am Donnerstag, 29. Oktober, am Dienstag, 3. November, sowie am Donnerstag, 5. November, jeweils in der Zeit von 14 bis 17 Uhr. Vom 10. November an, so Hinzpeter weiter, sind dann Tafel- und Kleiderladen dienstags mit dem gewohnten Warenangebot geöffnet. Donnerstags bleibt der Laden vorerst zu.
„Bei der ersten Schließung haben wir gesehen, wie sehr unsere Kunden gelitten haben“, sagt Dina Linden. Das soll einfach nicht noch einmal passieren. „Deswegen wollte man sich etwas überlegen, um das überbrücken zu können“. So sei jene Idee mit den Lebensmittelpaketen entstanden. So soll es zunächst weitergehen. „In der Hoffnung, dass die Zahlen an Corona-Infizierten wieder sinken und dass dann Mitarbeiter und Kunden wieder ohne Ängste zum Tafelladen kommen können“, merkt Linden an.
Insgesamt zwischen 80 und 100 Personen nutzen das Angebot des Tafelladens in Laichingen. Sie würden sonst ohne jegliche Hilfe dastehen. Die Zahl an Kunden ist, so Dina Linden, nach der ersten Corona-bedingten Schließung noch gestiegen. „Man hat gemerkt, dass Menschen in Kurzarbeit sind. Das Hilfsbedürfnis ist noch größer geworden“, zeigt sie auf. Umso wichtiger sei, sich solidarisch zu zeigen – was die Hygiene- und Sicherheitsregelungen betreffe, aber ebenso die Unterstützung der Menschen, die auf das Angebot der Tafel angewiesen seien.
Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Milch, Käse und Backwaren, Hygieneartikel, Babynahrung und vieles mehr: In Deutschland würden täglich viele Tonnen Lebensmittel vernichtet, obwohl sie noch in Ordnung seien. Gleichzeitig gebe es aber auch Millionen Menschen, die nicht ausreichend zu essen haben. Tafeln wollen eine Brücke zwischen Überschuss und Mangel schaffen. Sie sammeln die qualitativ einwandfreien Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden. Diese Lebensmittel werden von ehrenamtlichen Helfern sortiert, vorbereitet und mit Selbstbedienung angeboten – zu einem laut dem DRK-Kreisverband Ulm Drittel des regulären Ladenpreises. Jeder Kunde könne selbst bestimmen, was er kaufe. Das Motto: „Jeder gibt, was er kann“. Dabei gehe es nicht nur um die Sachspenden, sondern auch um Geldspenden und Zeitspenden, denn Tafelläden, so das DRK, können nur mit tatkräftigem ehrenamtlichen Engagement geführt werden.
Zum Einkauf in einem Tafelladen braucht man eine Kundenkarte. Berechtigt seien dabei Personen, die eine kleine Rente, BAföG, Hartz IV, Sozialhilfe, Grundsicherung oder Wohngeld beziehen. Die Kundenkarte kann bei der Vorlage eines amtlichen Bescheids und eines Passfotos beantragt werden, ist also nicht übertragbar. In Laichingen ist das im Rathaus möglich.
„Bei der ersten Schließung haben wir gesehen, wie sehr unsere Kunden gelitten haben.“Dina Linden vom Tafelladen in Laichingen zur Unterstützung von Kunden