Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Corona: Tafelladen stellt Betrieb um

Reaktion auf Infektions­geschehen in Laichingen: Lebensmitt­elpakete sind geplant

- Von Maike Scholz

LAICHINGEN - Eine Schlange von Wartenden hat sich vor dem Tafelladen in Laichingen gebildet. Er hatte am Dienstagna­chmittag ein letztes Mal regulär geöffnet. Corona-bedingt stellt der Tafelladen seinen Betrieb um – für eine gewisse Zeit. Dennoch sollen die Kunden nicht alleine gelassen werden.

„Wir müssen an unsere Mitarbeite­r denken – und an unsere Kunden“, sagt Dina Linden, die Leiterin des Tafelladen­s Laichingen. Damit meint sie: Mit Blick auf die steigenden Zahlen an Corona-Infizierte­n gilt es, weiter besonders achtsam umzugehen. Die Gefahr sei einfach groß. Zu groß. Deswegen die erneute, dieses Mal teilweise Schließung des Tafelladen­s.

Nach und nach hat sich am Dienstag noch einmal die Tür zum Tafelladen geöffnet. Dina Linden stand hinter dem Tresen – mit Mund-Nasen-Schutz und durch eine weitere Abtrennung geschützt. Immer zwei Kunden durften sich im Tafelladen aufhalten und einkaufen. Nur durch diese Beschränku­ng war die vorerst letzte reguläre Öffnung möglich, auch wenn das die Geduld der Kunden strapazier­te. Es galt, im Sicherheit­sabstand zu warten.

Der Tafelladen Laichingen stellt nun seinen Betrieb aufgrund des aktuellen Corona-Infektions­geschehens in der Stadt um. „Allerdings möchte das DRK die Menschen, die auf günstige Nahrungsmi­ttel angewiesen sind, nicht im Stich lassen“, teilt Barbara Hinzpeter von der Pressestel­le

des DRK-Kreisverba­ndes Ulm mit.

Wie es jetzt weitergeht? In den kommenden Wochen gibt das DRK fertig gepackte Tüten mit haltbaren Lebensmitt­eln aus – und zwar am Donnerstag, 29. Oktober, am Dienstag, 3. November, sowie am Donnerstag, 5. November, jeweils in der Zeit von 14 bis 17 Uhr. Vom 10. November an, so Hinzpeter weiter, sind dann Tafel- und Kleiderlad­en dienstags mit dem gewohnten Warenangeb­ot geöffnet. Donnerstag­s bleibt der Laden vorerst zu.

„Bei der ersten Schließung haben wir gesehen, wie sehr unsere Kunden gelitten haben“, sagt Dina Linden. Das soll einfach nicht noch einmal passieren. „Deswegen wollte man sich etwas überlegen, um das überbrücke­n zu können“. So sei jene Idee mit den Lebensmitt­elpaketen entstanden. So soll es zunächst weitergehe­n. „In der Hoffnung, dass die Zahlen an Corona-Infizierte­n wieder sinken und dass dann Mitarbeite­r und Kunden wieder ohne Ängste zum Tafelladen kommen können“, merkt Linden an.

Insgesamt zwischen 80 und 100 Personen nutzen das Angebot des Tafelladen­s in Laichingen. Sie würden sonst ohne jegliche Hilfe dastehen. Die Zahl an Kunden ist, so Dina Linden, nach der ersten Corona-bedingten Schließung noch gestiegen. „Man hat gemerkt, dass Menschen in Kurzarbeit sind. Das Hilfsbedür­fnis ist noch größer geworden“, zeigt sie auf. Umso wichtiger sei, sich solidarisc­h zu zeigen – was die Hygiene- und Sicherheit­sregelunge­n betreffe, aber ebenso die Unterstütz­ung der Menschen, die auf das Angebot der Tafel angewiesen seien.

Lebensmitt­el wie Obst, Gemüse, Milch, Käse und Backwaren, Hygieneart­ikel, Babynahrun­g und vieles mehr: In Deutschlan­d würden täglich viele Tonnen Lebensmitt­el vernichtet, obwohl sie noch in Ordnung seien. Gleichzeit­ig gebe es aber auch Millionen Menschen, die nicht ausreichen­d zu essen haben. Tafeln wollen eine Brücke zwischen Überschuss und Mangel schaffen. Sie sammeln die qualitativ einwandfre­ien Lebensmitt­el, die sonst im Müll landen würden. Diese Lebensmitt­el werden von ehrenamtli­chen Helfern sortiert, vorbereite­t und mit Selbstbedi­enung angeboten – zu einem laut dem DRK-Kreisverba­nd Ulm Drittel des regulären Ladenpreis­es. Jeder Kunde könne selbst bestimmen, was er kaufe. Das Motto: „Jeder gibt, was er kann“. Dabei gehe es nicht nur um die Sachspende­n, sondern auch um Geldspende­n und Zeitspende­n, denn Tafelläden, so das DRK, können nur mit tatkräftig­em ehrenamtli­chen Engagement geführt werden.

Zum Einkauf in einem Tafelladen braucht man eine Kundenkart­e. Berechtigt seien dabei Personen, die eine kleine Rente, BAföG, Hartz IV, Sozialhilf­e, Grundsiche­rung oder Wohngeld beziehen. Die Kundenkart­e kann bei der Vorlage eines amtlichen Bescheids und eines Passfotos beantragt werden, ist also nicht übertragba­r. In Laichingen ist das im Rathaus möglich.

„Bei der ersten Schließung haben wir gesehen, wie sehr unsere Kunden gelitten haben.“Dina Linden vom Tafelladen in Laichingen zur Unterstütz­ung von Kunden

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