Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Neue Heimat für die „Gelbe Wadelbirne“
Freilichtmuseum Beuren als Erlebnis- und Kompetenzzentrum für alte Sorten
BEUREN (sz) - Der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Nürtingen setzte die Tradition der jährlichen Pflanzung eines Exemplars der Streuobstsorte des Jahres im Freilichtmuseum in Beuren fort und stiftete kürzlich einen Jungbaum der Sorte „Gelbe Wadelbirne“.
Rudolf Thaler, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Bissingen an der Teck, übernahm gemeinsam mit einem Mitglied des OGV Corona-bedingt alleine, ohne den sonst üblichen öffentlichen Rahmen, die Pflanzaktion für den selten gewordenen Birnbaum. Nach der Apfelsorte „Öhringer Blutstreifling“im Vorjahr wurde 2020 die „Gelbe Wadelbirne“zur Streuobstsorte des Jahres in Baden-Württemberg ernannt.
Die „Gelbe Wadelbirne“ist laut Mitteilung eine sehr alte Sorte, die schon 1390 in der Schweiz erwähnt wurde. Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie dann in Württemberg beschrieben. Die große flaschenförmige Frucht, die an eine Wade erinnert, eigne sich besonders zum Dörren und zur Herstellung von Most und Destillat. Sie wird auch gerne als
Hutzelbirne bezeichnet und in Eduard Mörikes Märchen „Stuttgarter Hutzelmännlein“beschrieben. Die Sorte bildet große landschaftsprägende Bäume und trägt damit auch zum Charakter des Schwäbischen Streuobstparadieses bei.
Das Freilichtmuseum ist laut Mitteilung Erlebnis- und Kompetenzzentrum für alte Sorten. Besonders anschaulich könne dort die Vielfalt alter Obstsorten präsentiert werden. Immerhin stehen auf dem elf Hektar großen Museumsgelände rund 600 Streuobstbäume. Von „Berlepsch“ bis „Zabergäurenette“kann man eine Vielzahl alter Sorten entdecken. Systematisch wird der Bestand an diesen alten Sorten bereits seit 2002 jährlich durch eine Pflanzaktion der Streuobstsorte des Jahres sowie die Pflanzung weiterer Jungbäume ausgebaut. Damit leistet das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Sortenvielfalt.
Das Freilichtmuseum Beuren ist laut Mitteilung noch bis einschließlich Sonntag, 1. November, von 11 bis 18 Uhr geöffnet.