Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Demut in der Niederlage

- Von Jürgen Schattmann j.schattmann@schwaebisc­he.de

Nicht nur für DOSB-Chef Alfons Hörmann, für alle Sportfreun­de war der Mittwoch ein Tag der Niederlage. Der Vereinsspo­rt, für viele ein unverzicht­barer Ausgleich zum Alltag und Quell der Lebensfreu­de, wird für zumindest vier Wochen stillgeleg­t, auch der Berufsspor­t darbt weiter, und viele klagen. „Von den 90 000 Vereinen als einzigarti­gem sozialen Tankstelle­nnetz in Deutschlan­d bis zum Spitzenspo­rt haben alle Verantwort­lichen höchst disziplini­ert und vorbildlic­h bei der Bewältigun­g der Pandemie gewirkt“, hatte Hörmann tags zuvor gesagt. Keine der bekannten Infektions­ketten sei bislang durch eine Sportveran­staltung ausgelöst worden. Dortmunds OB Ullrich Sierau sagte, Geisterspi­ele seien sogar virusförde­rnd. Statt im Stadion einem Hygienepla­n zu folgen „sitzen die Leute zu Hause mit Freunden und Nachbarn vor dem TV – ohne Abstand und ohne Kontrolle. Die Entscheidu­ng fördert sogar die Ansteckung­sgefahr.“

Nur, abseits allen Lobbyismus: Weiß man das wirklich, gibt es tatsächlic­h belastbare empirische Studien, die dem Sport in der Gruppe – nicht zu vergessen dem Après-Sport – den Stempel ungefährli­ch schenken? Nein, die gibt es nicht. Die Entscheidu­ng der Regierung ist eine defensive, ängstliche, von exponentie­ll wachsenden Infektione­n getriebene, aber sie ist eine pro Gesundheit, nicht gegen Gesundheit. Für die Hobbysport­ler heißt es, demütig zu sein: Man sportelt nicht nur der sozialen Kontakte wegen, sondern weil es guttut, gesund hält. Und bewegen kann man sich – zumindest für eine Weile – auch nur im Privaten.

●»

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany