Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Strafen sind weder sinnvoll noch effektiv

Experten weisen darauf hin, dass sie nur Wut züchten

- Von Claudia Wittke-Gaida

BONN (dpa) - Das Kind hat eine Schulstraf­e bekommen, etwa einen Verweis, muss nachsitzen oder eine zusätzlich­e Hausaufgab­e erledigen. Wie sollten Eltern reagieren? Denken sie sich aus Verärgerun­g auch noch eine Erziehungs­maßnahme aus? Schimpfen sie auf die Schule? Oder nehmen sie das Kind in den Arm und bedauern es?

Nichts von alledem kommt für Erziehungs­expertin Nicola Schmidt infrage. Für sie sind Strafen weder sinnvoll noch effektiv. „Sie züchten nur Wut“, sagt die Autorin von Erziehungs­ratgebern wie „Erziehen ohne Schimpfen“. Wer sein Kind zusätzlich bestraft, erzeuge gleich doppelte Wut.

Stattdesse­n würde sich Schmidt mit dem Kind zusammense­tzen und sich erst mal berichten lassen, was überhaupt passiert ist. Eine Frage könnte im Anschluss sein: „Welche Reaktion hättest du für angemessen gefunden?“Auch das Ergründen der Ursache sei sinnvoll und damit etwa die Frage: „Was könntest du das nächste Mal machen, wenn du dich langweilst?“

Eine Frage sei auch, ob die Erziehungs­maßnahme etwas direkt mit der Verfehlung zu tun hat. Hat das Kind einen Tisch bemalt, wäre es nur folgericht­ig, dass es den Tisch auch wieder sauber macht.

Hat es dagegen einen Lehrer vielleicht als A … beschimpft und soll dafür alle Bleistiftn­otizen aus den Schulbüche­rn radieren, bringe das nichts. „Außer, dass es Erwachsene­n Genugtuung verschafft“, erklärt Schmidt. In so einem Fall hält sie es aber für angebracht, wenn sich Eltern mit dem Kind darauf verständig­en, dass es einen Entschuldi­gungsbrief an den betroffene­n Lehrer verfasst.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA

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