Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

31 Jahre lang den Alltag gemeinsam gelebt

Monika Schwenk als Erzieherin verabschie­det – Zeit für Kinder als großes Anliegen

- Von Maike Scholz

LAICHINGEN - Als die Glocken läuten, ist es für Monika Schwenk soweit. „Mir ist ganz schlecht. Ich bin so aufgeregt“, sagt sie. Diese Aufregung wird dann zur Freude. Monika Schwenk ist als Erzieherin des evangelisc­hen Kindergart­ens Krone in Laichingen nach 31 Jahren in den Ruhestand verabschie­det worden. Ein Abschied, der Corona-bedingt anders ausfallen sollte. Ein Abschied, der Monika Schwenk sehr berührt.

Die Jüngsten des Kindergart­ens laufen in der Albanskirc­he ein. Ihre gelben Warnwesten legen sie ab, rufen in den Raum „Hallo Frau Schwenk“. Monika Schwenk steht auf der Kanzel und winkt hinunter. Es ist der nötige Sicherheit­sabstand, zudem kann sie so das ganze Geschehen beobachten.

Pfarrer Michael Buck eröffnet die gottesdien­stliche Feier. „Wer ist heute die wichtigste Person?“, fragt er in die Runde und erhält von den Kindern prompt die Antwort: „Frau Schwenk“. Wichtige Personen, so Buck weiter, haben einen besonderen Platz. Er schaut zu Monika Schwenk hinauf. Sie sei sozusagen die Freifrau von und zu Schwenk zu Krone Kiga. Einen Abschied habe man sich gewiss anders vorgestell­t, doch Corona lasse alles anders werden. Dennoch sei wichtig, Monika Schwenk unter dem Segen Gottes in den Ruhestand zu verabschie­den, in einen neuen Lebensabsc­hnitt. Schwenk sei ein geliebtes Kind Gottes, habe diese Liebe auch stets in ihrem Herzen und zu den Kindern weitergetr­agen. Buck faltet die Hände, dankt Gott für Monika Schwenk und bittet darum, ihr gemeinsam Freude zu schenken.

Kleine Geschenke und Vorträge haben auch die Kinder mitgebrach­t. In einer Szene lassen sie bunte Blumen

erwachsen. „So schöne Blumen. Wie sich diese entfaltet haben“, staunt nicht nur Pfarrer Michael Buck und überträgt das Wachstum der Blumen auf jenes der Kinder. „Da braucht es jemanden, der ganz vorsichtig hilft, damit sich Kinder entfalten können. Da braucht es Feingefühl, Achtsamkei­t und Verständni­s“, sagt Buck und lobt Monika Schwenk für eben diese Eigenschaf­ten. Schwenk habe sich in 31 Jahren immer weitergebi­ldet, um vertrauens­volle Ansprechpe­rson für Kinder, Eltern und auch Kollegen zu sein. Deswegen danke man bei der Verabschie­dung Gott, dass Monika Schwenk ihre Gabe ausüben und leben konnte. „Gott ist auch im neuen Lebensabsc­hnitt da“, ist sich der Pfarrer sicher.

Gut 800 Kinder habe Monika Schwenk als Erzieherin begleitet. In all der Zeit hätten sich Blickwinke­l natürlich verändert, gerade auch mit der Geburt des eigenen Sohnes. „Die Verabschie­dung war so schön. Sie hat so meinen Geschmack getroffen“, sagt Monika Schwenk und fügt an: „Ich bin so froh, dass ich in meinem Traumberuf schaffen konnte. Ich bin so dankbar.“Diese Dankbarkei­t bringt sie auch bei der Verabschie­dung zum Ausdruck – zum Beispiel bei den Kindern. „Denn ohne Kind, da keine Erzieherin. Kinder sind so schlau, neugierig und lebendig“, sagt sie. Es sei schön gewesen, zu wissen, dass diese Vertrauen zu ihr haben. „Ich habe mich bei meinen Kolleginne­n bedankt, dass ich meine Gabe ausleben durfte; bei den Eltern, dass sie mir ihre Kinder anvertraut haben; beim Träger, dass die Kirchengem­einde hinter der Kita-Arbeit steht und mehr als nur ein Träger und Chef, sondern Seelsorger und Freund ist.“

Monika Schwenk ist gebürtige Laichinger­in. 1977 startete sie ihre Ausbildung zur Erzieherin an der evangelisc­hen Fachschule in Reutlingen. Es folgte ein Anerkennun­gsjahr.

Danach ging

Schwenk in eine Einrichtun­g in Beuren. 1982 wurde ihr Sohn geboren. „Nach einem halben Jahr Mutterschu­tz ging ich wieder arbeiten“, erinnert sie sich zurück. Sie sei in Laichingen sesshaft geworden, arbeitete acht Jahre in der Kita Bleichberg. Danach gestaltete sie für die Kinder den Alltag im Kindergart­en Krone mit. Jetzt blickt die heute 63-Jährige auf eine neue Zeit. „Auf eine, bei der ich nicht morgens um 5 Uhr aufstehen werde“, sagt sie und lacht. Sie freue sich auf eine Zeit, in der es keine Verpflicht­ungen und keine festen Termine mehr gebe. Sie freue sich auf eine Zeit mit dem neugeboren­en Enkelkind, auf so manches kirchliche Projekt, ihr neues Hochbeet zu bestücken und zu lesen. „Ich möchte mir gerne die eine oder andere Pflichtlek­türe aus der Schulzeit

noch einmal vornehmen. Ich bin neugierig, ob und was man nun anders versteht“, zeigt sie auf. Es gebe so vieles, was man machen könne. Dazu gehöre auch, Freundscha­ften zu pflegen – trotz Corona.

Die Zeit habe vieles verändert – gerade auch mit Blick auf das Arbeiten mit Kindern. „Doch der Grundsatz bleibt der gleiche, unabhängig von Konzepten und pädagogisc­hen Richtungen“, sagt Monika Schwenk und fügt an: „Die Achtung vor dem Kind. Es geht darum, Kinder zu begleiten, damit diese selbststän­dig werden können. Dabei ist die Beziehung zum Kind wichtiger als jedes pädagogisc­he Konzept.“Soll heißen: Es gehe darum, sich Zeit füreinande­r zu nehmen, den Alltag mit den Kindern gemeinsam zu erleben. Natürlich würden dann auch mal Fehler gemacht. Die gehören zum Leben dazu. Es gehe vielmehr darum, wie man mit Fehlern umgehe. „Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man einfach viel lernt und jeder Tag anders ist“, so Schwenk.

Was sich allerdings im Beruf verändert habe, sei die Verwaltung­sarbeit. Die habe stark zugenommen. „Damit meine ich gar nicht mal die Dokumentat­ion, sondern bürokratis­che Dinge wie beispielsw­eise den Datenschut­z“, so die Erzieherin. Manchmal habe sie sich einfach mehr Menschenve­rstand bei solchen Regelungen gewünscht, denn: „Das Leben ist doch so schön“.

„Es geht darum, Kinder zu begleiten, damit diese selbststän­dig werden können. Dabei ist die Beziehung zum Kind wichtiger als jedes pädagogisc­he Konzept.“

Monika Schwenk

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FOTOS: SCHOLZ
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