Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Österreich unter Schock nach Anschlag
Vier Todesopfer in Wien – Warnung vor Terrorangriffen in Deutschland
WIEN/STUTTGART/BERLIN - Nach dem von einem Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verübten Anschlag in Wien steht Österreich unter Schock. Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach am Dienstag von einem Angriff, „der in Wahrheit uns allen gegolten hat“, und sagte dem Islamismus den Kampf an. Bei der Fahndung nach möglichen Komplizen und Hintermännern gab es zahlreiche Durchsuchungen, 14 Menschen wurden festgenommen.
In Deutschland wurde derweil vor weiteren Terrorangriffen gewarnt. Auch das baden-württembergische Innenministerium reagiert auf den Anschlag in Wien. „In BadenWürttemberg haben wir sofort nach Bekanntwerden des Anschlags die Schutzmaßnahmen an den jüdischisraelischen Einrichtungen erhöht“, teilte Innenminister Thomas Strobl (CDU) mit.
Der Angreifer hatte am Montagabend in einem Ausgehviertel in Wien auf Barbesucher und Restaurantangestellte geschossen, dabei vier Menschen getötet und 22 weitere verletzt, bevor er von Polizisten erschossen wurde. Unter den Todesopfern ist eine Deutsche. Nachdem in den ersten Stunden nach dem Anschlag
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zunächst Unklarheit über die Zahl der Angreifer geherrscht hatte, sagte Innenminister Karl Nehammer am Dienstag, es gebe keinen Hinweis auf einen zweiten Täter.
Bei dem erschossenen Täter handelt es sich nach Nehammers Worten um einen IS-Anhänger. Laut Innenministerium war er einschlägig vorbestraft: Wegen des Versuchs, zum Dschihad nach Syrien zu reisen, war er im April vergangenen Jahres zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Anfang Dezember wurde der 20-Jährige mit nordmazedonischem und österreichischem Pass vorzeitig aus der Haft entlassen.
Kanzler Kurz warnte vor einer Spaltung der Gesellschaft. „Es muss uns stets bewusst sein, dass dies keine Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen oder zwischen Österreichern und Migranten ist.“Es sei ein Kampf zwischen den vielen Menschen, die an den Frieden glaubten, und jenen wenigen, die sich den Krieg wünschten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, „der Kampf gegen den islamistischen Terror ist unser gemeinsamer Kampf“. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nannte den Anschlag „in höchstem Maße bestürzend“. „Wir sind mit den Nachbarn sehr verbunden.“
Auch die bundesweit größte Islam-Organisation Ditib verurteilte die Anschläge scharf: Die Terroristen und ihre Sympathisanten seien eine „verachtenswerte Gruppe gescheiterter Individuen“.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Deutsch auf Twitter: „Unsere Feinde müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir werden nicht nachgeben.“In Frankreich hatte es zuletzt drei Anschläge gegeben, die Ermittler gehen jeweils von einem islamistischen Hintergrund aus. In Dresden hatte im Oktober ein mutmaßlicher Islamist zwei Touristen mit einem Messer attackiert, einer starb. Der Terrorismusexperte Peter Neumann vom Londoner King’s College sagte der „Schwäbischen Zeitung“, der Hauptgrund für die vermehrten Anschläge in Europa sei, dass der IS beweisen wolle, dass er noch relevant ist. „Im Nahen Osten gelingt ihm das nicht.“
Als Reaktion auf den Anschlag in Wien, forderte der Vorsitzende der CSU im Bundestag, Alexander Dobrindt, sogenannte Gefährder auch in Länder wie Syrien abzuschieben.
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