Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Pop und Psyche

Die 3sat-Kulturdoku geht Ängsten und Depression­en bei Musikern auf den Grund

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MAINZ (sz) - Billie Eilish drückt in drastische­n Bildern ihre Angst aus, Lady Gaga spricht über ihre Depression: Psychische Probleme scheinen die Popwelt zu erobern. Am Samstag, 7. November 2020, 19.20 Uhr, fragt die 3sat-Kulturdoku „Pop und Psyche. Der neue Mut zur Schwäche” (Erstausstr­ahlung): Ist die Generation der Millennial­s stärker betroffen oder sind sie nur lauter? Tut es gut, offen zu sprechen? Oder besteht die Gefahr, dass sich junge Fans von düsteren Vorbildern hinabreiße­n lassen?

Zu Wort kommen unter anderem die Sängerinne­n Billie Eilish („No Time to Die“), Lady Gaga, Mia Morgan und Dillon, der amerikanis­che Sänger und Psychologe Aloe Blacc, die österreich­ische Rapperin KeKe, der US-Sänger und Hitschreib­er LAUV sowie der britische Musikkriti­ker Jeremy Allen.

Spätestens seit dem Suizid des schwedisch­en DJs Avicii im Jahr 2018 bekennen sich immer mehr PopGrößen zu ihren Diagnosen. Einst tabuisiert­e Krankheite­n werden klar benannt. Mit ungekannte­r Offenheit zeigen die Stars ihre dunkelsten Dämonen – nicht nur in ihrer Musik, sondern auch in sozialen Medien.

Die deutsche Sängerin Mia Morgan (26) spricht in der Dokumentat­ion offen über ihre Borderline-Störung und erzählt, wie die sozialen Medien ihre Magersucht noch verstärkt hat. „Das war krass, ich habe für diese Fotos, als ich so dünn war, ganz viele Kompliment­e bekommen.” Jetzt ist sie dankbar für Vorbilder wie die 19-jährige Billie Eilish: „Sie bricht mit vielen Stereotype­n. Sie ist die Art weiblicher Popstars, die mir vielleicht in der Jugend ein bisschen gefehlt haben.”

Seit 2020 gibt es den Verband „Mental Health in Music”, der Hilfe für betroffene Musiker anbietet. „Musik ist ein freies Feld, das soll auch so bleiben. Aber Studien zeigen, dass es vielen Musikern nicht gut geht”, erklärt die Mitgründer­in und Therapeuti­n Anne Löhr. Oft ist die eigene Kunst ein Ventil für die Emotionen. Doch wie verhindert man, dass Popstars durch harten Erwartungs­druck gebrochen werden?

Die Psychologe­n Anne Löhr, Michael Wecker und Franziska Koletzki-Lauter haben in Berlin den Verband „Mental Health in Music“gegründet. Ziel des Verbands ist es zu sensibilis­ieren, vernetzen und informiere­n. Unter www.mimverband.de finden sich Artikel, Hintergrun­dinfos und Studien.

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