Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Keine Lösung für die Kinderbetr­euung

Mitglieder des Gemeindera­tes diskutiere­n über Platzangeb­ot – Das ist das Ergebnis

- Von Maike Scholz

LAICHINGEN - Es ist eine Diskussion, die schon lange währt und bei der so langsam die Nerven blank zu liegen scheinen. Thema ist die Kinderbetr­euung in Laichingen – im speziellen jene in der Kernstadt. Die bisherige Beschlussl­age sieht vor, dass freie Plätze in den bestehende­n Einrichtun­gen in den Teilorten Suppingen und Feldstette­n mit Kindern aus der Kernstadt belegt werden, wenn zu wenige Plätze in der Kernstadt zur Verfügung stehen. Doch wohin mit jenen Kindern, bei denen die Eltern nicht die Möglichkei­t haben, diese nach Suppingen oder Feldstette­n zu bringen? Was ist mit den prognostiz­ierten Kindern aus Zuzügen? Dieser Frage gingen die Mitglieder des Gemeindera­tes in der jüngsten Sitzung am Montagaben­d nochmals nach – lehnten dabei jegliche erarbeitet­e Lösungen der Stadtverwa­ltung ab. Wie es nun weitergeht, scheint ungewiss. Klar jedoch: Es muss eine Lösung her und zwar schnellstm­öglich.

Der Hintergrun­d: In der Oktober-Sitzung wurde seitens des Gremiums mehrheitli­ch beschlosse­n, die Erweiterun­g der geplanten Interimslö­sung des Kindergart­ens Regenbogen und eine Beförderun­g von Kindergart­enkindern von Laichingen nach Suppingen und/oder Feldstette­n zu prüfen. Der Gesamtelte­rnbeirat habe sich dafür ausgesproc­hen, dass die Kinder möglichst in der Kernstadt untergebra­cht werden sollen. Ein Fahrdienst sei zweitrangi­g. Der städtische Hauptamtsl­eiter Stefan Binder zeigt auf: Wenn man davon ausgeht, dass alle Ü3-Kinder bei einer Anmeldequo­te von 95 Prozent aus der Kernstadt in einer Interimslö­sung untergebra­cht werden sollen, dann müssten für das Kindergart­enjahr 2021/2022 mindestens zwei weitere Gruppen zur Verfügung stehen. Im Kindergart­enjahr 2022/2023 steige der Bedarf nochmals, so dass prognostiz­iert 72 Plätze fehlen. Das wären drei Gruppen. Der enorme Anstieg an anspruchsb­erechtigte­n Kindern sei auch auf die Vorverlegu­ng des Einschulun­gsstichtag­es um drei Monate zurückzufü­hren. Die Stadt Laichingen habe bei der katholisch­en Kirche angefragt, ob zwei weitere Gruppen in der Interimslö­sung betreut werden könnten. Das sei abgelehnt worden. Es gebe aber noch die Möglichkei­t, dass die Stadt selbst einspringt.

Ein Fahrdienst (in Form eines Shuttle-Service) wiederum wurde schon einmal diskutiert und im April dieses Jahres seitens des Gemeindera­tes abgelehnt. Als Alternativ­e könnte ein Fahrzeug von der Stadt geleast oder gekauft und ein Fahrer eingestell­t werden.

Die Kosten: Mit Blick auf die Kosten könnten zunächst nur Annahmen gemacht werden. Für eine Interimslö­sung könnten um die 600 000 Euro anfallen. Für den Fahrdienst über die Stadt geht die Kommune von 68 000 Euro jährlich und über ein externes Busunterne­hmen von 98 000 Euro jährlich aus. Der Preis für einen Neuwagen wird mit 36 000 Euro veranschla­gt.

Der Knackpunkt: Die Interimslö­sung mit vier Gruppen am Standort Lindenstei­g hinkt. „Der Teufel liegt da im Detail“, so der Laichinger Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann (parteilos). Eigentlich habe man den Vorteil gesehen, dass bei einer viergruppi­gen Interimslö­sung jenes Personal bereitgest­ellt werde; Kinder und Mitarbeite­r dann „einfach“in den neu entstehend­en vier-gruppigen Kindergart­en umziehen. Bei einer vier-gruppigen Interimslö­sung würde allerdings ein neuer Bauantrag benötigt, damit verbunden die Zustimmung vom KVJS und ein neues Raumprogra­mm. Das Verfahren würde Zeit benötigen und den Planungsra­hmen sprengen, denn dann könne nicht mit den Arbeiten im Frühjahr begonnen werden. Deswegen, so Kaufmann, habe die katholisch­e Kirche diese Möglichkei­t auch abgelehnt. Es bliebe also nur jene, separat zwei Module seitens der Stadt zu stemmen. Mit dieser Variante könne die Stadt drei bis vier Jahre „gewinnen“, um die Situation in Laichingen zu regeln – und möglicherw­eise den Neubau einer Einrichtun­g voranzutre­iben.

Die Diskussion­en im Gemeindera­t: Für die LAB-Fraktion kommt ein Fahrdienst nicht in Betracht. Ratsherr Bernhard Schweizer verdeutlic­hte, dass es einen Beschluss gebe, der sich für die Verteilung der Kinder in die Einrichtun­gen in den Teilorten ausspreche. Der Wunsch der Eltern, die Kinder in der Kernstadt betreut zu wissen, werde gesehen. Gemeinderä­te dürften allerdings nicht die Situation der Stadt, im Speziellen die Finanzen, aus den Augen verlieren. „Wir würden gerne eine Kita bauen, das spürt man bei den Diskussion­en doch“, zeigte er auf. Vorschlag sei, noch einmal die Vergabekri­terien anzuschaue­n; bei diesen vielleicht einen sozialen Faktor einzubring­en und so zu gewährleis­ten, dass jene, die ihre Kinder nicht in die Teilorte für eine entspreche­nde Betreuung bringen können, berücksich­tigt werden. Zur Erinnerung: Sowohl der Kindergart­enausschus­s als auch der Gemeindera­t hatten sich dagegen ausgesproc­hen.

Ratsfrau Gisela Steinestel (IGEL) wünschte sich, die „Kuh vom Eis“zu kriegen. Es scheine bei der Thematik um die Plätze einfach nicht voranzugeh­en. Sie glaube nicht, dass ein Fahrdienst akzeptiert werde, deswegen würden nur die entspreche­nden Raummodule als Interimslö­sung verbleiben. Diese Möglichkei­t wiederum sei schade, denn „das Geld ist dahin und wir schaffen keinen bleibenden Wert“. Alexander Stuhlinger (LAB) fragte nach, was mit dem Personal in den Kita-Einrichtun­gen in den Teilorten geschehe, wenn die Kinder dann in Laichingen betreut würden. Kaufmann erklärte, dass darüber dann mit dem Diakonieve­rband gesprochen würde. Walter Striebel (CDU) bekundete, dass er kein „Freund der Interimslö­sung“ist. Er hätte in die Fahrdienst-Betrachtun­gen gerne den öffentlich­en Nahverkehr, sprich den Bus, untersucht gesehen. Da sehe er nämlich Möglichkei­ten. Ulrich Rößler (BWV) merkte in der Diskussion an, dass die Einbeziehu­ng der Einrichtun­gen in den Teilorten dazugehört, er sich dennoch für eine Interimslö­sung ausspreche­n könnte. Christian Killius (IGEL) wiederum könne die Gesamtsitu­ation und missliche Lage nicht verstehen: „Wenn Laichingen attraktiv sein soll, dann müssen doch gerade in der Kernstadt Plätze vorhanden sein.“Unsicherhe­it bei Ratsfrau Esther Maria Eiben (BWV). „Mit dem Losverfahr­en haben wir versucht, Gerechtigk­eit zu schaffen“. Sie befürchte eine „aufgeweich­te Lösung“. Geld in die Hand zu nehmen, ohne Wertigkeit zu schaffen, nur „um die Eltern glücklich zu machen“, sei für sie keine Alternativ­e. Die Ratsfrau merkte auch an, dass sie Gefahr laufe, den Überblick zu verlieren. Beschluss: Die Mitglieder des Gemeindera­tes lehnten nach der Diskussion die Lösung mit zwei Raummodule­n in Trägerscha­ft der Stadt Laichingen am Lindenstei­g mit elf Nein-, neun Ja-Stimmen und drei Enthaltung­en ab. Die Beförderun­g mit einem Fahrdienst konnte mit zwei Ja-Stimmen und sechs Enthaltung­en ebenso keine Mehrheit finden. Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann zur Situation: „Jetzt haben wir keine Lösung.“Das sei ein großes Problem. Er wisse derzeit nicht, wie dieses gelöst werden könne. Er könne die entspreche­nde Beschlussf­assung nicht begrüßen. Klar sei, dass für jene Kinder, die nicht nach Suppingen oder Feldstette­n gebracht werden können, sowie jene Kinder aus Zuzug – die einen Anspruch auf einen Platz haben – keine Betreuungs­plätze zur Verfügung stehen. Gisela Steinestel ließ ihrer Enttäuschu­ng freien Lauf: „Die Kuh ist auf dem Eis geblieben. Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben gar nichts. So kann ich auch für kein neues Baugebiet stimmen. Das ist beschämend.“

„Die Kuh ist auf dem Eis geblieben. Wir haben gar nichts. So kann ich auch für kein neues Baugebiet stimmen. Das ist beschämend.“Ratsfrau Gisela Steinestel

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SYMBOLFOTO: DPA

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