Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Keine Lösung für die Kinderbetreuung
Mitglieder des Gemeinderates diskutieren über Platzangebot – Das ist das Ergebnis
LAICHINGEN - Es ist eine Diskussion, die schon lange währt und bei der so langsam die Nerven blank zu liegen scheinen. Thema ist die Kinderbetreuung in Laichingen – im speziellen jene in der Kernstadt. Die bisherige Beschlusslage sieht vor, dass freie Plätze in den bestehenden Einrichtungen in den Teilorten Suppingen und Feldstetten mit Kindern aus der Kernstadt belegt werden, wenn zu wenige Plätze in der Kernstadt zur Verfügung stehen. Doch wohin mit jenen Kindern, bei denen die Eltern nicht die Möglichkeit haben, diese nach Suppingen oder Feldstetten zu bringen? Was ist mit den prognostizierten Kindern aus Zuzügen? Dieser Frage gingen die Mitglieder des Gemeinderates in der jüngsten Sitzung am Montagabend nochmals nach – lehnten dabei jegliche erarbeitete Lösungen der Stadtverwaltung ab. Wie es nun weitergeht, scheint ungewiss. Klar jedoch: Es muss eine Lösung her und zwar schnellstmöglich.
Der Hintergrund: In der Oktober-Sitzung wurde seitens des Gremiums mehrheitlich beschlossen, die Erweiterung der geplanten Interimslösung des Kindergartens Regenbogen und eine Beförderung von Kindergartenkindern von Laichingen nach Suppingen und/oder Feldstetten zu prüfen. Der Gesamtelternbeirat habe sich dafür ausgesprochen, dass die Kinder möglichst in der Kernstadt untergebracht werden sollen. Ein Fahrdienst sei zweitrangig. Der städtische Hauptamtsleiter Stefan Binder zeigt auf: Wenn man davon ausgeht, dass alle Ü3-Kinder bei einer Anmeldequote von 95 Prozent aus der Kernstadt in einer Interimslösung untergebracht werden sollen, dann müssten für das Kindergartenjahr 2021/2022 mindestens zwei weitere Gruppen zur Verfügung stehen. Im Kindergartenjahr 2022/2023 steige der Bedarf nochmals, so dass prognostiziert 72 Plätze fehlen. Das wären drei Gruppen. Der enorme Anstieg an anspruchsberechtigten Kindern sei auch auf die Vorverlegung des Einschulungsstichtages um drei Monate zurückzuführen. Die Stadt Laichingen habe bei der katholischen Kirche angefragt, ob zwei weitere Gruppen in der Interimslösung betreut werden könnten. Das sei abgelehnt worden. Es gebe aber noch die Möglichkeit, dass die Stadt selbst einspringt.
Ein Fahrdienst (in Form eines Shuttle-Service) wiederum wurde schon einmal diskutiert und im April dieses Jahres seitens des Gemeinderates abgelehnt. Als Alternative könnte ein Fahrzeug von der Stadt geleast oder gekauft und ein Fahrer eingestellt werden.
Die Kosten: Mit Blick auf die Kosten könnten zunächst nur Annahmen gemacht werden. Für eine Interimslösung könnten um die 600 000 Euro anfallen. Für den Fahrdienst über die Stadt geht die Kommune von 68 000 Euro jährlich und über ein externes Busunternehmen von 98 000 Euro jährlich aus. Der Preis für einen Neuwagen wird mit 36 000 Euro veranschlagt.
Der Knackpunkt: Die Interimslösung mit vier Gruppen am Standort Lindensteig hinkt. „Der Teufel liegt da im Detail“, so der Laichinger Bürgermeister Klaus Kaufmann (parteilos). Eigentlich habe man den Vorteil gesehen, dass bei einer viergruppigen Interimslösung jenes Personal bereitgestellt werde; Kinder und Mitarbeiter dann „einfach“in den neu entstehenden vier-gruppigen Kindergarten umziehen. Bei einer vier-gruppigen Interimslösung würde allerdings ein neuer Bauantrag benötigt, damit verbunden die Zustimmung vom KVJS und ein neues Raumprogramm. Das Verfahren würde Zeit benötigen und den Planungsrahmen sprengen, denn dann könne nicht mit den Arbeiten im Frühjahr begonnen werden. Deswegen, so Kaufmann, habe die katholische Kirche diese Möglichkeit auch abgelehnt. Es bliebe also nur jene, separat zwei Module seitens der Stadt zu stemmen. Mit dieser Variante könne die Stadt drei bis vier Jahre „gewinnen“, um die Situation in Laichingen zu regeln – und möglicherweise den Neubau einer Einrichtung voranzutreiben.
Die Diskussionen im Gemeinderat: Für die LAB-Fraktion kommt ein Fahrdienst nicht in Betracht. Ratsherr Bernhard Schweizer verdeutlichte, dass es einen Beschluss gebe, der sich für die Verteilung der Kinder in die Einrichtungen in den Teilorten ausspreche. Der Wunsch der Eltern, die Kinder in der Kernstadt betreut zu wissen, werde gesehen. Gemeinderäte dürften allerdings nicht die Situation der Stadt, im Speziellen die Finanzen, aus den Augen verlieren. „Wir würden gerne eine Kita bauen, das spürt man bei den Diskussionen doch“, zeigte er auf. Vorschlag sei, noch einmal die Vergabekriterien anzuschauen; bei diesen vielleicht einen sozialen Faktor einzubringen und so zu gewährleisten, dass jene, die ihre Kinder nicht in die Teilorte für eine entsprechende Betreuung bringen können, berücksichtigt werden. Zur Erinnerung: Sowohl der Kindergartenausschuss als auch der Gemeinderat hatten sich dagegen ausgesprochen.
Ratsfrau Gisela Steinestel (IGEL) wünschte sich, die „Kuh vom Eis“zu kriegen. Es scheine bei der Thematik um die Plätze einfach nicht voranzugehen. Sie glaube nicht, dass ein Fahrdienst akzeptiert werde, deswegen würden nur die entsprechenden Raummodule als Interimslösung verbleiben. Diese Möglichkeit wiederum sei schade, denn „das Geld ist dahin und wir schaffen keinen bleibenden Wert“. Alexander Stuhlinger (LAB) fragte nach, was mit dem Personal in den Kita-Einrichtungen in den Teilorten geschehe, wenn die Kinder dann in Laichingen betreut würden. Kaufmann erklärte, dass darüber dann mit dem Diakonieverband gesprochen würde. Walter Striebel (CDU) bekundete, dass er kein „Freund der Interimslösung“ist. Er hätte in die Fahrdienst-Betrachtungen gerne den öffentlichen Nahverkehr, sprich den Bus, untersucht gesehen. Da sehe er nämlich Möglichkeiten. Ulrich Rößler (BWV) merkte in der Diskussion an, dass die Einbeziehung der Einrichtungen in den Teilorten dazugehört, er sich dennoch für eine Interimslösung aussprechen könnte. Christian Killius (IGEL) wiederum könne die Gesamtsituation und missliche Lage nicht verstehen: „Wenn Laichingen attraktiv sein soll, dann müssen doch gerade in der Kernstadt Plätze vorhanden sein.“Unsicherheit bei Ratsfrau Esther Maria Eiben (BWV). „Mit dem Losverfahren haben wir versucht, Gerechtigkeit zu schaffen“. Sie befürchte eine „aufgeweichte Lösung“. Geld in die Hand zu nehmen, ohne Wertigkeit zu schaffen, nur „um die Eltern glücklich zu machen“, sei für sie keine Alternative. Die Ratsfrau merkte auch an, dass sie Gefahr laufe, den Überblick zu verlieren. Beschluss: Die Mitglieder des Gemeinderates lehnten nach der Diskussion die Lösung mit zwei Raummodulen in Trägerschaft der Stadt Laichingen am Lindensteig mit elf Nein-, neun Ja-Stimmen und drei Enthaltungen ab. Die Beförderung mit einem Fahrdienst konnte mit zwei Ja-Stimmen und sechs Enthaltungen ebenso keine Mehrheit finden. Bürgermeister Klaus Kaufmann zur Situation: „Jetzt haben wir keine Lösung.“Das sei ein großes Problem. Er wisse derzeit nicht, wie dieses gelöst werden könne. Er könne die entsprechende Beschlussfassung nicht begrüßen. Klar sei, dass für jene Kinder, die nicht nach Suppingen oder Feldstetten gebracht werden können, sowie jene Kinder aus Zuzug – die einen Anspruch auf einen Platz haben – keine Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Gisela Steinestel ließ ihrer Enttäuschung freien Lauf: „Die Kuh ist auf dem Eis geblieben. Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben gar nichts. So kann ich auch für kein neues Baugebiet stimmen. Das ist beschämend.“
„Die Kuh ist auf dem Eis geblieben. Wir haben gar nichts. So kann ich auch für kein neues Baugebiet stimmen. Das ist beschämend.“Ratsfrau Gisela Steinestel
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