Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wenn andere Kinder angeblich alles dürfen

Manche Regeln sind unverrückb­ar, bei anderen darf es auch Kompromiss­e geben

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BONN (dpa) - Aus Kindersich­t haben es die anderen immer besser: Sie dürfen viel länger online sein, dürfen schon Spiele für Erwachsene zocken, länger aufbleiben, bekommen mehr Taschengel­d und coolere Klamotten. Vom vermeintli­chen Totschlaga­rgument „Die anderen dürfen das aber auch“oder „Die anderen haben das aber auch“können Eltern ein Lied singen. Was wäre eine schlaue Reaktion?

Erziehungs­expertin Nicola Schmidt empfiehlt eine klare Ansage, die so aussehen könnte: „Ja, kann ich mir vorstellen, dass das andere dürfen. Aber jede Familie hat eigene Regeln und unsere sind eben anders.“

Der Bestseller­autorin von Erziehungs­ratgebern wie „Erziehen ohne Schimpfen“ist es wichtig, Kindern Regeln zu vermitteln. Dabei könnten Mädchen und Jungen schon mit drei Jahren verstehen, was universell­e Regeln sind, etwa, dass man nicht stehlen darf, niemanden verletzen oder hauen soll.

Dann gäbe es auch noch individuel­le Regeln, die eine Familie für ihr Zusammenle­ben festlegt. Das kann bei Mahlzeiten anfangen, die zusammen am Esstisch eingenomme­n werden und nicht auf dem Sofa. Wann wer als Erster aufstehen darf, wenn er fertig ist. Oder eben auch, wie lange am Tablet gehockt werden darf.

Will das Kind dann länger als zwei Stunden chatten („Max darf das auch!“), könnten Eltern reagieren: „Ja, ich höre dich. Ich weiß, dass dir zwei Stunden nicht reichen. Aber mehr ist nachweisli­ch nicht gut für dein Gehirn.“

Während manche Regeln unverrückb­ar sind, könne man bei anderen auch mal Kompromiss­e eingehen. „Die würde ich zusammen mit dem Kind aushandeln“, schlägt Nicola Schmidt vor, etwa wenn die Fernsehzei­t abgelaufen ist. Beispiel: „Okay, am Wochenende legen wir einen Fernsehtag ein. Wir bleiben mal alle im Bett, kuscheln uns aneinander und gucken den ganzen Tag nur Filme zusammen.“

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FOTO: SILVIA MARKS/DPA

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