Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Kletterpark in Zeiten von Corona
Heroldstatter Betreiber des Laupheimer MobiParks setzen auf ein Mehrweg-To-Go-Konzept
HEROLDSTATT/LAUPHEIM - Die Heroldstatter Familie Schauffele-Färber betreibt am Laupheimer Surfsee den Kletter- und Erlebnispark MobiPark. Durch den ersten Lockdown sind sie mit einem blauen Auge gekommen. Die Herbst/Winter-Saison starten sie mit einer kreativen Neuerung. Man könnte auch sagen: Corona macht erfinderisch.
Seit Mai 2017 betreiben Katrin Schauffele-Färber, ihr Mann Herbert Färber und die Tochter Dorothee Färber den Kletter- und Erlebnispark am Laupheimer Surfsee. Die Idee zu dem Unternehmen hatte laut Vater Herbert die sportbegeisterte Tochter Dorothee. Die ist nicht nur Erzieherin und Erlebnispädagogin, sondern auch begeisterte Kletterin. „Wir sind gut erzogene Eltern und so entstand diese Idee“, sagt er.
Herbert Färber ist von Hause aus Schreiner, aber auch Betriebswirt und Marketing-Mensch. Er sagt: „Wir sind sehr holzaffin und machen unsere Außenmöbel im Park beispielsweise alle selbst.“Insgesamt versuche die Familie das vier Hektar große Gelände am See möglichst naturnah zu gestalten. Neben der Kletteranlage gibt es dort den Kiosk, einen Biergarten und inzwischen wurde ein Werkstattgebäude zu einem Eventraum umgebaut.
In normalen Jahren hat die Parkleiterin Dorothee Färber allerhand Events, Kurse und Schulklassen auf dem Gelände – all das ist dieses Jahr flach gefallen.
Am 17. März schlossen nicht nur die Behörden den Kletterpark, weil da der große Lockdown begann. Die komplette Familie inklusive Dorothees Partner begab sich zudem daheim in Heroldstatt in Quarantäne. Dorothee war positiv auf Sars Covid-19 getestet worden. Herbert Färber blickt zurück: „Wenn die Rahmnenbedingungen nicht so mies gewesen wären, hätte man sagen können, dass wir uns zwei Wochen lang im Kreise der Familie entspannt haben – mit gemeinsamem Kochen und Spielen.“
Ab Mitte Mai können sie den Park schrittweise wieder öffnen, natürlich nur mit Hygienekonzept. „Wir mussten coronabedingt die komplette Anlage umgestalten, was ihr aber gut zu Gesicht steht“, sagt Färber.
Und dann kam der Sommer. Färber sagt: „Wir hatten einen gigantischen Sommer, der viele Verluste aus dem Frühjahr kompensiert hat. Wir mussten für den Uferbereich sogar ein Schirmsystem einführen, um den Zugang zu regeln und die Abstände einzuhalten.“Viele der Menschen, die in den Ferien an den Gardasee oder ans Mittelmeer gefahren wären, hatte es an die Seen in der Nähe gezogen. Färber erklärt: „Durch den großen Zulauf am Badesee kommen wir diese Saison mit einem blauen Auge davon. Die Firmenevents, Schulklassen
und andere Gruppenevents sind aber weggefallen und werden vielleicht auch nicht so schnell wieder stattfinden können.“
Eine Geste der rund 65 überwiegend jungen Mitarbeiter des Parks habe die Familie zu Tränen gerührt, sagt Färber und erklärt: „Normalerweise gibt es im Dezember ein Event für alle Mitarbeiter, bei dem der sich über das Jahr angesammelte Inhalt der Trinkgeldkassen auf den Kopf gehauen wird. Dieses Jahr sind diese jungen Menschen auf unsere Familie zugekommen und haben deutlich gemacht, dass sie heuer kein Event wünschen. Vielmehr soll das gesammelte Trinkgeld dem Erhalt der Firma zugute kommen. Das hat uns alle zu Tränen gerührt. Dafür möchten wir ihnen allen vielmals danken.“
Corona und der neuerliche TeilLockdown haben die Pläne der Familie Färber für Herbst und Winter in ihren MobiPark torpediert. Anstatt gemütlicher Hütten mit Winterdeko und Feuerschalen sind vorerst nur Speisen „To-Go“erlaubt.
Und da macht Corona in gewisser Hinsicht erfinderisch: Denn Herbert Färber findet, das herkömmliche „To-Go“mit Einwegverpackungen verursacht viel zu viel Müll. Er lasse sich doch von einem Virus nicht dazu zwingen, noch mehr Müll zu produzieren. Deswegen startet zum Ende der Woche „MobiPark To Go Mehrwegsystem“. Das bedeutet: Speisen und Getränke verkaufen sie aus dem Kiosk heraus zum Mitnehmen in Mehrweggeschirr, -Flaschen und -Gläsern. Die Rückgabe erfolgt über Kisten, die rund um die beiden Laupheimer Seen verteilt sind. „Wir übernehmen die Rückholung und stellen damit die umweltverantwortliche Wiederverwendung sicher“, erklärt Färber. Das sei keine „Liebe in Zeiten der Cholera“sondern „Firma in Zeiten von Corona“, scherzt Färber.