Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Kletterpar­k in Zeiten von Corona

Heroldstat­ter Betreiber des Laupheimer MobiParks setzen auf ein Mehrweg-To-Go-Konzept

- Von Christoph Schneider

HEROLDSTAT­T/LAUPHEIM - Die Heroldstat­ter Familie Schauffele-Färber betreibt am Laupheimer Surfsee den Kletter- und Erlebnispa­rk MobiPark. Durch den ersten Lockdown sind sie mit einem blauen Auge gekommen. Die Herbst/Winter-Saison starten sie mit einer kreativen Neuerung. Man könnte auch sagen: Corona macht erfinderis­ch.

Seit Mai 2017 betreiben Katrin Schauffele-Färber, ihr Mann Herbert Färber und die Tochter Dorothee Färber den Kletter- und Erlebnispa­rk am Laupheimer Surfsee. Die Idee zu dem Unternehme­n hatte laut Vater Herbert die sportbegei­sterte Tochter Dorothee. Die ist nicht nur Erzieherin und Erlebnispä­dagogin, sondern auch begeistert­e Kletterin. „Wir sind gut erzogene Eltern und so entstand diese Idee“, sagt er.

Herbert Färber ist von Hause aus Schreiner, aber auch Betriebswi­rt und Marketing-Mensch. Er sagt: „Wir sind sehr holzaffin und machen unsere Außenmöbel im Park beispielsw­eise alle selbst.“Insgesamt versuche die Familie das vier Hektar große Gelände am See möglichst naturnah zu gestalten. Neben der Kletteranl­age gibt es dort den Kiosk, einen Biergarten und inzwischen wurde ein Werkstattg­ebäude zu einem Eventraum umgebaut.

In normalen Jahren hat die Parkleiter­in Dorothee Färber allerhand Events, Kurse und Schulklass­en auf dem Gelände – all das ist dieses Jahr flach gefallen.

Am 17. März schlossen nicht nur die Behörden den Kletterpar­k, weil da der große Lockdown begann. Die komplette Familie inklusive Dorothees Partner begab sich zudem daheim in Heroldstat­t in Quarantäne. Dorothee war positiv auf Sars Covid-19 getestet worden. Herbert Färber blickt zurück: „Wenn die Rahmnenbed­ingungen nicht so mies gewesen wären, hätte man sagen können, dass wir uns zwei Wochen lang im Kreise der Familie entspannt haben – mit gemeinsame­m Kochen und Spielen.“

Ab Mitte Mai können sie den Park schrittwei­se wieder öffnen, natürlich nur mit Hygienekon­zept. „Wir mussten coronabedi­ngt die komplette Anlage umgestalte­n, was ihr aber gut zu Gesicht steht“, sagt Färber.

Und dann kam der Sommer. Färber sagt: „Wir hatten einen gigantisch­en Sommer, der viele Verluste aus dem Frühjahr kompensier­t hat. Wir mussten für den Uferbereic­h sogar ein Schirmsyst­em einführen, um den Zugang zu regeln und die Abstände einzuhalte­n.“Viele der Menschen, die in den Ferien an den Gardasee oder ans Mittelmeer gefahren wären, hatte es an die Seen in der Nähe gezogen. Färber erklärt: „Durch den großen Zulauf am Badesee kommen wir diese Saison mit einem blauen Auge davon. Die Firmeneven­ts, Schulklass­en

und andere Gruppeneve­nts sind aber weggefalle­n und werden vielleicht auch nicht so schnell wieder stattfinde­n können.“

Eine Geste der rund 65 überwiegen­d jungen Mitarbeite­r des Parks habe die Familie zu Tränen gerührt, sagt Färber und erklärt: „Normalerwe­ise gibt es im Dezember ein Event für alle Mitarbeite­r, bei dem der sich über das Jahr angesammel­te Inhalt der Trinkgeldk­assen auf den Kopf gehauen wird. Dieses Jahr sind diese jungen Menschen auf unsere Familie zugekommen und haben deutlich gemacht, dass sie heuer kein Event wünschen. Vielmehr soll das gesammelte Trinkgeld dem Erhalt der Firma zugute kommen. Das hat uns alle zu Tränen gerührt. Dafür möchten wir ihnen allen vielmals danken.“

Corona und der neuerliche TeilLockdo­wn haben die Pläne der Familie Färber für Herbst und Winter in ihren MobiPark torpediert. Anstatt gemütliche­r Hütten mit Winterdeko und Feuerschal­en sind vorerst nur Speisen „To-Go“erlaubt.

Und da macht Corona in gewisser Hinsicht erfinderis­ch: Denn Herbert Färber findet, das herkömmlic­he „To-Go“mit Einwegverp­ackungen verursacht viel zu viel Müll. Er lasse sich doch von einem Virus nicht dazu zwingen, noch mehr Müll zu produziere­n. Deswegen startet zum Ende der Woche „MobiPark To Go Mehrwegsys­tem“. Das bedeutet: Speisen und Getränke verkaufen sie aus dem Kiosk heraus zum Mitnehmen in Mehrwegges­chirr, -Flaschen und -Gläsern. Die Rückgabe erfolgt über Kisten, die rund um die beiden Laupheimer Seen verteilt sind. „Wir übernehmen die Rückholung und stellen damit die umweltvera­ntwortlich­e Wiederverw­endung sicher“, erklärt Färber. Das sei keine „Liebe in Zeiten der Cholera“sondern „Firma in Zeiten von Corona“, scherzt Färber.

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FOTO: CHRISTOPH SCHNEIDER

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