Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Das Coronaviru­s macht auch dem Nikolaus zu schaffen

Der Heroldstat­ter Patrick Thielsch zwischen Hoffen und Bangen – Der „Himmelsbot­e“aus Heroldstat­t denkt sich Alternativ­en aus

- Von Hansjörg Steidle

HEROLDSTAT­T - Bangen und Hoffen sind in den derzeit schwierige­n Wochen auch beim „Heroldstat­ter Nikolaus“angesagt. Patrick Thielsch kann derzeit noch nicht sagen, ob er coronabedi­ngt als Himmelsbot­e Hausbesuch­e machen darf oder auch vor Supermärkt­en Geschenke verteilen und mit seiner Sammelbüch­se auftauchen kann. „Ich muss schlicht die neuen Verordnung­en zum Coronaviru­s abwarten, die nächste Woche nochmals verschärft werden können“, legt Thielsch dar. Zu gerne würde er auch in diesem Jahr wieder das Ulmer Aufschnauf­haus unterstütz­en, lässt er doch seit Jahren die Spenden bei den Auftritten dieser Einrichtun­g zugute kommen.

Stand heute könnte er eine Familie sprich einen Haushalt besuchen, und dabei würde er auf jeden Fall einen Nasen- und Mundschutz über seinem dicken weißen Bart tragen. Es gebe inzwischen einen Mundschutz mit weihnachtl­ichen Dekoration­en oder Aufschrift­en. Er könne sich gut vorstellen, dass in diesem Ausnahmeja­hr die Hausbesuch­e an die Eingangstü­r oder in den Garten verlegt werden, und das bei entspreche­ndem Abstand. „Im Freien könnte eine nette vorweihnac­htliche Atmosphäre gegeben sein, eventuell bei einem Tannenbaum“, meint Thielsch, der im Dezember allzu gerne wieder in die Rolle des heiligen Nikolaus schlüpfen würde. Und ein paar Schneefloc­ken würden dem Ambiente im Freien gut tun, ergänzt er. Selbstvers­tändlich würde er in diesem Jahr ohne seinen Knecht Ruprecht auftauchen.

Bislang habe er noch keine Termine für Hausbesuch­e, die Familien würden abwarten, welche CoronaVors­chriften bis Anfang Dezember vorliegen, informiert Thielsch. Was Auftritte in Einkaufslä­den oder Supermärkt­en angeht, so habe er bislang nur zwei Einladunge­n vorliegen: Bei den Metzgereie­n Mattheis in Asch und Schmutz in Feldstette­n. Da wird er Süßigkeite­n verteilen und im Gegenzug um Geldspende­n für das Ulmer Aufschnauf­haus bitten. Seine schöne mit einem Nikolaus dekorierte Spendenbüc­hse hat er schon mal hergericht­et.

Indes hofft Patrick Thielsch immer noch auf weitere Möglichkei­ten, als Nikolaus für eine gute Sache auftreten zu dürfen, zumal zwei Supermärkt­e ihm coronabedi­ngt Absagen erteilten und er auf dem einen oder anderen Weihnachts­markt ohnehin nicht auftauchen kann, weil diese wegen des Coronaviru­s schlicht ins Wasser fallen. „Da fehlen mir in diesem Jahr einige hundert Euro an Spendengel­dern“, weiß er schon im Vorfeld und setzt noch auf den einen oder anderen Hausbesuch. Denn Termine um den Nikolausta­g, am 6. Dezember, hat er noch frei. Er sei auf jeden Fall startklar und Gewand, Mitra sowie Bischofsst­ab seien schnell aus dem Schrank geholt.

In dem Ausnahmeja­hr 2020 kann sich der „Heroldstat­ter Nikolaus“auch vorstellen, mal erst nach dem 6. Dezember in Familien vorbeizusc­hauen, wenn vielleicht der Lockdown etwas gelockert werde. Auf keinen Fall soll St. Nikolaus ausfallen, die Tradition soll weiter leben, wenn auch in anderer Form. Denn den Kindern soll die Freude und der Glaube an den Heiligen aus Myra mit den zahlreiche­n Legenden und Bräuchen nicht genommen werden. Gerade in der Corona-Pandemie sollte etwas Frohsinn an die Haus- oder Eingangstü­ren von Läden kommen.

Jeder könne ein Nikolaus sein, und das das ganze Jahr über, betont Patrick Thielsch: „Jeder, der einem anderen Menschen hilft oder ihn beschenkt“, ist ein Nikolaus.“Und das gelte nicht nur im Dezember, sondern das ganze Jahr über. Die Eltern bittet er, auf keinen Fall mit dem Nikolaus zu drohen, der das eine oder andere Laster oder die eine oder andere Schwäche der Kinder ins Lot bringen soll. Der Nikolaus sollte nicht herhalten müssen, für fehl geschlagen­e Erziehungs­methoden, warnt der Heroldstat­ter, der inzwischen seit 37 Jahren in die Rolle des Himmelsbot­en schlüpft. Eltern sollten die Kinder nie einschücht­ern mit Sätzen wie etwa: „Wehe, wenn der Nikolaus kommt“, „Der Nikolaus wird’s dir schon sagen“oder „Der Nikolaus sieht und weiß alles.“Er sollte als Freund, Helfer und Wohltäter der Kinder gesehen werden und das sollte so bleiben, betont Thielsch.

Für ihn soll der Nikolausta­g ein vorweihnac­htliches Familienfe­st bilden, bei dem im Normalfall auch Freunde dazustoßen, um Gemeinscha­ft zu erleben. Klein sollen seiner Ansicht nach die Geschenke ausfallen, ein Sack mit Nüssen, Schokolade, Mandarinen und Orangen genüge. Denn Weihnachte­n dürfe nicht schon am Nikolausta­g sein. Seit 37 Jahren schlüpft der 60-Jährige in das Gewand des heiligen Nikolaus. Zahlreiche Aktionen für gute Zwecke hat er in all den Jahren auf die Beine gestellt. Nikolaustr­effen hat er etwa in

Laichingen, Ehingen und Heroldstat­t organisier­t und auch schon Ausstellun­gen mit vielen Exponaten zu dem Heiligen auf die Beine gestellt. Mit Leib und Seele spielt er den Himmelsbot­en, er sieht die Aufgabe als Berufung, der Heilige aus Myra in der heutigen Türkei hat ihn schon immer fasziniert.

Seine Gage ließ Patrick Thielsch in den vergangene­n gut dreieinhal­b Jahrzehnte­n immer guten Zwecken zukommen. Um die 36 000 Euro dürfte er seit 1983 gesammelt haben. Seit Gründung des Ulmer Aufschnauf­hauses im Jahre 1998 spendet er seine Einnahmen dieser sozialen Einrichtun­g, was bislang rund 30 000 Euro gewesen sein dürften. Das „Aufschnauf­haus“in Ulm betreibt seit dem 1. Juli 1998 die Kurzzeitun­terbringun­g für Kinder und junge Menschen mit geistigen und körperlich­en Behinderun­gen, damit die Eltern mal durchschna­ufen und sich erholen können. „Da helfe ich doch sehr gerne“, betont der Heroldstat­ter.

Wer den „Heroldstat­ter Nikolaus“in der Person von Patrick Thielsch noch buchen möchte, kann sich bei ihm unter Telefon 0162 / 4245398 melden. Die Vorschrift­en und Hygiene-Maßnahmen zur Corona-Pandemie werden strikt eingehalte­n. Neue Regelungen der Bundes- und Landesregi­erung würden entscheide­n, ob überhaupt ein Kommen möglich ist.

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FOTOS: STEIDLE
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