Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Neue Wohnhäuser in der Wehrgasse
Gemeinde Nellingen plant Kooperation mit der Wohnraumoffensive Baden-Württemberg
NELLINGEN - Westlich der Wehrgasse in Nellingen befindet sich ein Grundstück, das als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen ist. Die Kommune will auf dieser Fläche zusammen mit der Wohnraumoffensive BadenWürttemberg innerörtlichen Wohnraum entwickeln. Durch die Beteiligung des Landes sollen mindestens 30 Prozent der Bruttogeschossfläche bezahlbarer Wohnraum werden.
Durch die Ausweisung als Gemeinbedarfsfläche kann auf dem Grundstück keine andere Verwendung stattfinden, erläuterte Bürgermeister Christoph Jung dem Gemeinderat in der Sitzung am Montagabend. „Wir haben das Architekturbüro Clemens Künster mit dem Entwurf für ein Konzept beauftragt“, so Jung in der Sitzung weiter.
Clemens Künster selbst erläuterte, was sein Büro sich für die Fläche überlegt hat. „Wichtig war uns, nicht einfach Mehrfamilienhäuser geschlossen entlang der Wehrgasse zu planen. Die Bebauung können wir uns hier sehr offen und grün vorstellen, was das neue Areal auch für den Anschluss an die Bestandsgebäude im Osten öffnet“, erläuterte der Planungsexperte. Vom Material könne man sich hier durchaus, auch wenn es sich um Mehrgeschossbauweise handle, zu Holz greifen. Seit einer Änderung der Landesbauordnung sei dies kein Problem mehr und es gebe zahlreiche Anbieter, die entsprechende Bauten verwirklichen können. Künster zeigte in der Folge auch einige sehr ansprechende Bilder moderner Mehrgeschossbauweise aus Holz. Zudem biete es sich für die Gemeinde im Hinblick auf Klimaschutz und Ökologie an, mit regionalen, nachhaltigen Baumaterialien zu planen, welche mit Blick auf die CO2-Bilanz auch keine langen Transportwege zurücklegen müssen. Dies würde nicht nur für die Nachhaltigkeit der Gemeinde sprechen, sondern könnte auch für eine etwaige Förderung wichtig sein.
In den beiden Strukturkonzepten geht das Büro Künster davon aus, dass auf der 1,4 Hektar großen Fläche knapp 7000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen könnten, mit 54 beziehungsweise 56 Wohneinheiten. Der dort ebenfalls geplante Kindergarten
nimmt in den Varianten rund 4000 Quadratmeter an Fläche und 800 Quadratmeter an Bruttogeschossfläche ein.
Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat zur Unterstützung der Kommunen bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum die Wohnraumoffensive BW eingerichtet. Ein Instrument der Wohnraumoffensive BW ist der Grundstücksfonds. Ziel des Grundstücksfonds ist es, Kommunen
„Das hört sich alles sehr gut an, wieso sollen wir das nicht in Anspruch nehmen, wenn wir finanzielle Unterstützung bekommen.“Roland Fink, Ratsmitglied Nellingen
bei der Beschaffung von Bauland für die Realisierung von gemeinwohlorientierter Wohnbebauung (Schaffung von preisgünstigem, insbesondere sozial gebundenem Wohnraum) in Form eines Zwischenerwerbs zu entlasten. Die Teilnahme am Förderprogramm ist an Bedingungen geknüpft: dass es sich um eine finanzschwache Gemeinde handelt, ein Bedarf an Wohnraum besteht und dass mindestens auf 30 Prozent der Bruttogeschossfläche
bezahlbarer Wohnraum entsteht. „Wichtig ist, dass wirklich Wohnraum entsteht. Es werden beispielsweise keine Seniorenheime gefördert“, betonte Gitti Nurin, die als Projektleiterin des Grundstücksfonds die Ratsmitglieder über die Bedingungen aufklärte. Aktuell sei man allerdings noch in der generellen Prüfung, ob das Nellinger Projekt förderfähig sei.
Ratsmitglied Roland Fink befürwortete den Plan: „Das hört sich alles sehr gut an, wieso sollen wir das nicht in Anspruch nehmen, wenn wir finanzielle Unterstützung bekommen.“Dieser Argumentation folgte der Nellinger Rat einstimmig. Damit wird die Verwaltung beauftragt, einen Vorberatungsvertrag mit der Landsiedlung zu schließen.