Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Nachhaltigkeit: Auch Allmendingen im Boot
Im Schwenk-Zementwerk wird ebenfalls an einem CO2-Projekt gearbeitet
ALLMENDINGEN (kou) - Als ehemaliger Leiter des Zementwerks in Allmendingen sowie als Geschäftsführer der Branchen-Initiative „Cement Innovation for Climate“(CI4C) kennt Jürgen Thormann die Hintergründe über das Pilotprojekt, mit dem aus CO2-Emissionen aus Zementwerken künstliches Kerosin hergestellt wird. Wie berichtet wird in Heidenheim eine großtechnische Demonstrationsanlage gebaut werden.
Zwar geht das Schwenk-Werk in Allmendingen in dieser Hinsicht leer aus, doch bei einem anderen Projekt ist es maßgeblich beteiligt. „Wir müssen zwischen dem Projekt C4C (Catch for Climate), das in Mergelstetten geplant ist und der IneratecAnlage, die für Allmendingen geplant ist, unterscheiden“, erklärt Thormann. Das Karlsruher Startup-Unternehmen Ineratec entwickelt und baut Anlagen, mit denen es unter anderem möglich sein soll, aus dem Kohlenstoffdioxid, das bei der Produktion von Zement freigesetzt wird, synthetische Kraftstoffe – so genannte „Refuels“, wie etwa Kerosin – herzustellen. „Für Mergelstetten sprechen wir nicht mehr von einer Pilotanlage, sondern einer Demonstrationsanlage im industriellen Maßstab.“
Wie er berichtet, sei die Entscheidung, wo diese Demonstrationsanlage gebaut wird, von den Gesellschaftern des Konsortiums der C4C, sprich von den Zementherstellern Dyckerhoff/Buzzi,
HeidelbergCement; Schwenk und Vicat getroffen worden. „Einige Rahmenbedingungen, wie die Verfügbarkeit einer geeigneten Fläche, die schon mit einem Bebauungsplan
belegt war, der Stromanschluss in unmittelbarer Nähe und auch die logistische Anbindung in der Nähe der Autobahn und die direkte Zufahrt über den Kreisverkehr an der B19, waren wesentliche Entscheidungsgrundlagen“, erklärt er. Die Anlage in Mergelstetten soll, „vorausgesetzt, dass die immissionsrechtliche Genehmigung erteilt und Fördermittel gewährt werden“, ab 2022 gebaut werden. „Der Betrieb könnte dann in der zweiten Hälfte 2023 beginnen, erste Ergebnisse werden für 2024 und 2025 erwartet“, so Thormann.
Wie viel Kraftstoffe aus CO2, das bei der Produktion von Zement in den Werken anfällt, hergestellt werden kann, erklärt Thormann folgendermaßen: „Dazu muss geklärt werden, wie hoch die Beimischquote zum Cerisin zukünftig sein darf und inwieweit und wann diese weiter angehoben wird. Die hier im Süden ansässigen Zementwerke könnten je nach Größe etwa zwischen 2000 und 3400 Tonnen CO2 pro Tag produzieren.
Insoweit wird wahrscheinlich ein Zementwerk bei den derzeit niedrigen Beimischquoten mehr als den Bedarf des Flughafens Stuttgart decken.“