Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mit viel Einsatz und etwas Glück
Basketball, ProA: Erster Sieg von Ehingen Urspring ist Ergebnis einer guten Teamleistung
EHINGEN - Freude und Erleichterung waren groß bei den Basketballern des Teams Ehingen Urspring über den ersten Sieg in der neuen ProA-Saison. Nach zuvor vier verlorenen Spielen zeigte die neu zusammengestellte Mannschaft beim 86:83 am Mittwochabend in Trier weitere Fortschritte, allerdings profitierten die Gäste auch davon, dass es beim Gegner nach der Zwangspause durch die Quarantäne nicht rundlief und Trier auf zwei wichtige Spieler verzichten musste.
Einige Zeit herrschte bei den Trierern aufgrund von Corona-Fällen Stillstand, vor dem Nachholspiel gegen Ehingen Urspring waren die Gladiators erst eine Woche wieder im Training; das bisher einzige Pflichtspiel lag mehr als drei Wochen zurück. Dass die Rheinland-Pfälzer noch nicht wieder im Rhythmus sind, war zu sehen – ihnen unterliefen viele auch einfache Ballverluste, phasenweise glückte offensiv wenig und in der Verteidigung waren sie oft einen Schritt zu spät. Ein Nachteil für die Gladiators war auch, dass sie auf ihren wohl wichtigsten Spieler verzichten mussten – Kapitän Jermaine Bucknor war nach Erkrankung noch nicht wieder fit.
„Unsere Offensive ist ohne Bucknor unruhiger“, sagte Triers Trainer Marco van den Berg. Bitter für ihn war, dass – kaum hatte die Partie begonnen – ein weiterer Spieler ausfiel. Der ExUrspringschüler und Center Kalidou Diouf musste nach seiner ersten Offensivaktion mit Beschwerden an der Achillessehne raus, wurde behandelt, kehrte aber nicht aufs Feld zurück.
„Wir hatten natürlich auch Glück, dass Bucknor fehlte und Kalidou früh ausfiel“, sagte Domenik Reinboth, Trainer des Teams Ehingen Urspring. Doch wies er zurecht darauf hin, dass in Akim-Jamal Jonah auch ihm ein sehr wichtiger Spieler für die großen Positionen nicht zur Verfügung stand. „Akim gibt uns weitere Qualität“, so der Trainer. Und: „Das macht uns Mut für die Zukunft.“Doch auch ohne Jonah war gegen Trier viel Ermutigendes zu sehen – vor allem war Domenik Reinboth froh, dass sein Team erstmals als Sieger das Feld verließ – nach einer intensiven Begegnung, die Spuren hinterließ. Jeder habe irgendwo am Körper Beschwerden, so Reinboth, „aber alle hatten ein Lächeln im Gesicht“.
Es war ein intensives Spiel und eines mit Höhen und Tiefen. Im ersten Viertel, in dem Ehingen Urspring zeitweise führte, aber das Trier mit fünf Punkten Vorsprung für sich entschied (23:18), habe seine Mannschaft „defensiv etwas unglücklich agiert“, sagte Reinboth. Ganz anders im zweiten Viertel, in dem die Gladiators zunächst ihren Vorsprung auf sieben Zähler ausbauten, danach aber von den Gästen überrollt wurden. „Da waren wir sehr dominant, aus einer starken Verteidigung heraus.“Gerade einmal zwölf Punkte ließ Reinboths Mannschaft zu, erzielte selbst 27 und ging mit einer Zehn-Punkte-Führung (45:35) in die Halbzeitpause.
Zu dem Umschwung hatten nicht nur die US-Amerikaner beigetragen – diesmal in erster Linie Christian Oshita und Jack Pagenkopf, während Kameron Hankerson und De’Quan Abrom offensiv schon bessere Tage hatten – sondern auch Ferenc Gille, der nach seiner Verletzung immer besser in Tritt kommt. Der 22-jährige Forward
glänzte unter den Körben mit 20 Punkten (sein Bestwert in dieser Saison) und spektakulären Aktionen sowie neun Rebounds, davon sechs in der Offensive. Was Trier besonders wehtat und was Gladiators-Coach van den Berg ärgerte. „Viel zu leicht“sei Ehingen Urspring zu den Rebounds gekommen, was er der mangelnden Aggressivität der eigenen Verteidigung zuschrieb. „Gille ging viel aggressiver zum Ball.“
Damit sei Ferenc Gille einer der Matchwinner gewesen, sagte auch Reinboth, aber der Erfolg war aus seiner Sicht nicht das Ergebnis der Leistung einzelner Spieler, sondern des gesamten Teams. „Ich würde keinen hervorheben, es war eine geschlossene Mannschaftsleistung“, sagte Domenik Reinboth. Er verwies genauso auf die US-Profis – „obwohl sie alle vier in ihrem ersten Profijahr in Europa und damit noch Rookies sind“– oder die ganz Jungen im Team. Wie den 17-Jährigen Pointguard Maximilian Langenfeld, der vor seinem Wechsel 2018 ins Urspring-Internat in der Trierer Jugend gespielt hatte, im ProA-Spiel am Mittwoch unerschrocken zu Werke ging und in knapp zwölfeinhalb Minuten auf vier Punkte
kam. „Ohne seine Punkte hätten wir das Spiel nicht gewonnen“, lobte Reinboth. Gleiches galt für den 20jährigen Kevin Strangmeyer, ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs hervorgegangen. Der Forward kam ebenfalls auf vier Punkte – alle erzielt im letzten Viertel, als die Partie auf Messers Schneide stand. Strangmeyers Wurf aus der Mitteldistanz zur 84:83-Führung 50 Sekunden vor Schluss war für Reinboth ein ganz entscheidender Korb, er sprach von einem Knackpunkt für den Ausgang des Spiels.
Dass es nach der komfortablen 45:35-Pausenführung, die Ehingen Urspring zu Beginn der zweiten Halbzeit sogar ausbaute (auf 55:40), im weiteren Verlauf doch noch einmal eng wurde für die Gäste, habe daran gelegen, „dass wir etwas den Rhythmus verloren haben“, sagte Reinboth. „Da haben wir zu viele Offensivrebounds und damit zweite Wurfchancen des Gegners zugelassen.“Auch hätten neun Ballverluste allein im dritten Viertel (am Ende wies die Statistik insgesamt 18 Turnover auf) Trier „wieder stark gemacht“. Doch es gelang den Gästen, dank konsequenter Zonenverteidigung, das Pick and Roll der Gladiators und damit auch den Rhythmus des Gegners zu stören.
Letztlich half dem Team Ehingen Urspring wieder ein Quäntchen Glück, weil der Gastgeber in den letzten 20 Sekunden fünf Freiwürfe vergab und sich so am knappen 86:83, für das zuvor Strangmeyer und Oshita mit ihren Punkten nach 82:83-Rückstand gesorgt hatten, nichts mehr änderte.