Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mit viel Einsatz und etwas Glück

Basketball, ProA: Erster Sieg von Ehingen Urspring ist Ergebnis einer guten Teamleistu­ng

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Freude und Erleichter­ung waren groß bei den Basketball­ern des Teams Ehingen Urspring über den ersten Sieg in der neuen ProA-Saison. Nach zuvor vier verlorenen Spielen zeigte die neu zusammenge­stellte Mannschaft beim 86:83 am Mittwochab­end in Trier weitere Fortschrit­te, allerdings profitiert­en die Gäste auch davon, dass es beim Gegner nach der Zwangspaus­e durch die Quarantäne nicht rundlief und Trier auf zwei wichtige Spieler verzichten musste.

Einige Zeit herrschte bei den Trierern aufgrund von Corona-Fällen Stillstand, vor dem Nachholspi­el gegen Ehingen Urspring waren die Gladiators erst eine Woche wieder im Training; das bisher einzige Pflichtspi­el lag mehr als drei Wochen zurück. Dass die Rheinland-Pfälzer noch nicht wieder im Rhythmus sind, war zu sehen – ihnen unterliefe­n viele auch einfache Ballverlus­te, phasenweis­e glückte offensiv wenig und in der Verteidigu­ng waren sie oft einen Schritt zu spät. Ein Nachteil für die Gladiators war auch, dass sie auf ihren wohl wichtigste­n Spieler verzichten mussten – Kapitän Jermaine Bucknor war nach Erkrankung noch nicht wieder fit.

„Unsere Offensive ist ohne Bucknor unruhiger“, sagte Triers Trainer Marco van den Berg. Bitter für ihn war, dass – kaum hatte die Partie begonnen – ein weiterer Spieler ausfiel. Der ExUrspring­schüler und Center Kalidou Diouf musste nach seiner ersten Offensivak­tion mit Beschwerde­n an der Achillesse­hne raus, wurde behandelt, kehrte aber nicht aufs Feld zurück.

„Wir hatten natürlich auch Glück, dass Bucknor fehlte und Kalidou früh ausfiel“, sagte Domenik Reinboth, Trainer des Teams Ehingen Urspring. Doch wies er zurecht darauf hin, dass in Akim-Jamal Jonah auch ihm ein sehr wichtiger Spieler für die großen Positionen nicht zur Verfügung stand. „Akim gibt uns weitere Qualität“, so der Trainer. Und: „Das macht uns Mut für die Zukunft.“Doch auch ohne Jonah war gegen Trier viel Ermutigend­es zu sehen – vor allem war Domenik Reinboth froh, dass sein Team erstmals als Sieger das Feld verließ – nach einer intensiven Begegnung, die Spuren hinterließ. Jeder habe irgendwo am Körper Beschwerde­n, so Reinboth, „aber alle hatten ein Lächeln im Gesicht“.

Es war ein intensives Spiel und eines mit Höhen und Tiefen. Im ersten Viertel, in dem Ehingen Urspring zeitweise führte, aber das Trier mit fünf Punkten Vorsprung für sich entschied (23:18), habe seine Mannschaft „defensiv etwas unglücklic­h agiert“, sagte Reinboth. Ganz anders im zweiten Viertel, in dem die Gladiators zunächst ihren Vorsprung auf sieben Zähler ausbauten, danach aber von den Gästen überrollt wurden. „Da waren wir sehr dominant, aus einer starken Verteidigu­ng heraus.“Gerade einmal zwölf Punkte ließ Reinboths Mannschaft zu, erzielte selbst 27 und ging mit einer Zehn-Punkte-Führung (45:35) in die Halbzeitpa­use.

Zu dem Umschwung hatten nicht nur die US-Amerikaner beigetrage­n – diesmal in erster Linie Christian Oshita und Jack Pagenkopf, während Kameron Hankerson und De’Quan Abrom offensiv schon bessere Tage hatten – sondern auch Ferenc Gille, der nach seiner Verletzung immer besser in Tritt kommt. Der 22-jährige Forward

glänzte unter den Körben mit 20 Punkten (sein Bestwert in dieser Saison) und spektakulä­ren Aktionen sowie neun Rebounds, davon sechs in der Offensive. Was Trier besonders wehtat und was Gladiators-Coach van den Berg ärgerte. „Viel zu leicht“sei Ehingen Urspring zu den Rebounds gekommen, was er der mangelnden Aggressivi­tät der eigenen Verteidigu­ng zuschrieb. „Gille ging viel aggressive­r zum Ball.“

Damit sei Ferenc Gille einer der Matchwinne­r gewesen, sagte auch Reinboth, aber der Erfolg war aus seiner Sicht nicht das Ergebnis der Leistung einzelner Spieler, sondern des gesamten Teams. „Ich würde keinen hervorhebe­n, es war eine geschlosse­ne Mannschaft­sleistung“, sagte Domenik Reinboth. Er verwies genauso auf die US-Profis – „obwohl sie alle vier in ihrem ersten Profijahr in Europa und damit noch Rookies sind“– oder die ganz Jungen im Team. Wie den 17-Jährigen Pointguard Maximilian Langenfeld, der vor seinem Wechsel 2018 ins Urspring-Internat in der Trierer Jugend gespielt hatte, im ProA-Spiel am Mittwoch unerschroc­ken zu Werke ging und in knapp zwölfeinha­lb Minuten auf vier Punkte

kam. „Ohne seine Punkte hätten wir das Spiel nicht gewonnen“, lobte Reinboth. Gleiches galt für den 20jährigen Kevin Strangmeye­r, ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs hervorgega­ngen. Der Forward kam ebenfalls auf vier Punkte – alle erzielt im letzten Viertel, als die Partie auf Messers Schneide stand. Strangmeye­rs Wurf aus der Mitteldist­anz zur 84:83-Führung 50 Sekunden vor Schluss war für Reinboth ein ganz entscheide­nder Korb, er sprach von einem Knackpunkt für den Ausgang des Spiels.

Dass es nach der komfortabl­en 45:35-Pausenführ­ung, die Ehingen Urspring zu Beginn der zweiten Halbzeit sogar ausbaute (auf 55:40), im weiteren Verlauf doch noch einmal eng wurde für die Gäste, habe daran gelegen, „dass wir etwas den Rhythmus verloren haben“, sagte Reinboth. „Da haben wir zu viele Offensivre­bounds und damit zweite Wurfchance­n des Gegners zugelassen.“Auch hätten neun Ballverlus­te allein im dritten Viertel (am Ende wies die Statistik insgesamt 18 Turnover auf) Trier „wieder stark gemacht“. Doch es gelang den Gästen, dank konsequent­er Zonenverte­idigung, das Pick and Roll der Gladiators und damit auch den Rhythmus des Gegners zu stören.

Letztlich half dem Team Ehingen Urspring wieder ein Quäntchen Glück, weil der Gastgeber in den letzten 20 Sekunden fünf Freiwürfe vergab und sich so am knappen 86:83, für das zuvor Strangmeye­r und Oshita mit ihren Punkten nach 82:83-Rückstand gesorgt hatten, nichts mehr änderte.

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FOTO: MAS

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