Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Heimstättengenossenschaft Blaubeuren will fusionieren
Mitglieder sprechen sich mit großer Mehrheit für Zusammenschluss aus – Entscheidung der Flüwo steht noch aus
BLAUBEUREN - Die Heimstättengenossenschaft Blaubeuren (HGB) hat sich am Donnerstagabend in der Blaubeurer Stadthalle zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung getroffen. Neben dem Geschäftsbericht für 2019 und den turnusmäßigen Wahlen einiger Aufsichtsratsmitglieder stand die geplante Fusion mit der Flüwo Bauen und Wohnen auf der Tagesordnung. Mit großer Mehrheit (rund 96 Prozent der Stimmen) sprachen sich die Mitglieder für den Zusammenschluss aus. Die HGB verspricht sich dadurch die Aufwertung der Bausubstanz, sichere Dividenden für die Mitglieder und auch künftig sozialverträglichen Wohnraum anbieten zu können.
Die HGB hat in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet. Die Mieten sind auf einem stabilen Niveau für die Bewohner geblieben, der Leerstand verringert und der Bilanzgewinn ebenfalls auf einem guten Niveau gehalten worden. Ein Verdienst, der auch Geschäftsführer Jörg Seiffert angerechnet werden muss. Seiffert, der die HGB zum Jahresende verlassen wird, erfuhr vom Aufsichtsrat große Würdigung. Als eine seiner letzten offiziellen Handlungen stellte er gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden, Wolfgang Bender, die Gründe vor, warum eine Fusion mehr als sinnvoll sei.
Denn obwohl die HGB wie bereits erwähnt in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet hat und jährlich bis zu einer halben Million Euro in die Sanierung und Modernisierung ihrer Gebäude gesteckt hat, schiebt sie einen Investitionsstau von rund 11,4 Millionen Euro (eigene Angaausschließlich ben) vor sich her. In Zukunft würde dieser noch größer werden, da durch aktuelle Gesetzgebung energetische Sanierungen hinzu kämen, erläuterte Wolfgang Bender. „Zwei externe Unternehmen haben eine Bestandsaufnahmen der Gebäude und der Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft gemacht. Eine Vielzahl der Herausforderungen heute sind für unsere kleine Genossenschaft nicht mehr leistbar“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende den anwesenden Mitgliedern. Als Beispiele führte er Unternehmensstruktur, Arbeitsorganisation oder auch den Brandschutz oder eben die ökologischen Auflagen an. „Wer diese Ziele nicht erreichen kann, der hat keine Zukunft. Wir können nicht einfach klein-klein weitermachen. Das ist weder im Sinne der Mieter noch der Genossenschaftler.“Da die Rahmenvereinbarungen der Genossenschaft keine weiteren Kreditaufnahmen zuließen, stecke die HGB in einer wirtschaftlichen Sackgasse, aus der sie sich nicht alleine befreien könne. Deshalb habe die Genossenschaft mit Unterstützung des Verbands Sondierungsgespräche mit der Flüwo aufgenommen.
Mit rund 9500 Mietwohnungen und über 10 000 Mitgliedern in 30 Städten und Gemeinden in BadenWürttemberg und im Raum Dresden gehört die Flüwo zu den größten Baugenossenschaften im süddeutschen Raum. Im Raum Ulm besitzt die Genossenschaft rund 1100 Wohnungen. Gründungsgedanke im Jahr 1948 war es, möglichst vielen Menschen nach dem Krieg ein neues Zuhause zu geben, erläuterte FlüwoVorstandsmitglied Rainer Böttcher. Auch richte sich das Handeln der Genossenschaft mit Sitz in Stuttgart
an den Bedürfnissen der Mitglieder aus. „Wir wollen unseren Mietern in jedem Lebensabschnitt die Wohnungen zur Verfügung stellen, die sie benötigen und das zu sozialverträglichen Konditionen“, erklärte Böttchers Vorstandskollegin, Nina Weigl. Beide stellten den Blaubeurer Genossen bei der Mitgliederversammlung ihr Unternehmen vor und beantworteten Fragen.
Jörg Seiffert erklärte den Mitgliedern anschaulich, wie ihre bisherigen Genossenschaftsanteile nach der Fusion in Anteile der Flüwo umgewandelt werden. Da die Anteile der Stuttgarter Genossenschaft höher dotiert sind, wandeln sich die Anteile der HGB entsprechend ihrem Geldwert in die neuen Anteile um. Den Restwert können HGBMitglieder entweder mit einer Zahlung ausgleichen oder durch die jährliche Dividende abzahlen. „Die Flüwo hat eine gute Verzinsung (4 Prozent), deswegen kann ich Ihnen nur raten, ausstehende Zahlungen einzubringen“, erklärte Jörg Seiffert, der ebenfalls zum Ausdruck brachte, dass die HGB mit dem sozialen Versprechen der Flüwo erwarte, dass die Blaubeurer Mieter durch diese Aufwertung der Gebäude zu Nutznießern der vorliegenden Verschmelzung werden. Damit solle bezahlbares Wohnen langfristig gesichert und modernes Wohnen gewährleistet sein.
Auch was die Mitarbeiter der HGB angeht ist die Zukunft gesichert. In Blaubeuren soll das bestehende Büro verbleiben und mit den bisherigen Mitarbeitern zu einem neuen Standort der Flüwo werden.
Unter diesen Voraussetzung empfiehlt auch der Verband, die Fusion und sieht nur Vorteile für alle Beteiligten.
Nachdem die Blaubeurer sich für die Fusion ausgesprochen haben, fehlt noch die Zustimmung der Flüwo Mitglieder. Diese tagten am gestrigen Freitag. Sollte hier ebenfalls eine Zustimmung erfolgen, wird die Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2020 umgesetzt.