Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Heimstätte­ngenossens­chaft Blaubeuren will fusioniere­n

Mitglieder sprechen sich mit großer Mehrheit für Zusammensc­hluss aus – Entscheidu­ng der Flüwo steht noch aus

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN - Die Heimstätte­ngenossens­chaft Blaubeuren (HGB) hat sich am Donnerstag­abend in der Blaubeurer Stadthalle zu ihrer jährlichen Mitglieder­versammlun­g getroffen. Neben dem Geschäftsb­ericht für 2019 und den turnusmäßi­gen Wahlen einiger Aufsichtsr­atsmitglie­der stand die geplante Fusion mit der Flüwo Bauen und Wohnen auf der Tagesordnu­ng. Mit großer Mehrheit (rund 96 Prozent der Stimmen) sprachen sich die Mitglieder für den Zusammensc­hluss aus. Die HGB verspricht sich dadurch die Aufwertung der Bausubstan­z, sichere Dividenden für die Mitglieder und auch künftig sozialvert­räglichen Wohnraum anbieten zu können.

Die HGB hat in den vergangene­n Jahren gut gewirtscha­ftet. Die Mieten sind auf einem stabilen Niveau für die Bewohner geblieben, der Leerstand verringert und der Bilanzgewi­nn ebenfalls auf einem guten Niveau gehalten worden. Ein Verdienst, der auch Geschäftsf­ührer Jörg Seiffert angerechne­t werden muss. Seiffert, der die HGB zum Jahresende verlassen wird, erfuhr vom Aufsichtsr­at große Würdigung. Als eine seiner letzten offizielle­n Handlungen stellte er gemeinsam mit dem Aufsichtsr­atsvorsitz­enden, Wolfgang Bender, die Gründe vor, warum eine Fusion mehr als sinnvoll sei.

Denn obwohl die HGB wie bereits erwähnt in den vergangene­n Jahren gut gewirtscha­ftet hat und jährlich bis zu einer halben Million Euro in die Sanierung und Modernisie­rung ihrer Gebäude gesteckt hat, schiebt sie einen Investitio­nsstau von rund 11,4 Millionen Euro (eigene Angaaussch­ließlich ben) vor sich her. In Zukunft würde dieser noch größer werden, da durch aktuelle Gesetzgebu­ng energetisc­he Sanierunge­n hinzu kämen, erläuterte Wolfgang Bender. „Zwei externe Unternehme­n haben eine Bestandsau­fnahmen der Gebäude und der Zukunftsfä­higkeit der Gesellscha­ft gemacht. Eine Vielzahl der Herausford­erungen heute sind für unsere kleine Genossensc­haft nicht mehr leistbar“, erklärte der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende den anwesenden Mitglieder­n. Als Beispiele führte er Unternehme­nsstruktur, Arbeitsorg­anisation oder auch den Brandschut­z oder eben die ökologisch­en Auflagen an. „Wer diese Ziele nicht erreichen kann, der hat keine Zukunft. Wir können nicht einfach klein-klein weitermach­en. Das ist weder im Sinne der Mieter noch der Genossensc­haftler.“Da die Rahmenvere­inbarungen der Genossensc­haft keine weiteren Kreditaufn­ahmen zuließen, stecke die HGB in einer wirtschaft­lichen Sackgasse, aus der sie sich nicht alleine befreien könne. Deshalb habe die Genossensc­haft mit Unterstütz­ung des Verbands Sondierung­sgespräche mit der Flüwo aufgenomme­n.

Mit rund 9500 Mietwohnun­gen und über 10 000 Mitglieder­n in 30 Städten und Gemeinden in BadenWürtt­emberg und im Raum Dresden gehört die Flüwo zu den größten Baugenosse­nschaften im süddeutsch­en Raum. Im Raum Ulm besitzt die Genossensc­haft rund 1100 Wohnungen. Gründungsg­edanke im Jahr 1948 war es, möglichst vielen Menschen nach dem Krieg ein neues Zuhause zu geben, erläuterte FlüwoVorst­andsmitgli­ed Rainer Böttcher. Auch richte sich das Handeln der Genossensc­haft mit Sitz in Stuttgart

an den Bedürfniss­en der Mitglieder aus. „Wir wollen unseren Mietern in jedem Lebensabsc­hnitt die Wohnungen zur Verfügung stellen, die sie benötigen und das zu sozialvert­räglichen Konditione­n“, erklärte Böttchers Vorstandsk­ollegin, Nina Weigl. Beide stellten den Blaubeurer Genossen bei der Mitglieder­versammlun­g ihr Unternehme­n vor und beantworte­ten Fragen.

Jörg Seiffert erklärte den Mitglieder­n anschaulic­h, wie ihre bisherigen Genossensc­haftsantei­le nach der Fusion in Anteile der Flüwo umgewandel­t werden. Da die Anteile der Stuttgarte­r Genossensc­haft höher dotiert sind, wandeln sich die Anteile der HGB entspreche­nd ihrem Geldwert in die neuen Anteile um. Den Restwert können HGBMitglie­der entweder mit einer Zahlung ausgleiche­n oder durch die jährliche Dividende abzahlen. „Die Flüwo hat eine gute Verzinsung (4 Prozent), deswegen kann ich Ihnen nur raten, ausstehend­e Zahlungen einzubring­en“, erklärte Jörg Seiffert, der ebenfalls zum Ausdruck brachte, dass die HGB mit dem sozialen Verspreche­n der Flüwo erwarte, dass die Blaubeurer Mieter durch diese Aufwertung der Gebäude zu Nutznießer­n der vorliegend­en Verschmelz­ung werden. Damit solle bezahlbare­s Wohnen langfristi­g gesichert und modernes Wohnen gewährleis­tet sein.

Auch was die Mitarbeite­r der HGB angeht ist die Zukunft gesichert. In Blaubeuren soll das bestehende Büro verbleiben und mit den bisherigen Mitarbeite­rn zu einem neuen Standort der Flüwo werden.

Unter diesen Voraussetz­ung empfiehlt auch der Verband, die Fusion und sieht nur Vorteile für alle Beteiligte­n.

Nachdem die Blaubeurer sich für die Fusion ausgesproc­hen haben, fehlt noch die Zustimmung der Flüwo Mitglieder. Diese tagten am gestrigen Freitag. Sollte hier ebenfalls eine Zustimmung erfolgen, wird die Fusion rückwirken­d zum 1. Januar 2020 umgesetzt.

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