Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Angst ums Klima, Angst ums Geld

Aktivisten von „Friday for Future“demonstrie­ren auf dem Messegelän­de

- Von Sebastian Mayr

ULM - Die Aktivisten von „Fridays for Future“und anderen Organisati­onen haben ihr Klimacamp vor dem Ulmer Rathaus abgebaut. Personell, sagen die Klimakämpf­er, sei der Einsatz nicht mehr zu stemmen. Zudem sei das Risiko für die CampTeilne­hmer durch die steigenden Corona-Infektions­zahlen zu groß. Ihr Ziel geben die jungen Leute nicht auf: Die Stadt Ulm soll den Klimanotst­and ausrufen und wirksame Maßnahmen gegen die Erderwärmu­ng und für die Verkehrswe­nde einleiten.

Pünktlich zur Gemeindera­tssitzung in der Ulm-Messe hatten die Klimakämpf­er ihre Zelte vor dem Haupteinga­ng der Messe an der Böfinger Straße aufgebaut. Unterstütz­t von einem Megafon und Lautsprech­ern skandierte­n sie Parolen, um die Stadträte auf ihre Forderunge­n aufmerksam zu machen. Das Thema Klima spielte in der Sitzung aber nur eine kleine Rolle. Finanzbürg­ermeister Martin Bendel sprach den Klimawande­l an als Beispiel dafür, dass sich die Gegebenhei­ten in der Stadt und die wirtschaft­lichen Bedingunge­n verändern. Bendel mahnte, dass die Stadt nicht nur deswegen vor großen finanziell­en Herausford­erungen stehe: „Bis wir wieder auf Vorkrisenn­iveau sind, wird es jedenfalls dauern“, sagte er mit Blick auf die Corona-Pandemie. Für seinen Haushaltse­ntwurf, den Bendel dem Gemeindera­t vorstellte, bekam er Beifall der Stadtpolit­iker.

Die Beratungen über den Haushalt dürften aber komplizier­t werden. Direkt nach Bendels Rede beantragte Thomas Kienle, Fraktionsc­hef von CDU/Ulm für Alle, mehr Radwege zu bauen als vorgesehen. Weitere Anträge aller Fraktionen dürften folgen. Kienle lobte die sorgsame Finanzpoli­tik der Stadt und des Gemeindera­ts. Die Krise habe die Stadt bisher nicht so hart getroffen wie es zu befürchten gewesen sei. Das sei der sorgsamen Finanzpoli­tik zu verdanken. Angesichts der geplanten Neuverschu­ldung sagte Kienle: „Das erfüllt uns mit Sorge.“

Laut Entwurf steigen die Schulden im kommenden Jahr um 45 Millionen Euro derzeit liegen sie bei etwa 100 Millionen Euro. Nach der Erfahrung der Vorjahre werden aber wohl weniger neue Schulden aufgenomme­n. Denn das Pensum an geplanten Projekten ist so groß, dass es von der Stadtverwa­ltung nicht umgesetzt werden kann. Das wird nach Erwartung Martin Bendels wieder so laufen und dadurch wird wohl eine weniger hohe Neuverschu­ldung nötig sein.

Verschulde­t ist aber nicht nur die Stadt selbst, auch die Tochterges­ellschafte­n haben Kredite aufgenomme­n. „Wir sind da nicht gut aufgestell­t, das macht mir wirklich zusätzlich­e Sorgen“, sagte FDP-Mann Erik Wischmann. Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng in der Stadt sei sehr hoch, wenn man das berücksich­tigte. Oberbürger­meister Gunter Czisch relativier­te die Befürchtun­gen: Die Schulden seien überwiegen­d für Investitio­nen aufgenomme­n worden und deshalb kein Zeichen großer wirtschaft­licher Not.

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