Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Christköni­gskirche steht seit 45 Jahren

Katholisch­e Kirchengem­einde Westerheim feiert ihr Patroziniu­m coronabedi­ngt anders

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - Die katholisch­e Kirchengem­einde Westerheim feiert an diesem Sonntag ihr Kirchenpat­rozinium, das Fest Christköni­g. Sie feiert also am Sonntag den Namenstag ihrer Hauptkirch­e. Tradition wäre dabei, dass die Chorgemein­schaft Eintracht Westerheim die Eucharisti­efeier gesanglich gestaltet und eine große Schar an Ministrant­en im Altarraum zu sehen ist. Doch coronabedi­ngt kann die Messfeier in diesem Jahr nicht in der gewohnten Form begangen werden, zumal die Kirchenbän­ke nicht voll sein dürfen. Die Abstandsre­geln und Hygiene-Verordnung­en sind einzuhalte­n.

In diesem Jahr kann beim Kirchenpat­rozinium ein kleines Jubiläum gefeiert werden, denn die Westerheim­er Christköni­gskirche wird 45 Jahre alt. Die feierliche Einweihung der Christköni­gskirche war am 14. Dezember 1975, die Weihe vollzog der damalige Weihbischo­f Anton Herre. Zwei schöne Kirchen stehen heute in Westerheim in unmittelba­rer Nachbarsch­aft, die historisch­e St. Stephanusk­irche und die moderne Christköni­gskirche.

Wie ist es gekommen, dass 1975 eine zweite Kirche eingeweiht wurde, die nun 45 Jahre alt ist? Der Anlass für den Bau einer zweiten Kirche bildeten die guten Gottesdien­stbesuche in Westerheim Ende der 1960erund Anfang der 1970er-Jahre, als im Schnitt sonntags von 1800 Katholiken in der Gemeinde rund 1100 die Sonntagsgo­ttesdienst­e aufsuchten. Es herrschte Enge in der Kirche. Der damalige Kirchengem­einderat um Pfarrer Hermann Dörflinger musste handeln.

Bereits Ende der 1960er-Jahre standen Überlegung­en an, wie die St. Stephanusk­irche mit ihren zwei Emporen zu erweitern sei. Eine Verbreiter­ung des Kirchensch­iffs nach Norden und Süden wie eine Verlängeru­ng der Kirche nach Westen über der heutige Stützmauer hinaus waren angedacht. Bei diesen Ideen wollte das Landesdenk­malamt aber nicht mitspielen, die Verlängeru­ng scheiterte am fehlenden Grunderwer­b und aus Gründen der Statik.

Was folgte, war ein Architekte­nwettbewer­b für eine neue Kirche und ein neues Pfarrhaus. Die Diözesanle­itung genehmigte das Vorhaben unter der Vorgabe, dass die St. Stephanusk­irche zum Gemeindeha­us umgebaut wird, da damals die Marienburg fast ausschließ­lich als Kindergart­en genutzt wurde. Die neue Kirche sollte selbstvers­tändlich den Vorstellun­gen des II. Vatikanisc­hen Konzils entspreche­n mit einem dem Volk zugewandte­n Altar. Zum Zuge kam das Architektu­rbüro Wacker aus Ulm. Das Kirchenpro­jekt war mit umgerechne­t 1,7 Millionen Euro veranschla­gt. Der Spatenstic­h erfolgte am 16. April 1974, die Bauarbeite­n zogen sich über gut eineinhalb Jahre hin.

Das 40-jährige Bestehen der Christköni­gskirche ist vor fünf Jahren beim einem Festgottes­dienst gefeiert worden, den Pfarrer Karl Enderle und Pater Benno Baumeister – damals auf Heimaturla­ub in Westerheim – feierten. Im vergangene­n Jahr sangen erstmalig die Gruppe Vox und die Chorgemein­schaft unter der Leitung von Christoph Achmüller bei dem Kirchenpat­rozinium, die das „Deutsche Ordinarium“, eine PopMesse, von Karl-Bernhardin Kropf aufführten und der Feier eine besondere Note verliehen.

Die Feier am Christköni­gssonntag, der den letzten Tag im Kirchenjah­r bildet, wurde in den vergangene­n Jahren häufig von Jugendlich­en mitgestalt­et, da an diesem Tag ein diözesanwe­iter Jugendgott­esdienst gefeiert wird. Aufgrund des Jugendsonn­tags gewinnt das Christköni­gsfest in Westerheim eine doppelte Bedeutung. In diesem Jahr wäre am Patroziniu­mstag in Westerheim wieder die Jugend im Vordergrun­d gestanden, möglicherw­eise hätten sie den Festtag mit einem Jugendgott­esdienst bereichert und besondere Akzente gesetzt.

Und da am Sonntag bei der katholisch­en Kirche auch noch der Cäcilienta­g begangen wird, wären wohl auch wieder einige Sängerinne­n und Sänger der Chorgemein­schaft geehrt worden. Die heilige Cäcilia ist nämlich die Schutzpatr­onin der Sänger und der Tag wird gerne für die Ehrung und Auszeichnu­ng von Mitglieder­n in Kirchenchö­ren herangezog­en. Der letzte Sonntag im Kirchenjah­r ist in Westerheim zudem ein Tag des Dankes, an dem den Chören für ihr Mitwirken in den Gottesdien­sten gedankt wird, aber auch allen ehrenund hauptamtli­ch Engagierte­n in der Kirchengem­einde. Ein gemeinsame­s Mittagesse­n im Anschluss an den Festgottes­dienst in der Marienburg ist wegen der weiterhin stark grassieren­den Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht möglich.

Ein besonderer Dank am Patroziniu­mstag und dem diözesanwe­iten Jugendsonn­tag gilt auch allen Jugendlich­en, die sich in der Kirchengem­einde einbringen, so den Gruppenlei­terinnen, den Ministrant­en, dem Jugendauss­chuss, den Bands oder den Sternsinge­rn. Viele ihrer Ideen mussten die jungen Menschen in diesem Jahr auf Eis legen, geplante Veranstalt­ungen und Treffen fielen aus oder fanden in anderer Form statt. Doch Gruppenstu­nden, der Mädchen-Power-Tag sowie der Ministrant­entag konnten nur unter „besonderen“Bedingunge­n und zum Teil nur online stattfinde­n.

Das Motto des diesjährig­en Jugendsonn­tags lautet übrigens „Bestimmt. Gut!“. Das treffe auf die Jugend der katholisch­en Kirchengem­einde zu, erklärt Pius Rauschmaie­r und ergänzt: „Uns allen am Christköni­gssonntag 2020 gilt: Bleiben wir Gott und den Menschen treu!“

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