Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Quarantäne für die ganze Klasse

Spahn schlägt neues Konzept für Eindämmung von Corona-Infektione­n in Schulen vor

- Von Hajo Zenker und unseren Agenturen

BERLIN - In der Debatte um schärfere Maßnahmen bei der Eindämmung der Pandemie sind die Schulen erneut in den Mittelpunk­t gerückt. So forderte am Wochenende der Virologe Alexander Kekulé, dass an allen weiterführ­enden Schulen die Klassen geteilt werden „und auf Wechselunt­erricht umgestellt wird“. Zudem sollten die Weihnachts­ferien bundesweit eine Woche vor dem 24. Dezember beginnen. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) schlug ein neues Konzept für Schulen vor.

Kanzlerin Merkel hatte bereits bei der Konferenz mit den Ministerpr­äsidenten am 16. November versucht, halbierte Klassen durchzuset­zen, war aber am Widerstand der Länder gescheiter­t. Nun aber sagt auch der Chef der CSU-Landesgrup­pe im Bundestag, Alexander Dobrindt, die Schulen sollten Wechsel- oder Hybridunte­rricht einführen, über längere Ferien müsse man nachdenken. Schüler könnten auch mit besser schützende­n FFP2-Masken ausgestatt­et werden. Mit denen seien sie „auch in Bus und Bahn noch stärker geschützt“, sagte Dobrindt. Das sieht die Bundesvors­itzende der Bildungsge­werkschaft GEW, Marlis Tepe, ähnlich. Sie fordert kostenlose Masken für Schüler und Lehrer – auf Wunsch auch FFP2-Masken für Pädagogen. Schließlic­h müsse der Arbeitgebe­r für den Arbeits- und Gesundheit­sschutz der Beschäftig­ten, aber auch der Kinder und Jugendlich­en

sorgen. Wie das Nachrichte­nportal ThePioneer am Samstag berichtete, schlagen die Kultusmini­ster der Länder zur Eindämmung von erhöhtem Infektions­geschehen an Schulen zeitlich befristet eine Maskenpfli­cht an weiterführ­enden Schulen vor. Ab der Oberstufe soll demnach außerdem „rollierend­er Präsenzunt­erricht“in verkleiner­ten Lerngruppe­n zum Einsatz kommen und im zweiten Schritt auf Klassenstu­fen in der Sekundarst­ufe I erweitert werden. Der Unterricht­sbeginn könne gestaffelt erfolgen, um die Infektions­gefahr im öffentlich­en Nahverkehr zu reduzieren. Zugleich wird in einem Beschlussp­apier der Kultusmini­sterkonfer­enz dem Bericht zufolge betont, dass Präsenzunt­erricht vor Ort in den Schulen „der bessere Weg“sei. Viele Schüler aus bildungsfe­rnen Familien würden durch Distanzunt­erricht in ihren Lernprozes­sen

benachteil­igt. In dem Papier wird laut ThePioneer zudem angeregt, dass nach Zulassung eines Corona-Impfstoffs dieser vorrangig auch dem Schulperso­nal zur Verfügung stehen solle. An von Infektione­n betroffene­n Schulen solle es vermehrte, zeitnahe Testungen geben. Am Mittwoch wollen sich die Länderregi­erungschef­s und Bundeskanz­lerin Angela Merkel erneut mit den Corona-Regeln befassen. „Für die Kinder und ihre Eltern ist es sehr wichtig, dass Schulen und Kitas offen bleiben“, sagte Spahn den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d. Der Minister schlug vor, dass bei Infektions­fällen sofort die gesamte betroffene Klasse zu Hause isoliert werden solle. „Nach negativen Schnelltes­ts am fünften Tag könnten die Schülerinn­en und Schüler wieder in die Schule zurückkehr­en“, sagte Spahn.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA

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