Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ferdinand von Schirach – Jurist und Schriftsteller
„Gott“ist bereits das zweite Theaterstück des Juristen und Bestsellerautors von Schirach (Foto: dpa), das von Lars Kraume verfilmt wurde. Vorläufer war im Oktober 2016 „Terror. Ihr Urteil“. Darin ging es im Zusammenhang mit einem Terrorangriff um die Frage, ob 164 Menschen in einem Flugzeug geopfert werden dürfen, um 70 000 in einem Fußballstadion zu retten. Auch damals konnten die Zuschauer über diese Frage abstimmen. Ihr Urteil: Eine bei Biegler nicht. Fast 30 Minuten dauert dieser Disput. Dabei drängt sich der Verdacht einer persönlichen Abrechnung des Autors Schirach mit der Kirche auf. Schließlich war er einst Schüler eines katholischen Internats.
Die Selbstbestimmung steht in der heutigen Gesellschaft zweifellos hoch im Kurs. Dies wird auch per Gesetz zugesichert, wie Verfassungsrechtlerin Litten in dem Film bestätigt. Rein rechtlich gesehen habe Gärtner also Anspruch auf ein tödliches Medikament. Und sie fügt hinzu: „Es gibt keine Rechtspflicht zu leben“. Aber klar wird auch: Die Richter, die den Paragraphen 217 aus verfassungsrechtlichen Gründen strichen, sahen sehr wohl die Probleme einer Freigabe der Suizidhilfe. Es sei ein legitimes Anliegen des Staates zu verhindern, dass sich die assistierte Selbsttötung in der Gesellschaft als normale Form der Beendigung eines Lebens durchsetzt. Auf das Urteil der Zuschauer nach diesem TVDisput darf man gespannt sein.
Das Erste zeigt „Gott“am 23. November 2020 um 20:15 Uhr.
Nach dem Film, ab ca. 21.40 Uhr, kann das Publikum abstimmen: telefonisch unter 0137/10 220 11 (dafür) bzw. 0137/10 220 12 (dagegen) oder online unter www.DasErste.de/hartaberfair oder www.DasErste.de/Gott